Bogny-sur-Meuse

Bogny besteht aus drei ursprünglich selbständigen Gemeinden (Château-Regnault, Levrézy und Braux) und zieht sich daher über fast zehn Kilometer durchs Maastal (mit Schleifen natürlich).

In Château-Regnault steht auf hohem Felsen über dem Maastal das Denkmal für die “4 Fils Aymon”. 

Die Legende der Haimonskinder ist ein uraltes Heldenepos, das im 8. Jahrhundert spielt und sich zu wesentlichen Teilen hier an der Maas verorten läßt. In Grundzügen geht es um vier Brüder, die sich mit Karl dem Großen anlegen und von einem Pferd namens Bayard mit überirdischen Kräften unterstützt werden. Einen der Haimonssöhne, die Hauptfigur Renaud (Reinold) verschlug es später ins Rheinland und weiter nach Dortmund, wo er bis heute Stadtpatron ist (Dortmunds Hauptkirche ist die Reinoldikirche).

Vom Denkmal blickt man hinunter auf den ebenfalls nach Reinold benannten Ort Château-Regnault. 

Château-Regnault war Standort einer Herrschaft und einer Burg, die Ludwig XIV. zerstören ließ.

In Levrézy steht das Musée de la Métallurgie Ardennaise (MMA), das zeigt, daß auch dieser Teil des Maastals bedeutende Eisenindustrie besaß.

Der Ortsteil Braux wiederum bezeugt  mit der Kollegiatskirche, die in den Fundamenten bis ins 9. Jahrhundert, also fast in die Zeit der Haimonskinder, zurückreicht, daß die Gegend schon im frühen Mittelalter besiedelt war.

An der Maas

Zwischen Charleville-Mézières und der belgischen Grenze hat sich die Maas tief in die Ardennen hineingegraben und verläuft hier in vielen Flußschleifen durch ein weitgehend bewaldetes Gebiet. 

Die wenigen Orte am Fluß sind industriell geprägt; Wald und Wasser waren wichtige Rohstoffe für die Eisenverarbeitung, außerdem wurde und wird Schiefer abgebaut und verarbeitet, zum Beispiel in Fumay. Der Ort liegt in einer Flußschleife der Maas.

Revin liegt gleich in zwei Flußschleifen.

Monthermé liegt zur Abwechslung dann auch in einer Flußschleife. Es gibt da echt einige. 

Die von Monthermé erinnert vom Aussichtspunkt an der Longue Roche aus übrigens sehr an die Saarschleife; allerdings bin ich dieses Mal nicht dort hoch (2006 schon). Aber es wäre eine längere Wanderung, und heute fehlte die Zeit. Also nur ein Blick von unten, weshalb man die Schleife nur erahnen kann.

Mit der Abteikirche von Lavaldieu am Stadtrand von Monthermé zeigen dann übrigens die Prämonstratenser, daß auch andere Orden schöne Klöster haben.

Rocroi

Die vielleicht schönste Festungsstadt des französischen Nordens ist Rocroi. Es ist ursprünglich – ausnahmsweise mal – keine von Vauban geplante Festung, sondern etwa 100 Jahre älter und entstand um 1550 im Auftrag König Henri II. zum Schutz der Grenze gegenüber dem Heiligen Römischen Reich. Vauban hat die Festung später aber noch perfektioniert.

Die sternförmigen Bastionen haben sich vollständig erhalten; auf Luftbildern sieht das phantastisch aus. In der flachen Landschaft, in die Rocroi eingebettet ist, gibt es aber keinen ausreichend hohen Aussichtspunkt. Was bei der Anlage der Festung übrigens durchaus zur Strategie gehörte.

Einen Eindruck erhält man aber zumindest von der etwas erhöhten Bastion de Montmorency.

Das Stadtzentrum bildet die Place d’Armes, von der die neun Hauptstraßen der Festung strahlenförmig ausgehen. Hier am zentralen Platz stehen dann auch Rathaus und Kirche, Brasserien und Restaurants.

