St. Gallen

Im Jahr 612 kam der irische Mönch Gallus in diese Gegend, wo er der Legende nach stolperte und in einen Dornenstrauch fiel. Das sah er, ebenfalls der Legende nach, als Zeichen an, hier ein Kloster zu gründen.

Ohne den Wahrheitsgehalt der Legende allzusehr hinterfragen zu wollen: St. Gallen entwickelte sich zu einem Kloster, das für die europäische Geistesgeschichte von größter Bedeutung ist. Hier (bzw. in Zusammenarbeit mit Reichenau) wurde um das Jahr 800 ein Idealplan für Klöster definiert, an dem sich über Jahrhunderte zahllose Klostergründungen orientierten. In der Klosterbibliothek lagern Schätze wie ebendieser Klosterplan, der Codex Aureus (Goldener Psalter) und die Handschrift B des Nibelungenliedes.

Eine solche Abtei, im Status eines Fürstentums innerhalb des Reiches, besitzt natürlich eine Kirche, die ihrem Rang entspricht: Die barocke Anlage, insbesondere die Klosterbibliothek (die heute aber nicht auf dem Besuchsprogramm steht), ist ein Werk von Peter Thumb, dem der Reisehase zum Beispiel in Birnau am Bodensee begegnet ist.

Während die Fürstäbte Sitz und Stimme im Reichstag hatten, war St. Gallen gleichzeitig auch zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. Das brachte viel Unruhe und Aufruhr zwischen den absolutistisch regierenden Fürstäbten und den Untertanen im Umland, die zudem teilweise dem reformierten Glauben angehörten. Siehe Appenzell. Auch zwischen der Abtei und der mit den Eidgenossen sympathisierenden Stadt krachte es immer wieder. Das Ganze hörte eigentlich erst 1803 auf, als das Fürstentum St. Gallen aufgelöst wurde und St. Gallen als Kanton in die Eidgenossenschaft aufgenommen wurde.

Nördlich der Klosteranlage erstreckt sich die St. Gallener Altstadt, die mit zahlreichen alten Häusern dafür sorgt, daß es beim Stadtrundgang einiges zu sehen gibt.

Viele Gebäude besitzen prächtig geschmückte Erker.

Der Broderbrunnen am Lindenplatz ist ein Denkmal für die Wasserversorgung der Stadt, deren Haushalte seit 1895 mit Bodenseewasser versorgt werden. Oben steht eine leicht bekleidete Frauenfigur, die zur Zeit der Errichtung des Brunnens für einen gewissen Skandal sorgte, unten reiten weitere Nymphen auf diversen Tieren, unter anderem wasserspeienden Schildkröten.

Nach Süden schmiegt sich die Stadt an einen Bergrücken. Die Steinach hat hier eine Schlucht gebildet, in der sich Textilfabriken ansiedelten, die die Wasserkraft nutzten. 1895 baute man die Mühleggbahn, die durch einen etwa 300m langen Tunnel auf den Berg hinauffährt. Zwischendurch zur Zahnradbahn umgebaut, ist die heutige Bahn eine Standseilbahn.

Ist nicht in einen Dornenstrauch gefallen: Reisehase.

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