Stilfser Joch

2757 Meter über dem Meer – so hoch kommt man mit dem Auto in den Alpen nur an wenigen Stellen, jedenfalls auf asphaltierten Straßen. Noch höher hinauf geht’s nur am Col de l’Iséran, der mit 2770m knapp die Nase vorn hat. Die Cime de la Bonette (2802m), die ich auch schon gefahren bin, ist zwar nochmals höher, aber gemogelt, weil es eine Ringstraße ist, die von der eigentlichen Paßhöhe (2715m) abzweigt, aber für die Überquerung des Passes unnötig ist. Alles andere in diesen Höhen sind irgendwelche Schotterpisten, die ich meiner Octavia nicht zumuten würde.

Das Stilfser Joch führt von Bormio im oberen Veltlin nach Stilfs bzw. Prad im Vinschgau. Man bleibt also die gesamte Strecke in Italien. Vor 1919 verlief hier im Hochgebirge die Grenze, und an den Gebirgskrieg zwischen Österreich-Ungarn und Italien erinnern noch einige Gebäude.

Die längste Tagesetappe dieser Tour führt den Reisehasen von Bormio übers Stilfser Joch in den Vinschgau und dann über den Reschenpaß und Nauders (Österreich) ins obere Engadin. Danach geht’s über den Flüelapaß nach Davos und weiter ins Hotel in Schiers im Prättigau. Also schon wieder drei Alpenpässe und dieses Mal sogar mehr als 200 Kilometer Fahrtstrecke. Nötig wurde dieser Kraftakt, weil der Umbrailpaß, der Bormio mit dem schweizerischen Münstertal verbindet, aktuell gesperrt ist. Der hätte die Strecke deutlich verkürzt. Aber trotzdem verläuft diese Etappe deutlich entspannter als die Drei-Pässe-Etappe am Sonntag.

Der Aufstieg von Bormio zum Stilfser Joch ist etwa 21 Kilometer lang und hat viele Haarnadelkurven und einige Tunnels und Galerien. Oben angekommen gibt es kein echtes Schild, das die Paßhöhe anzeigt, nur eine aufgestellte Tafel eines Andenkenladens. Da kann der Reisehase schlecht posieren.

Denn auf der Paßhöhe geht es durchaus lebendig zu. Es gibt es einige Geschäfte (inklusive einer Bankfiliale) und mehrere Hotels und Gaststätten. Die haben alle eine recht kurze Saison, denn das Stilfser Joch ist nur von ca. Mai bis Oktober geöffnet; im Winter bleibt die Straße gesperrt. Da dann auch der Umbrailpaß gesperrt ist, erreicht man Bormio in diesen Monaten nur von Süden her (aus Richtung Tirano) oder über den mautpflichtigen Munt-la-Schera-Tunnel bei Livigno.

Ebenfalls an der Paßhöhe steht eine kleine, schlichte Kapelle, die allerdings bei all der Geschäftigkeit etwas unbeachtet am Rand bleibt.

Die Ostrampe des Passes, die schon das Startbild ziert, muß man erstmal so in die Landschaft hineingebaut bekommen.

Das fertige Meisterwerk des Straßenbaus mit insgesamt 48 Kehren ist auf jeden Fall sehr beeindruckend. Gebaut wurde die Straße übrigens schon 1820-25, als sowohl das heutige Südtirol als auch das Veltlin (mit der Lombardei) zu Österreich gehörten. Die heutige Straße folgt der ursprünglichen Trasse nahezu unverändert.

Sie ist aber natürlich deutlich besser ausgebaut als 1820.

Die Berge über dem Stilfser Joch gehören zum Kristallkamm, der zum Ortler überleitet, dem höchsten Berg Südtirols (und Tirols).

Und am Straßenrand tummeln sich die Einheimischen…

…und die Reisehasen.

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