Albulapaß

Der Albulapaß verläuft von Bergün im Albulatal über 33 Kilometer bis nach La Punt Chamues-ch im Engadin und erreicht eine Paßhöhe von 2315 Metern.

Obwohl Bergün (Bravuogn) der offizielle nördliche Talort des Albulapasses ist, beginnt die Albulastraße schon in Tiefencastel, heute der Hauptort der Gemeinde Albula. Tiefencastel ist nicht groß (250 Einwohner), aber ein ziemlich wichtiger Verkehrsknoten im Albulatal. Denn hier beginnen auch der Julierpaß und – in Richtung Norden – die Straße über die Lenzerheide nach Chur. Nach Westen ist es nicht weit bis Thusis im Hinterrheintal, und östlich geht’s nach Davos. Neben diesen ganzen Straßen hat Tiefencastel auch einen Bahnhof an der Albulabahn.

Nicht weit entfernt liegt Brienz (Brinzauls), ein kleiner Ort “auf einem geologisch unruhigen Abhang des Piz Linard”, wie der Knaur Kulturführer etwas beiläufig schreibt. Das wurde 2023 bestätigt, als oberhalb von Brienz ein großes Stück des Berges abrutschte und die riesige Geröll-Lawine den Ort nur knapp verfehlte. Zum Glück hatte sich der Bergsturz schon länger angekündigt, so daß der Ort rechtzeitig evakuiert werden konnte.

Da fehlte nicht viel. Und ehrlich gesagt sieht das Ganze immer noch etwas beunruhigend aus. Die Straße von Lenz (Lantsch), wo ich im Hotel bin, ist in Richtung Brienz immer noch gesperrt.

Fährt man die Albulastraße weiter, kommt man bald nach Filisur, ein kleines Bergdorf mit einigen schönen Häusern in der stellenweise recht engen Hauptstraße.

Der nächste Ort ist Bergün (Bravuogn), der aber einen eigenen Beitrag kriegt. Danach schlängelt sich die Albulastraße über 22 Kilometer fast tausend Höhenmeter durchs Gebirge bis zur Paßhöhe und macht es den Reisenden nicht gerade einfach. Die Straße ist größtenteils ziemlich schmal, weshalb sie heute fast nur noch von Touristen wie dem Reisehasen befahren wird. Der westlich gelegene Julierpaß ist deutlich besser ausgebaut. Erst ganz oben an der Paßhöhe wird die Straße etwas breiter, weil das Gelände hier flacher ist. Zum Glück ist recht wenig (Gegen)verkehr; das wäre an der einen oder anderen Stelle ganz schön haklig geworden…

Blick zurück auf die Nordrampe des Passes:

Das Schild an der Paßhöhe steht auf einer extra hohen Stange, so daß die ganzen Radfahrer und Fußballfans und wer sonst noch meint, seine Aufkleber überall draufpappen zu müssen, das eigentliche Schild mehr oder weniger unberührt lassen. Das Schild sagt übrigens 2315 Meter, während es offiziell nur 2312 Meter sind. Aber nicht, weil man die Paßhöhe tiefergelegt hat, sondern weil die Schweiz den Bezugspunkt geändert hat. Aber wegen drei Höhenmetern wird der Reisehase nicht zum Pedanten.

Oben beginnt auch der Albula Trail, eine Strecke für Mountainbike-Fahrer.

Der Albulapaß ist aber für Fahrradfahrer nicht ungefährlich. Das zeigte sich bei der Tour de Suisse 2023, als der Schweizer Rennfahrer Gino Mäder in der Abfahrt tödlich verunglückte. An der Stelle ist eine kleine Gedenkstätte entstanden.

Dabei ist die Südrampe des Albulapasses nicht nur deutlich kürzer (9km), sondern auch breiter und wesentlich weniger kurvig als die Nordrampe. Aber bei den Geschwindigkeiten, den die Rennfahrer in der Abfahrt draufkriegen, ist ein Sturz halt immer sehr gefährlich.

Blick auf das südliche Ende der Paßstraße: La Punt Chamues-ch liegt schon im Inntal. Also im Engadin.

En-gadin, das Inn-tal. Mit “eng” hat das also nichts zu tun, und wenn eines der zahllosen Täler Graubündens (angeblich sind es 150, aber wie zählt man die?) definitiv nicht eng ist, dann das Inntal mit seiner breiten Talsohle und dem Inn, der hier schon nach recht kurzer Strecke ziemlich mächtig geworden ist.

In La Punt, wie auch in den anderen Orten der Gegend, stehen einige prächtige Häuser. Eine Fenstersteuer wie anderswo scheint es hier in Graubünden nie gegeben zu haben.

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