Nancy gilt als französisches Zentrum des Jugendstils, der hier Art Nouveau heißt. 1901 war die École de Nancy gegründet worden, als Zusammenschluß der bedeutendsten Künstler und Kunsthandwerker des Art Nouveau, darunter der Designer Louis Majorelle, der Schmuckkünstler René Lalique und vor allem Émile Gallé, der auch erster Präsident der Schule wurde. Gallé stammte aus Nancy; seine Glas- und Keramikarbeiten waren schon zu seinen Lebzeiten berühmt und zählen heute als Meisterwerke des Designs, die auf Auktionen exorbitante Preise erzielen.
Im Westen Nancys steht das Musée de l’École de Nancy, das neben den Glasarbeiten Gallés auch Jugendstil-Möbel aus den in Nancy angesiedelten Werkstätten zeigt. Untergebracht ist das Museum im Haus des Unternehmers Eugène Corbin, der eine Warenhausgruppe leitete und die École de Nancy seit ihrer Gründung als Mäzen unterstützt hatte. Seine Sammlung an Jugendstil-Objekten bildet den Grundstock des Museums.
Außerdem bietet das Museum auch Material für ein noch zu schreibendes Werk über die Bedeutung des Hasen im Werk von Émile Gallé. Die darf natürlich nicht unterschätzt werden. ?
Einfluß hatte die École de Nancy auch auf die Architektur, und in Nancy finden sich einige Beispiele schöner Jugendstil-Architektur, vor allem in der westlichen Innenstadt, wo um die Jahrhundertwende größere Neubauviertel entstanden. Nancy zählt heute etwa 300 bis 400 Jugendstil-Gebäude. An der Ecke Rue Bénit / Rue Saint-Jean steht zum Beispiel das ehemalige Geschäftshaus Génin-Louis (1901, Henri Gutton) mit diesem wunderbaren Balkon.
Noch ein Beispiel, aus etwas späterer Zeit (1922) und daher schon mit deutlichem Art-Déco-Einfluß: Die Pharmacie du Point-Central in der Rue Saint-Georges