Pläne für eine Wasserstraße zwischen der Seine und der Saône, also letztlich zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer, gab es schon seit etwa 1500. Aber der knapp 250 Kilometer lange Canal de Bourgogne, der die Saône bei Saint-Jean-de-Losne (südöstlich von Dijon) mit der Yonne bei Migennes (nördlich von Auxerre) verbindet, wurde nach langer Bauzeit erst 1843 vollständig eingeweiht. Zu einer Zeit also, zu der die Eisenbahn schon dabei war, den Kontinent zu erobern…

Wer zu spät kommt… Die wirtschaftliche Bedeutung des Canal de Bourgogne war also nie sehr groß. Aber aus touristischer Sicht ist er heute interessant: Man kann ihn mit Freizeitbooten befahren, wenn einen die insgesamt 190 Schleusen nicht abschrecken. Außerdem wird der Kanal auf voller Länge von einem Fahrradweg begleitet; zu großen Teilen ist das der ehemalige Treidelpfad. Für diejenigen, die mit den zahllosen Schleusen kein Problem haben, gibt es aber noch eine andere Herausforderung, und die ist vermutlich größer:

Der Scheiteltunnel des Kanals. Der liegt zwischen Créancey und Pouilly-en-Auxois, ist genau 3.333 Meter lang und unbeleuchtet. Der 1827-32 erbaute Kanaltunnel erfordert also durchaus Mut, um mit dem Freizeitboot hier durchzufahren.

Hier sind die beiden Tunnelportale: Das östliche bei Créancey (oben) und das westliche in Pouilly-en-Auxois (unten).

Die Straße im Bild unten heißt Promenade du Canal – bzw. genau gesagt heißt sie Rue du 8 Mai, aber es ist eine Verlängerung der Promenade du Canal, Sie verläuft tatsächlich genau über dem Kanal und führt direkt zum Tunnelportal. Wer also hier ungebremst geradeaus fährt, landet direkt im Canal de Bourgogne. Die Warnung vor überfluteter Straße ist aber vermutlich anders gedacht.

Nach dem Tunnel geht es dann wieder idyllisch weiter.
