Frankreich 2017: Aquitaine / Charente / Poitou

Et voilà, c’est le fin de ce voyage. Malheureusement, le temps est venu de rentrer…

Tja, und dann war auch schon wieder Zeit für die Rückfahrt und zum Abschiednehmen.

Und ich so: 

(Abb. ähnlich)

Hinter mir liegen 4.072 Kilometer an 17 Reisetagen, viele nette Begegnungen und wunderschöne Landschaften in einem Land, in dem ich während der letzten 15 Jahre zusammengerechnet mehr als ein Jahr verbracht habe.

Hinter Euch liegen viiiiiele Postings (ich trau mich gar nicht, nachzuzählen) mit viiiielen Photos und noch mehr Text – danke, daß Ihr durchgehalten habt (falls Ihr durchgehalten habt 😉 ). Ich hoffe, es war nicht alles ganz uninteressant; beim nächsten Treffen mache ich eine kleine Lernerfolgskontrolle.

Nutzt die nun folgende kurze Pause – das war für dieses Jahr nämlich noch nicht alles. Der Reisehase hat noch was vor.

Vor mir liegt jetzt erst einmal das Sichten und Sortieren der 2.887 Photos, die ich mit der richtigen Kamera gemacht habe (für Statistiker: Das sind 0,71 Photos pro Kilometer), was mich sicher ein paar Abende kosten wird.

Es bleibt die Erkenntnis, daß der Wettergott ein Hase sein muß. Und daß es zwar viele schöne Länder gibt, aber den ersten Platz kann halt trotzdem nur eines belegen.

Vive la France! ❤ ?? ?

Die Gironde

Daß die Gironde der Mündungstrichter von Garonne und Dordogne ist, haben wir ja gestern schon gelernt. ? Heute führt die Etappe am nördlichen Ufer entlang. Während das Südufer ziemlich flach ist, so wie hier am Fort Médoc…

…gibt es hier auf der Nordseite auch felsigere Abschnitte und Klippen.

Dazwischen finden sich aber auch immer Buchten mit Sandstränden, wie hier in St-Georges-de-Didonne, wo wohl gerade ein großes Volleyball-Turnier ausgetragen wird.

Von Royan aus gesehen gironde-aufwärts liegen keine größeren Städte, aber ein paar nette Badeorte wie Mortagne-sur-Gironde mit einem kleinen Fischerhafen.

Typisch für die Region sind die auf Holzpfählen im Wasser stehenden Fischerhäuschen mit den außen angebrachten Senknetzen.

Pointe de Grave

Die Gironde ist ja bekanntlich (? ?) ein Ästuar. Der Mündungstrichter von Garonne und Dordogne ist der größte in Europa, noch vor der ähnlich breiten, aber kürzeren Elbmündung. Das offene Meer beginnt an der Pointe de Grave, der Nordspitze der südlich der Gironde gelegenen Landseite. 

Die Pointe de Grave selbst hat außer der schönen Sicht aufs Meer und das gegenüberliegende Gironde-Ufer nicht sonderlich viel zu bieten: Einen Leuchtturm, ein paar Leuchtfeuer, breite Sandstrände und eine alte, in die Dünen gegrabene Bunkeranlage.

Gironde, Pointe de Grave, Atlantik (v.l.n.r.). 

Die bis etwa 15 Kilometer breite Gironde wird durch die Pointe de Grave deutlich verengt. Eine Brücke gibt es trotzdem nicht. Stattdessen stellt eine Fähre, die tagsüber etwa im 90-Minuten-Takt verkehrt, die Verbindung zwischen Le Verdon und Royan her. Die Überfahrt dauert etwa 30 Minuten.

Damit geht es also nun über die Gironde und somit von Aquitanien hinüber in die Region Poitou-Charentes (was seit der komischen Reform vor ein paar Jahren nun eine gemeinsame Großregion ist). 

Während man selbst aufs Oberdeck geht, bleiben die Autos im Rumpf der Fähre, und obwohl das Meer ganz ruhig ist, denkt man hin und wieder mal darüber nach, ob alle vor dem Aussteigen auch wirklich die Handbremse angezogen haben. Und ja, das haben alle.

Ach, und obwohl ich mich nicht gerne über Übersetzungen lustig mache: Das hier ist trotz des ernstzunehmenden und wichtigen Themas Plastikmüll in den Ozeanen einfach nur niedlich. Bliebe nur noch zu klären, wieviel Müll so ein Ozean ist, wenn er nicht ein Müll ist. Zwei Müll?

