Tetschen liegt in einem Talkessel der Elbe am südlichen Rand der Böhmischen Schweiz, also der Fortsetzung der Sächsischen Schweiz auf tschechischer Seite. Im Gegensatz zu Aussig liegt Tetschen aber tatsächlich am Fluß und bietet auch eine Uferpromenade unterhalb des Schlosses.
An der Stelle, an der das heutige Renaissanceschloß steht, befand sich schon im Mittelalter eine Festung, mit der der Handelsverkehr auf der Elbe kontrolliert wurde. Die Stelle war besonders günstig, weil das Elbtal hier eine Engstelle bildet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die tschechische Armee und (nach 1968) Sowjettruppen das Schloß, das nach der Wende und dem Abzug der Soldaten in einem nicht mehr so guten Zustand war. Mit viel Aufwand wurde das Schloß seitdem wieder restauriert.
Eine Engstelle bildet das Elbtal hier, weil direkt dem Schloßberg gegenüber die Schäferwand liegt.
Die weiße Burg oben ist nicht mittelalterlich, sondern eine 1905 eröffnete Gaststätte. Denn der markante Felsen am linken Elbufer entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Ausflugsziel. Durch den Berg führt außerdem ein Eisenbahntunnel der von Dresden kommenden Bahnstrecke.
Heute kann die Schäferwand auch zum Klettern genutzt werden, wenn man den Mut dazu aufbringt. Respekt! Für mich mit meiner ausgeprägten Höhenangst wäre das jedenfalls nichts.
Hübsch ist aber nicht nur die Lage von Tetschen im Elbtal, sondern auch das Stadtbild. Zum Beispiel am Rathausplatz.
Zum Schloß führt die fast 300 Meter lange Straße Dlouha jizda (Lange Fahrt) hinauf. Sie ist auf beiden Seiten von Mauern begrenzt.
Im Schloßgarten findet heute eine Veranstaltung statt. Es gibt auch einen Sprecher, aber mit meinen nicht einmal rudimentären Tschechisch-Kenntnissen hilft mir das so ziemlich gar nichts. Ich glaube, es ist eine Abschlußveranstaltung für Studenten.
Direkt neben der Langen Fahrt steht die barocke Heilig-Kreuz-Kirche. Davor wird Eis verkauft (Zmrzlina), und ich glaube, daß es weltweit nicht allzu viele Wörter geben dürfte, die mit ZMRZL anfangen.
Tetschen bietet auch interessante zeitgenössische Bauwerke, wie das Infozentrum, das eine Bibliothek und die Touristen-Info beherbergt.
Tetschen gegenüber liegt Bodenbach, ein erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts, nach dem Bau der Eisenbahn, entstandener Ort. In Bodenbach entwickelte sich eine lebhafte Industrie, vor allem Maschinenbau und Metallverarbeitung. Schon 1901 erhielt Bodenbach die Stadtrechte. 1942 wurden beide Städte vereinigt; die Stadt hieß nun für drei Jahre Tetschen-Bodenbach. Heute ist Bodenbach ein noch immer industriell geprägter Stadtteil von Děčín und heißt Podmokly oder schlicht Děčín IV. Sehenswertes gibt es aber auch hier: In einem der ältesten Gebäude des Stadtteils, im ehemaligen Jagdschloß, ist das Regionalmuseum der Stadt untergebracht.
Insgesamt hat mich Tetschen sehr überrascht, weil die Stadt wirklich sehenswert ist und sehr viel bietet. Da wird der Reisehase wohl nochmal wiederkommen müssen, alleine schon, um dann auch auf die Schäferwand hinaufzugehen (gehen – nicht klettern!).