Beelitz-Heilstätten

In der Hitliste der “Lost Places”, also verlassener Gebäude oder Anlagen jüngeren Datums, gehören die Beelitz-Heilstätten definitiv zum festen Inventar.

Wer gerne durch Ruinen stromert, ist hier aber mittlerweile fehl am Platz. Denn das ganze Ensemble ist inzwischen längst nicht mehr “lost” und schon gar kein Geheimtip mehr. Der Ort ist hinreichend bekannt, Teile der Anlage werden durch einen Investor renoviert und das Gelände entsprechend bewacht, es gibt Zugangsregelungen, Führungen, einem Baumwipfelpfad etc., und überhaupt gibt es hier wohl nichts mehr zu entdecken, was nicht schon entdeckt ist. Eine Doku über Beelitz läuft häufiger bei ZDFinfo, damit auf diesem Murks-Sender wenigstens ab und zu auch mal was Anderes kommt als True-Crime-Dokus oder Hitler.

Ich bin sowieso weniger wegen des Lost-Place-Faktors hier und schon gar nicht wegen ZDFinfo, sondern vor allem, weil diese ehemalige Lungenheilklinik ein wunderbares Gebäudeensemble darstellt, mit herrlichen Jugendstilbauten. Perfektes Beispiel ist der schöne Wasserturm des ehemaligen Heizkraftwerkes (im Einstiegsbild).

Errichtet wurde die weitläufige Anlage in drei Bauabschnitten zwischen 1898 und 1930 als Lungenheilstätte für Berliner Arbeiter. Später nutzte die Rote Armee die Gebäude als Militärhospital. Nach der Wende wurde es dann wild: Zunächst war Erich Honecker hier für drei Monate zwischengelagert, ehe er nach Moskau ausgeflogen wurde. Als 2001 der neue Eigentümer insolvent war, verfiel die Anlage und wurde zum “Lost Place” und zur Spielwiese für Photographen, vor allem aber zur Anlaufstelle für Randalierer und Vandalen.

Seit 2015 werden die Gebäude vor allem der Männerklinik nun aber sukzessive saniert, und am Rand des Areals entsteht auch eine größere Neubausiedlung mit einigen hundert Wohnungen. Daher sehen die öffentlich zugänglichen Teile der weitläufigen Anlage inzwischen nicht mehr “lost” aus, sondern präsentieren sich wieder im ursprünglichen Glanz.

Was noch Ruine ist (und einige Gebäude werden es sicher auch bleiben), ist größtenteils nicht mehr legal frei zugänglich. Und weil der Reisehase keine illegalen Sachen macht, gibt’s nur wenige Ruinen hier im Beitrag zu sehen. Frei zugänglich sind zum Beispiel die offenen Liegehallen der Männerklinik (Männlein und Weiblein waren nämlich in unterschiedlichen Kliniken untergebracht).

Wer unbedingt Lost-Place-Romantik sucht: Eine ähnliche Anlage, ebenfalls eine ehemalige Klinik, steht noch im Thüringischen: Die Sophien-Heilstätte bei Bad Berka. Allerdings ist auch die inzwischen kein Geheimtip mehr. Der Reisehase war 2019 dort, kurz bevor die Gebäude Drehort für einen Weimar-Tatort waren.

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