Zum Abschluß des Tages: Abendessen in Royan, an der Hafenpromenade und im Freien. Es ist, wie die Partei DIE PARTEI, sehr gut.

Soulac-sur-Mer

Soulac liegt an der Westküste des Médoc, also schon am offenen Meer. Hier steht die alte Kirche Notre-Dame-de-la-Fin-des-Terres. Sie ist – als Teil der französischen Jakobswege – seit 1998 UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Ort ist ansonsten eher jüngeren Datums, ein typisches Seebad mit hübscher Strandpromenade.

Da der Küstenabschnitt hier sehr flach ist, muß man bei Ebbe das Meer erst einmal suchen gehen, findet es dann aber am erwarteten Platz.

Médoc (2)

Neben dem Wein bleibt vor allem um Margaux und Pauillac wenig Raum für andere Dinge. Aber ein paar Eindrücke jenseits der Önologie habe ich doch gesammelt.

Wegen der strategischen Bedeutung der Gironde und speziell zur Absicherung von Bordeaux entstanden unter Ludwig XIV. mehrere Festungen. Gegenüber des am Nordufer gelegenen Blaye errichtete man das Fort Médoc. Baumeister war wie üblich Sébastien de Vauban, was mir als Saarlouiser natürlich immer besonders gut gefällt.

Le Lapin Ingénieur veut implanter un fort.

In Vensac, einem Dorf mit niedlich gestaltetem Ortskern, steht noch eine alte Windmühle.

Die bunten Glasfenster der Kirche in Saint-Vivien-de-Médoc tauchen den Innenraum in ein ganz seltsames Licht.

Damit bin ich dann auch schon ganz im Norden des Médoc angekommen.

Médoc (1)

Nordwestlich von Bordeaux, am südlichen Ufer der Gironde, liegt das Médoc. In erster Linie bekannt ist es als Weinanbaugebiet. 

Obwohl Fontane wohl nie hier war: Das ist ein weites Feld.

Über eine Strecke von gut 50 Kilometern entlang der D2 reiht sich Weingut an Weingut, Château an Château, und die Weinfelder reichen bis zum Horizont. Auch das Navi zeigt nur noch Weingüter:

Und die sehen nicht selten so aus wie z.B. Château Pichon Baron in Saint-Lambert:

Weit im Süden liegt Margaux, das sich ganz bescheiden “berühmteste Weinlage der Welt” nennt. Das ist hier schon alles sehr mondän; man präsentiert sich gediegen. Und das Preisniveau hält da mühelos mit.

Rund um Margaux: Wein, soweit das Auge reicht.

Boah, ist das ein weites Feld.

Überall ist jetzt auch die Weinlese in vollem Gange. Ich unterhalte mich kurz mit einem Erntehelfer, der aus Italien hierhergekommen ist (auf Spanisch – funktioniert erstaunlich gut).

Zentrum des Médoc, zumindest was den Wein betrifft, ist Pauillac. Der Ort selbst ist ein überschaubares kleines Städtchen mit kleinem Bootshafen. 

Hier sind die ganz großen Namen des Médoc auf engstem Raum versammelt: Château Mouton-Rothschild, Château Lafite-Rothschild und Cos d’Estournel. Während die Rothschild-Weingüter architektonisch eher Zurückhaltung üben, zeigt sich Cos d’Estournel extravagant.

Nördlich folgt mit Saint-Estèphe ein weiteres großes Anbaugebiet. Man kann hier 59 Châteaux durchprobieren, wenn man möchte. 

Das ist aber auch echt ein weites Feld.

Weil ich aber nachher noch mit dem Auto auf die Fähre nach Royan finden muß, halte ich mich etwas zurück.
Hinter Saint-Estèphe gibt es dann erstmals auch Obstbaumwiesen und Maisfelder zwischen all dem Wein, und fährt man weiter nach Norden, hört der Weinbau irgendwann ganz auf.

Fun Fact: Zum Abendessen trinke ich einen Weißwein, der so gut ist, daß ich das Weingut wohl auf die Fahrtstrecke aufnehmen werde. Es ist ein Sauvignon – aus dem Haut-Poitou…

Dune du Pilat

On a marché sur la dune. ?

Bevor ich gleich meiner Begeisterung über diesen Höhepunkt Ausdruck verleihe, sagt uns die Düne selbst die Fakten:

Die größte und höchste Wanderdüne Europas ist ein gigantischer Berg aus feinstem Sand (der sich später in allen Ritzen wiederfindet), zwischen dem Meer und den Küstenwäldern gelegen. 

