Mühlacker

Da bin ich wieder, nach neun Wochen Zwangspause. Zwar ist der Reisehase noch nicht zurück, aber immerhin schon mal der Tagestourenhase.

Der beendet seine neunwöchige Haftzeit mit einem kurzen Ausflug in die nähere Umgebung; es ist eine erste Rückkehr zur Reisetätigkeit, noch sehr schüchtern, und natürlich nur für Dinge, für die man keinen Maulkorb… äh… keine Maske aufgezwungen bekommt. Zum Beispiel zur Burg Löffelstelz hinaufsteigen.

Die Burg steht am Rand von Mühlacker auf einem etwa 50 Meter hohen Felsen über dem Tal der Enz. Löffelstelz ist nach einem untergegangenen kleinen Ort benannt .

Mühlacker liegt etwas östlich von Pforzheim im Enzkreis und gehört somit schon zu Württemberg. Der Ort ist eine “Große Kreisstadt”, aber das sollte man nicht allzu wörtlich nehmen, denn so heißt hier in Ba-Wü alles, was auf irgendeine Art über die 20.000-Einwohner-Marke klettert. Die Kernstadt Mühlacker ist nicht sonderlich groß und hat auch kein echtes Zentrum, es sei denn, man betrachtet die Einmündung der vierspurigen Enzstraße in die B10 (Stuttgart – Karlsruhe) als solches, weil hier das moderne Gebäude der Stadtverwaltung steht. Direkt daneben steht die Alte Kelter, ein schöner Bau aus dem späten 16. Jahrhundert, errichtet mit Unterstüzung der Mönche des nahegelegenen Zisterzienserklosters Maulbronn. Der Fachwerkanbau im Vordergrund beherbergt heute die Stadtbibliothek.

In der Umgebung von Mühlacker trifft man auf Ortsnamen, die man hier im Württembergischen nicht unbedingt erwarten würde: Pinache, Perouse, Groß-Villars, Corres, Serres… Frankreich? Nein, leider nicht. Die Erklärung liegt im späten 17. Jahrhundert, als die Protestanten wegen ihres Glaubens aus Frankreich vertrieben wurden (Stichwort: Aufhebung des Ediktes von Nantes durch Ludwig XIV. im Jahr… na? wer weiß es? 1685!). Im (protestantischen) Württemberg fanden insbesondere die aus Savoyen und dem Piemont stammenden Waldenser eine neue Heimat. Ihren neuen Wohnorten gaben sie Namen aus ihren Herkunftsregionen. Erst im frühen 19. Jahrhundert ordnete man Integrationsmaßnahmen für die Waldensergemeinden an, mit zeittypischen Methoden: Man verbot kurzerhand den Gebrauch der französischen Sprache… Die Ortsnamen wurden aber nicht eingedeutscht. In Pinache, ein paar Kilometer südlich von Mühlacker, steht noch die sehr hübsche Waldenserkirche.

Auch im heute nach Mühlacker eingemeindeten Dürrmenz gab es eine große Waldensergemeinde. Von der Burg Löffelstelz hat man einen schönen Blick auf den Ort.

Die Friedhofskirche St. Peter in Mühlacker steht an der Stelle der früheren Waldenserkirche gegenüber von Dürrmenz am anderen Ufer der Enz.

Der Fluß kommt von Pforzheim und fließt hier bei Mühlacker in vielen Schleifen durch ein Tal mit recht steilen Hängen. Kleine Wanderung an der Enz unterhalb der Burg:

Mit Begegnung:

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