Früher bezeichnete sich Bunzlau als “Stadt des guten Tons”, weil hier die bekannte Bunzlauer Keramik hergestellt wurde. Das Wortspiel funktioniert so im Polnischen nicht, aber Tonwaren werden hier immer noch gefertigt. Charakteristisch sind die blauen oder braunen Dekore.
Vom Heuscheuergebirge nach Bunzlau ist es ja ein ziemlicher Sprung. Und eigentlich wäre Bunzlau laut Reiseplan auch erst in zehn Tagen an der Reihe gewesen. Die Reise sollte eigentlich durchs Altvatergebirge weitergehen und dann oder-abwärts nach Oppeln und Breslau. Aber die Wettervorhersagen mit Warnungen vor tagelangem Dauerregen, enormen Regenmengen und drohenden Überflutungen entlang der Oder klangen ziemlich dramatisch und machten eine kurzfristige Änderung des Reiseplans nötig. Was jetzt ausfallen muß, also vor allem Mittelschlesien mit Breslau, wird nun Teil einer weiteren Reise nach Schlesien werden, die es nächstes Jahr ohnehin gegeben hätte, denn der ganze Ostteil um Kattowitz, Gleiwitz etc. hätte sowieso nicht in den Zeitplan dieser Tour gepaßt. Stattdessen fahre ich in Richtung Nordwesten aus dem Epizentrum des Regengebietes heraus. Der weitere Reiseverlauf wird nun ziemlich spontan werden.
Anlaufpunkt ist erst einmal Bunzlau, wo das Wasser tatsächlich (noch) nicht von oben, sondern von unten kommt:
Es ist zwar bedeckt, aber es regnet den ganzen Nachmittag nicht. Und so kann der Brunnen auf dem sehr schönen Bunzlauer Ring vor sich hinplätschern.
Der Ring ist auf allen Seiten von schönen Giebelhäusern umgeben. Es gibt viele Geschäfte und Cafés mit Außenbereichen, auch wenn heute nicht unbedingt die perfekten Temperaturen sind, um draußen zu sitzen. Aber die Atmosphäre auf dem Platz ist sehr nett.
An die Keramikherstellung wird auch erinnert, zum Beispiel mit diversen Sitzbänken und anderen Objekten mit glasierten Tonkacheln. Es gibt auch ein Keramikmuseum, das vor kurzem umgezogen ist und jetzt nicht mehr in der Innenstadt am Rand des Stadtparks zu finden ist, sondern etwas außerhalb des Zentrums an der Zgorzelecka (Görlitzer Straße).
Neben alten oder wiederaufgebauten historischen Gebäuden steht hier aber durchaus auch sehenswerte moderne Architektur.
Der Altstadtkern ist allerdings vor allem von Plattenbauten oder größeren Wohn- bzw. Büroblöcken umringt. Die Stadt ist aber auch stark gewachsen und hat heute etwa doppelt so viele Einwohner wie vor dem Krieg.
Erhalten haben sich noch Teile der alten Stadtmauer.
Wenn man genau hinschaut, sieht man auch sehr schöne Details.
Eine weitere bedeutende Sehenswürdigkeit Bunzlaus steht etwas außerhalb: Das alte Eisenbahnviadukt, mit dem die Bahnstrecke Berlin-Wien über das Tal des Bober geführt wurde. Es wurde 1844-46 errichtet, war einer der ersten Großbauten des deutschen Eisenbahnnetzes und ist bis heute eines der größten Eisenbahnviadukte Europas.
Und es steht nicht nur als Denkmal in der Gegend rum, sondern wird immer noch befahren. Zwar nicht mehr für eine Direktverbindung Berlin-Wien, aber auf der Strecke Dresden-Breslau und vom niederschlesischen Nahverkehr.