Freyburg (Unstrut)

Im Tal der Unstrut liegt mitten im Naturpark Saale-Unstrut-Triasland das Städtchen Freyburg.

Die Weinberge deuten es an: Freyburg ist das Zentrum des Anbaugebietes Saale-Unstrut. Und neben Weinen wird hier noch ein anderes Produkt hergestellt: Sekt in der 1856 gegründeten Kellerei Rotkäppchen. Das Unternehmen zählte zu den wenigen VEBs, die die Wendezeit nach 1989 relativ problemlos überstanden und mit seinen Produkten auch im Westen erfolgreich sein konnte.

In Freyburg lebte von 1825 bis zu seinem Tod 1852 Friedrich Ludwig Jahn, besser bekannt als “Turnvater Jahn”, der Initiator der deutschen Turnbewegung.

Die 1894 zu seinen Ehren errichtete Ehrenturnhalle ist die älteste Turnhalle Deutschlands. Daneben steht noch ein weiterer ebenfalls historistischer Bau, der als Museum der Turnbewegung konzipiert war.

Weitere Impressionen aus der Freyburger Innenstadt um den Marktplatz und vom Unstrut-Ufer:

Laucha (Unstrut)

Laucha ist ein kleines Städtchen mit schönem Ensemble aus Kirche und altem Rathaus.

Am Ortsrand befindet sich noch eine Glockengießerei.

Kurzer historischer Ausflug: Was heute viele nicht mehr wissen: Als das Saarland 1939 mit Beginn des Krieges sofort Frontregion war, wurde ein breiter Streifen an der Grenze (die sog. “Rote Zone”) evakuiert und die gesamte Bevölkerung dieser Zone ins Landesinnere verschickt, nach Thüringen, Hessen und Bayern. Die Pläne hatten die Nazis schon länger in den Schubladen. Zwischen öffentlicher Räumungsanordnung und Beginn der Transporte lagen meist nicht einmal 24 Stunden. Viel mitnehmen durfte man aber sowieso nicht, und von allem, was zurückblieb, wußte niemand, was Krieg und Plünderungen übriglassen würden. Die Rückkehr ins Saarland war erst im Juni 1940 gestattet.

Zusatzinfo: Die Franzosen hatten ihre eigene Evakuierungszone; die Menschen aus den Grenzorten wie Blies-Ebersing kamen an die Dordogne.

1944, als die Alliierten nach der Landung in der Normandie Frankreich zurückeroberten, wurde die “Rote Zone” dann nochmals geräumt; die Evakuierung wiederholte sich.

Warum ich das erzähle? Mein Heimatort Bous war damals Teil der “Roten Zone”; meine Großmutter mußte daher 1939 auch das Saarland verlassen und kam in den kleinen Ort Plößnitz bei Laucha (und 1944 dann nach Nieder-Roden bei Frankfurt). Der andere Zweig der Familie kam in den Hunsrück. Daher sind die Namen Laucha und Plößnitz noch heute feste Begriffe in der Familie.

Memleben

Le Lapin Palatinat présente Memleben.

Wenn man heute durch die kopfsteingepflasterte Hauptstraße von Memleben flaniert, einem 700-Einwohner-Dörfchen an der Unstrut, kann man sich kaum vorstellen, daß von hier aus mal das Deutsche Reich regiert wurde.

War aber so. Denn hier gab es seit dem 8. Jahrhundert eine bedeutende Kaiserpfalz; die Herscher des Heiligen Römischen Reiches kamen regelmäßig hierher. Einen festen Regierungssitz gab es damals nicht, stattdessen zog der Troß von Pfalz zu Pfalz: Unter anderem Goslar, Gelnhausen, und eben Memleben. Zwei Kaiser, Heinrich I. und Otto I. (der Große) starben hier; Otto wurde auch hier bestattet (bzw. er wurde teilweise hier bestattet: Seine Eingeweide. Der einbalsamierte restliche Leichnam wurde nach Magdeburg überführt, wo Otto das Bistum gegründet hatte).

Neben der Kaiserpfalz stiftete Otto II. im 10. Jahrhundert ein Kloster mit einer monumentalen Kirche, von der heute aber nur noch ein Mauerrest steht und ansonsten nur die Umrisse rekonstruiert wurden.

Auch die zweite Klosterkirche aus gotischer Zeit ist eine Ruine, seit im 18. Jahrhundert das Kirchendach einstürzte.

Ebenfalls zur zweiten Klosterkirche zählte die Krypta.

Erhalten haben sich außerdem die Klostergebäude um den Kreuzgang. 

Auch seine immense historische Bedeutung schützte das Kloster nicht davor, aufgelöst zu werden, als Sachsen protestantisch wurde. In Memleben wurde auf dem Klostergelände ein Landgut eingerichtet. 

In den Gebäuden des Kreuzganges sind heute gleich mehrere Ausstellungen untergebracht. Viel Stoff also für eine Besichtigung.

Man kann zum Beispiel sehen, wie ein Übersetzer im 8. Jahrhundert arbeitete: Der lateinische Text (schwarz) wurde ins Althochdeutsche (rot) übersetzt; dafür war der Zeilenabstand des Originaltextes extra großzügig bemessen. Handarbeit ohne maschinellen Übersetzungsvorrat: Die Kollegen von der Übersetzng arbeiten heute etwas anders… ?

Und im Skriptorium kann man ein (elektronisches) Pergament beschreiben – oder mit einer passenden Illustration versehen. ?