Neugablonz

Auf der Reise durchs Sudetenland im Mai dieses Jahres war ich ja auch in Gablonz. Die Tour durch Oberschwaben bietet nun die Möglichkeit, elegant einen Bogen von den Sudeten ins bayerische Voralpenland zu schlagen. Als die Sudetendeutschen nach dem Krieg vertrieben wurden, siedelten sie sich unter anderem auch am nördlichen Rand von Kaufbeuren an. Bzw. sie wurden hier angesiedelt. Wie andere bayerische Vertriebenenstädte (der Reisehase war ja schon in Traunreut und Waldkraiburg) entstand Neugablonz auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsanstalt. Der Ort hat daher natürlich keine historische Bausubstanz.

Und die Hauptstraße des Ortes heißt ebenfalls daher nicht umsonst so, wie sie heißt:

Es gab aber früh auch schon Annäherungen: Der Rüdiger-Brunnen, bis 1945 das Wahrzeichen von Gablonz, steht heute in Neugablonz. 1968 wußte man in Bayern die Gunst der Stunde, den Prager Frühling, zu nutzen und kaufte Figur und Brunnen für 10.000 US-Dollar. Die Summe spendeten zwei Neugablonzer Fabrikanten. Seitdem steht der Rüdiger-Brunnen nun hier in einer kleinen Parkanlage.

Außerdem sind Kaufbeuren und Jablonec nad Nisou seit 2009 Partnerstädte.

Die aus dem Isergebirge, speziell aus der Glasmacherstadt Gablonz, vertriebenen Deutschen brachten ihre Kenntnisse der Glasmacherei hierher mit und gründeten Fabriken für Glasprodukte und Modeschmuck, die zum Teil noch heute bestehen und Neugablonz zu einem Zentrum dieses Industriezweiges machten. In diesem Gebäude ist die Erlebnisausstellung Gablonzer Industrie untergebracht:

In der Nähe steht, sehr dezent, das Vertriebenendenkmal.

Und im Stadtteilzentrum steht, weniger dezent, das große, etwas zu düster wirkende Gablonzer Haus mit dem Isergebirgsmuseum, einer Ausstellung über die Gebirgslandschaft und die Glasmacher-Industrie.

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