Gefällt es hier: Lapin Fortifié.

Thiérache: Églises fortifiées

Die Thiérache, ein Landstrich in der östlichen Picardie, war im 16. und 17. Jahrhundert immer wieder Durchzugsgebiet von Truppen verschiedener Herkunft. Weil dabei die Dörfer immer wieder geplündert und zerstört wurden, wurden die Kirchen durch Türme und Wehrmauern verstärkt, um der Bevölkerung im Kriegsfall Schutz bieten zu können. Etwa 50 dieser “Églises fortifiées” haben sich erhalten; sie sind die Wahrzeichen der Thiérache und über eine touristische Route miteinander verbunden.

Alle 50 habe ich natürlich nicht abgefahren, auch wenn man mir das vermutlich zutraut. Aber fast. ? Naja, jedenfalls einige; ein gutes Dutzend werden es gewesen sein. Und alle sind individuell; es wird (mir) also auch bei der x-ten Wehrkirche nicht langweilig. Zur Dokumentation hier die Orte in der Reihenfolge der Photos: Burelles (Photo oben), Beaurain, Gronard, Prisces, Hary, Plomion, La Bouteille, Origny-en-Thiérache. 

Das Konzept der Wehrkirche war offensichtlich erfolgreich, denn es haben sich ja viele dieser Gebäude erhalten. Das ist ansonsten nicht selbstverständlich in einer quasi permanent von kriegerischen Auseinandersetzungen heimgesuchten Gegend. In der Kirche von La Bouteille ist zum Beispiel ein Modell des Zisterzienserklosters Foigny ausgestellt. 

Vor Ort sieht das dann etwas weniger prachtvoll aus. Von der Klosterkirche, die mit einer Länge von über 100 Metern zu den größten Zisterzienserkirchen zählte, hat sich nur dieser erwa vier Meter hohe Mauerrest erhalten. Die Kapelle daneben ist jüngeren Datums.

Etwas mehr Glück hatte die Abtei Saint-Michel, ein Benediktinerkloster am Stadtrand von Hirson.

Lapin-en-Thiérache:

Charleville-Mézières

Ich greife ja vor Reisen immer gerne nach passender Lektüre aus meinem Bücherregal. Hier bietet er sich an:

Arthur Rimbaud wurde in Charleville geboren. Das Wohnhaus der Familie steht noch.

In der Alten Mühle an der Maas ist das Musée Arthur Rimbaud untergebracht.

Rimbaud, einer der Skandalautoren des 19. Jahrhunderts, gehört zu den bedeutendsten französischen Dichtern. Berühmt ist sein Gedicht “Le bateau ivre” (Das trunkene Schiff), berüchtigt die skandalumwitterte und turbulente Freundschaft und Beziehung zu Paul Verlaine.

In den Straßen Charlevilles trifft man überall auf den Dichter, nicht nur als Namensgeber für einen dieser komischen E-Zigaretten-Shops (“Les vapeurs de Rimbaud”), sondern auch auf Originalzitate.

Französisch ist echt fies. Ich hätte hier “rêvé” geschrieben, nicht die Pluralform, weil ich den Bezug zu “amours” nicht hergestellt hätte… ?

Wie Longwy ist auch Charleville-Mézières eine Doppelstadt, was sich unschwer am Namen erkennen läßt. Mézières ist das Wirtschafts- und Verwaltungszentrum; hier steht z.B. die Präfektur des Départements und das große Rathaus, das sich gerade teilweise hinter Gerüsten versteckt.

Richtig hübsch wird die Doppelstadt aber erst in Charleville. Die Festungs- und Garnisonsstadt wurde 1606 von Carlo de Gonzaga gegründet und mit Verfolgten und Verurteilten aus allen Regionen besiedelt (darunter auch mehrere Mörder und… zwei Hexen). Am Eingang zu seiner Stadt steht sein Denkmal.

Zentrum Charlevilles ist die Place Ducale, einer der schönsten Stadtplätze Frankreichs (neben Arras, Nancy und der Place des Voges in Paris).