Der Aufstieg ist steil…

…ist aber ein großer Spaß, der mit einem grandiosen Ausblick belohnt wird.

Arcachon

Der namensgebende Ort liegt an der Südseite der Bucht und ist ein Badeort, der ab der Mitte des 19. Jh. entstanden ist.

Die Fahnen sind keine französischen, sondern die der Stadt (schwarz-weiß-gelb); ich habe also nicht am Farbregler gedreht. Ist auch nicht nötig. 

Es gibt hier viele Hotels und Strandvillen aus der Belle-Époque, und natürlich hat Arcachon, wie jedes Seebad, das etwas auf sich hält, auch eine Strandpromenade mit Seebrücke, die Jetée Thiers.

2004 eröffnet, war die Brücke noch brandneu als ich in Arcachon war. Weil das verbaute Hartholz damals noch ausdünstete, hatte die Stadt Erklärtafeln aufgestellt, warum es auf der Brücke nach Hundekacke roch. Wie damals versprochen ist der Geruch inzwischen aber verflogen. ?

Von hier starten Bootstouren durch das Bassin und zu der Vogelinsel, und es gibt auch Linienverkehr zu den anderen Orten der Bucht.

Hier kann man’s gut aushalten.

Bassin d’Arcachon (2)

Das Bassin d’Arcachon ist eine große Meeresbucht in der sandigen Ebene, die sich von der Gironde-Mündung bis hinunter nach Bayonne erstreckt. Die Bucht hat nur einen schmalen Zugang zum offenen Meer, in dem zusätzlich auch noch Sandbänke liegen. Kein Spaß also für die Schiffahrt, die außerdem auf die Gezeiten achten muß. Bei Flur ist die Wasserfläche des Bassin nämlich viermal so groß wie bei Ebbe, wenn weite Teile der Bucht sich in eine Wattlandschaft verwandeln. Der Tourist hingegen (und auch der Reisehase) findet schönste Sandstrände.

Außer vom Tourismus lebt man hier traditionell von Fischerei und Austernzucht (das Thema stelle ich aber mal zurück – in ein paar Tagen mehr).

Im Osten gibt es ausgedehnte Sumpfgebiete; hier ist ein Hotspot für Ornithologen, auch weil viele Zugvögel vorbeikommen oder überwintern, vermutlich auch ein paar meiner Störche aus Bad Schönborn. Beobachtungsstellen sind eingerichtet, und der renommierte vogelkundliche Park ist vielbesucht.

Die größte Insel der Bucht ist ebenfalls Vogelschutzgebiet, heißt Île aux Oiseaux und läßt sich also nur unter größten Schwierigkeiten korrekt aussprechen. Ich find’s jedenfalls schwieriger als “Je cherche Serge”, was wir in der Sprachschule in Montpellier mal hatten. Die Aussprache “Ilososo” ginge zwar, genügt aber meinen Ansprüchen nicht.

Nun denn. Vom Vogelpark aus führen Wege durch die Landschaft des Bassin.

Den lübschen Lesern (bin lernfähig) sei also ein Besuch dringend angeraten. Ich habe für Vogel-Photographie nicht das richtige Equipment. Bei mir sieht das dann so aus:

Bläßhuhn.

Bassin d’Arcachon

Aujourd’hui c’est le lapin cycliste.

Heute steht eine Fahrrad-Etappe auf dem Programm. Das Leihrad (natürlich kein E-Bike!) ist grundsätzlich gut, aber die Sattelhalterung ist nicht sehr fest – oder meinem Gewicht nicht gewachsen (oha… wenn ich jetzt schon zu fett bin… die Gegend, in der ich mich mit Gänseleber stopfen lassen möchte, kommt doch erst…). Jedenfalls muß ich alle drei, vier Kilometer den Sattel nachjustieren bzw. 20cm höherstellen. Mit der Zeit nervt das etwas. Auf 47,06 Kilometer bringe ich es dennoch; kein Radmarathon also, aber ok.

Die Strecke geht von Le Teich nach Pyla-sur-Mer und über Arcachon wieder zurück. Ein Großteil davon auf schönen Radwegen.

Wie man sieht, spielt auch das Wetter mit. Die für heute angekündigte Regenfront jedenfalls ist angenehmerweise nachts durchgezogen.