Aurich und der Upstalsboom

Aurich, zweitgrößte Stadt Ostfrieslands, war Sitz der ostfriesischen Grafen uns später in preußischer Zeit der Sitz der Provinzverwaltung. Daran erinnern noch das große Auricher Schloß, das allerdings ein “Neubau” aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist, und der deutlich ältere Marstall:

Auf dem Marktplatz steht der Sous-Turm, ein Kunstwerk von Albert Sous aus Würselen, das umstritten war und ist. Irgendwie verständlich. Die Einzelteile der Skulptur aus Stahl und Plexiglas sind tatsächlich Abfallstücke aus dem Kernforschungszentrum Jülich. Man bekommt also fast den Eindruck, Sous hätte Aurich nicht gemocht. Dennoch ziert die markante Skulptur seit 1990 den Auricher Marktplatz. Und der Volksmund verpaßte dem 25m hohen Teil den Namen “Weltraumpenis”.

Weniger umstritten ist das kleine Pingelhus, um 1800 als Hafenwärterhaus errichtet und heute – trotz Schloß und Landschaftsgebäude – das Wahrzeichen der Stadt.

Es steht neben der gerade erwähnten Ostfriesischen Landschaft, dem Sitz der Kommunalverwaltung. Wie das Schloß ist auch dieses Gebäude ein Werk des 19. Jahrhunderts. Es wurde 1898-1901 errichtet, als Ostfriesland zur preußischen Provinz Hannover gehörte.

Deutlich weiter zurück in die Vergangenheit kann man ein paar Kilometer westlich von Aurich reisen. Hier liegt einer der wichtigsten Orte der friesischen Geschichte: Der Upstalsboom. Er diente im Mittelalter als Versammlungsort der autonomen friesischen Landgemeinden. Heute steht hier eine Steinpyramide zur Erinnerung, die 1833 errichtet wurde.

Eine 800m lange sehr schöne Allee führt auf die Pyramide zu.

Am Beginn der Allee erinnert eine Bodeninschrift an die Friesische Freiheit, also das noch aus dem frühen Mittelalter verbriefte Recht der Friesen, außer dem Kaiser keinen Herrscher über sich zu haben. Diese Freiheit verteidigten sie bedingungslos – und lange erfolgreich. Erst im 14. Jahrhundert konnten die einflußreichen Familien nach und nach die Macht an sich reißen. Ein feudales System mit Leibeigenschaft wie anderswo üblich gab es in Ostfriesland aber auch dann nicht.

Die Friesische Freiheit war vor allem auch das Recht auf Selbstbestimmung über die eigene Person. Ein hohes Gut!

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