Vom Nationalparkzentrum wandere ich über den Hochuferweg bis nach Sassnitz. Das sind etwa zehn Kilometer, für die ich wegen der zahllosen Photo-Halte mehr als drei Stunden brauche. Und obwohl der Himmel leider etwas bedeckt ist und nur zwischenzeitlich mal kurz die Sonne herauskommt, ist es ein sehr, sehr schöner Wanderweg. Immer wieder gibt es Ausblicke auf die Küstenlandschaft und die Kreidefelsen.
Der erste Aussichtspunkt ist die Viktoriasicht, benannt nach der Tochter des deutschen Kaisers Wilhelm, denn die Kaiserfamilie weilte häufig auf Rügen. Man hat hier einen kleinen Balkon an die Abbruchkante geklebt. Blick nach unten: Auf dem Bild wird das nicht ganz so deutlich, aber bis zur Wasseroberfläche sind es etwa 120 Meter.
Nach Nordwesten sieht man die Große Stubbenkammer, nach Südosten die Kleine Stubbenkammer.
Letztere ist besonders berühmt, denn hier malte Caspar David Friedrich im Jahr 1818 sein bekanntes Bild der Kreidefelsen. Allerdings sahen die Felsen damals noch etwas anders aus als heute, und/oder der Künstler hatte sich gewisse Freiheiten in der Darstellung herausgenommen. Das hier könnte die ungefähre Stelle gewesen sein.
Immer an der Küste und meist sehr nah an der Abbruchkante entlang, führt der Hochuferweg weiter in Richtung Süden.
Weite Teile des Nationalparks sind hier von Buchenwäldern bedeckt, eines der wenigen zusammenhängenden Buchenwaldgebiete dieser Größe, die sich erhalten haben.
Noch spektakulärer als der Wald ist aber die Küste mit ihren Felsformationen. Vom Aussichtspunkt über dem Kollicker Ufer sieht man, aus etwa 70 Metern Höhe über dem Wasser, weit die Küstenlinie entlang.
Hier führt der Hochuferweg dann stellenweise sehr nah an der Abbruchkante entlang.
Zwischendurch gibt es einen kleinen, aber interessanten Einblick in den Ausbauzustand der deutschen Netzinfrastruktur., denn das einzig verfügbere Netz…
Dabei ist Dänemark (in Form von Bornholm) gute 80 Kilometer entfernt.
Aber zurück zum Hochuferweg. Am Kieler Ufer führt an der Stelle, an der der Kieler Bach sich schon tief in die Hochfläche hineingegraben hat, eine steile Treppe zum Strand hinunter.
Hier liegen auch von der Brandung zu bizarren Gebilden geformte Steine. Einen hat sich der Reisehase eingesteckt. In Geologie eher unbedarft, kenne ich die genaue Bezeichnung dieser Dinger nicht. Aber mit “Stein” dürfte ich nicht ganz falsch liegen, schätze ich.
Etwas weiter südlich folgen dann die Ernst-Moritz-Arndt-Sicht (die darf zum Glück noch so heißen) ein weiterer sehr schöner Aussichtspunkt, und die Wissower Klinken, eine Felsformation, die bis vor ein paar Jahren noch zu den spektakulärsten der gesamten Küste zählte. Aber 2005 brachen große Teile der Kreidefelsen ab und stürzten ins Meer. Seitdem sind nur noch Reste der ursprünglichen Felsen zu sehen. Die Uferlinie hier verändert sich nun mal ständig… Und trotzdem finden manche Bäume noch Halt.
Nach den Wissower Klinken führt der Hochuferweg dann hinein nach Sassnitz, wo diese wunderschöne Wandertour endet (hier das Rathaus der Stadt):