Von Hirschberg aus verläuft entlang der Kamienna das Hirschberger Tal stetig aufwärts ins Riesengebirge hinein. Es ist auf allen Seiten von Gebirgszügen umgeben. Im 19. Jahrhundert war das Tal besonders beim preußischen Hochadel beliebt (Schlesien war ja seit dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 preußisch). Man errichtete zahlreiche prachtvolle Schlösser, die der Reisehase heute allerdings nicht besucht, weil die Zeit fehlt auf dieser recht langen Tagesetappe. Aber die Fahrt dient ja ohnehin erst einmal nur dem Kennenlernen des Riesengebirges, und eine Rückkehr ist ohnehin schon in Planung. Erster Haltepunkt im Hirschberger Tal ist Bad Warmbrunn.
Der Ort war früher eine eigenständige Stadt und ist heute ein Stadtteil von Hirschberg. Der polnische Name ist Cieplice Śląskie-Zdrój, was mich zusammen mit Ortsnamen wie Szklarska Poręba doch fragen läßt, ob es statt “böhmische Dörfer” nicht besser “polnische Dörfer” heißen müßte.
Bad Warmbrunn besitzt heiße Schwefelquellen, deren Heilkraft schon im Mittelalter bekannt war. Außer Kurgästen kamen auch die Zisterzienser hierher: Das Kloster Grüssau unterhielt hier eine Propstei, die 1691 das “Lange Haus” erhielt.
Außerdem errichteten die Grafen von Schaffgotsch ab 1789, während also in Frankreich schon die Revolution begann, ein großes Palais.
Das ohnehin schon sehr sehenswerte Hirschberg hat mit Bad Warmbrunn also auch noch einen ebenso sehenswerten Stadtteil.
Weiter talaufwärts liegt das kleine Dörfchen Agnetendorf (Jagniatków). Hier ließ sich ab 1900 Gerhart Hauptmann vom Architekten Hans Grisebach die Villa Wiesenstein errichten, wo er in der ländlichen Abgeschiedenheit des kleinen Ortes lebte und arbeitete. Die Villa ist heute Museum.
Mehr Trubel als in Agnetendorf herrscht ein paar Orte weiter in Schreiberhau (Szklarska Poręba), einem alten Glasmacherdorf. Der Ort, der ein paar Kilometer unterhalb des nach Tschechien führenden Neuweltpasses (Przełęcz Szklarska) liegt, ist heute ein beliebter Urlaubsort und bietet einige touristische Attraktionen wie Kletterpark, Sommerrodelbahn etc.
In der Umgebung liegen aber auch einige Naturdenkmäler wie der Zackelfall oder die Rabensteine, so daß der Ort auch bei Wanderern beliebt ist.
So sah übrigens Rübezahl ursprünglich mal aus: Eher ein gehörnter Dämon als ein bärtiger Mann. Derart stellte ihn Martin Helwig in seiner Schlesien-Karte von 1561 dar, plazierte ihn mitten ins Riesengebirge und schrieb Rübenczal darunter. Vermutlich kam die Sagengestalt mit den Bergleuten aus dem Harz oder aus Tirol ins Riesengebirge.
Heute kennt man ihn so, wie er im Riesengebirge nahezu überall auftaucht: Rübezahl, in der Gandalf-Variante.
Wobei der hier wiederum mehr Ähnlichkeit mit Catweazle hat. Zum Abschluß noch ein Blick durch die Hauptstraße von Schreiberhau, mit den Gipfeln des Riesengebirges im Hintergrund. Man kann hier die Schneegrubenbaude mit ihren markanten roten Dächern erkennen.
Ein Kommentar zu „Hirschberger Tal“