Wilhelmshaven ist eine der jüngsten deutschen Städte: Die Gründungsurkunde der Stadt datiert auf das Jahr 1869.
Weil Preußen auf dem Wiener Kongreß auf Ostfriesland hatte verzichten müssen, fehlte ein Zugang zur Nordsee. Daher kaufte der preußische Staat vom Großherzogtum Oldenburg ein Territorium am Jadebusen und errichtete hier einen Kriegshafen. Der sollte zunächst Zollern am Meer heißen, wurde dann aber zu Ehren des preußischen Königs Wilhelmshaven genannt.
Im Vergleich zu vielen anderen erst kürzlich entstandenen Städten wirkt die gesamte Stadtanlage Wilhelmshavens irgendwie komplett ungeplant. Entweder hab ich den Plan bloß nicht kapiert, oder es gab keinen und die Preußen haben damals gesagt: “Uns ist nur der Hafen wichtig, alles andere nicht. Macht, was ihr wollt.” Wobei große Teile des heutigen Stadtgebietes damals nicht mehr zum preußischen Hafengebiet gehörten, sondern oldenburgisches Gebiet war. Und hier kümmerten sich die Preußen dann in der Tat nicht um eine geordnete Stadtentwicklung. Hier, im Norden von Wilhelmshaven, dem heutigen Stadtteil Rüstringen, steht auch das große Rathaus:
Es bildet nicht die Stadtmitte und hatte auch nicht die Entwicklung einer neuen Mitte zur Folge. Es steht einfach so irgendwo rum, mehr als zwei Kilometer vom Hafen weg, umgeben von Wohnhausblöcken. Die Schauseite geht auf den Rathausplatz, der einfach nur ein vollkommen leerer Platz ist, mit Ämtern und Bankgebäuden. Das Rathaus selbst, durchaus monumental, stammt aus den späten 20er Jahren und ist im Stil des Neuen Bauens errichtet. Etwas düster vielleicht, wegen des verwendeten dunklen Backsteins, aber durchaus gelungen. Es hat mich ein wenig an das nahezu zeitgleich errichtete Rathaus in Oberhausen erinnert, auch das ja so eine junge Stadt, nur sieben Jahre älter als Wilhelmshaven.
Und noch eine Parallele: Natürlich war das Gebiet um das heutige Wilhelmshaven auch schon vor der Stadtgründung nicht unbesiedelt. Die hier gelegenen Orte wie Heppens oder Rüstringen sind inzwischen als Stadtteile in Wilhelmshaven aufgegangen. Ein paar alte Bauten haben sich erhalten, zum Beispiel die Kopperhörner Mühle von 1839, damals am Ortsrand von Heppens errichtet.
Östlich des Rathauses liegt ein recht großer Park, der erstaunlicherweise den Namen Kurpark trägt. Bad Wilhelmshaven?? Hier steht auch eine Skulptur, die nicht das Boßeln zum Thema hat, aber das durchaus verwandte Boccia. Dafür mögen diese übergroßen Extremitäten ja praktisch sein. Aber geh damit mal Hosen oder Hemden kaufen.
In einem anderen Parkgelände – die Stadt hat insgesamt sehr viele Grünflächen – steht dieses Denkmal zur Deutschen Einheit:
Für das Hafengebiet folgt gleich ein eigener Beitrag.