Fehrbellin

In Fehrbellin besiegte 1675 ein brandenburgisches Heer ein eigentlich überlegenes schwedisches Heer. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, konnte mit diesem Sieg die Schweden aus Pommern vertreiben und legte die Grundlage dafür, daß sich Preußen zur Großmacht entwickeln konnte. Das war den Preußen im 19. Jahrhundert eine Siegessäule wert.

Sie steht am Hakenberg südöstlich von Fehrbellin, wo 1675 die Schlacht stattfand. Man kann hinaufsteigen (114 Stufen) und dann den Blick über die flache Landschaft des nordwestlichen Brandenburg genießen.

Die Siegessäule wird von einer Siegesgöttin gekrönt, und die Ähnlichkeit zur “Goldelse” auf der Berliner Siegessäule ist nicht zufällig. Beide stammen von Christian Daniel Rauch und ist eine ältere Schwester der Berliner Victoria.

Ein weiteres Denkmal steht an der langen Allee, die zur Siegessäule führt.

Fehrbellin kann man sich auch literarisch nähern. Ausnahmsweise aber mal nicht mit Fontane (obwohl der natürlich auch hier war), sondern mit Heinrich von Kleist. Der übrigens auch Brandenburger war, allerdings aus einer anderen Ecke (Frankfurt/Oder). Kleist schrieb das Drama “Prinz Friedrich von Homburg oder Die Schlacht bei Fehrbellin”. Der Ort selbst ist von überschaubarer Größe und ebenso überschaubarer Sehenswürdigkeit. Es gibt eine Pfarrkirche, die etwas verloren am Ortsrand herumsteht.

Außerdem gibt es viele renovierte Häuser in der Hauptstraße und ein paar nicht renovierte. Wer also hofft, noch schnell was beim VEB Braukombinat Potsdam abholen zu können, wird wohl enttäuscht werden.

Und noch was aus der Literaturgeschichte: In Linum, einem Ortsteil von Fehrbellin, wurde Luise Hensel geboren, von deren Werk vor allem ein Gedicht sehr bekannt ist: Das Nachtgebet. “Müde bin ich, geh zur Ruh…” Die offenbar sehr gutaussehende Luise verdrehte manchem Mann den Kopf, unter anderem Clemens Brentano und Wilhelm Müller, der für sie den (von Schubert vertonten) Gedichtzyklus “Die schöne Müllerin” schrieb. Luise war aber tief religiös, konvertierte mit 14 zum Katholizismus, heiratete nie, lebte später im Westfälischen und starb in Paderborn. An der von Störchen bewohnten Kirche in Linum ist eine Gedenktafel für die Dichterin angebracht.

Für Literaturhistoriker ist Brandenburg also definitiv ein gutes Reiseziel. Und das gilt auch für die Stadt im nächsten Beitrag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*