Kürnbach

Kürzlich wurde angemerkt, der Kraichgau wäre, obwohl ja so nah, hier deutlich unterrepräsentiert. Das läßt sich ändern. Zum Beispiel bei einer Tour dorthin, wo dieses vorzügliche Getränk herkommt:

Kürnbach ist nämlich bekannt als Schwarzriesling-Dorf. Im Französischen heißt die Rebsorte Pinot Meunier, im Deutschen wird sie auch Müllerrebe genannt.

In Kürnbach und um Kürnbach herum bietet sich also eine Wanderung durch die Weinberge an. Die offizielle Kürnbacher “Wandern mit Wein”-Veranstaltung findet zwar erst am 9. September statt, aber warum warten?

Von den Weinbergen aus sieht man aber nicht nur die Hügellandschaft des Kraichgaus, sondern hat auch immer wieder einen Blick ins Tal, in dem Kürnbach liegt.

Im hübschen Ortskern bietet Kürnbach typische Weindorf-Atmosphäre, mit engen Gassen und viel, viel Fachwerk.

Und die Weinlese hat auch schon begonnen.

Eine Besonderheit von Kürnbach: Das kleine Dorf gehörte über Jahrhunderte zu zwei verschiedenen Staaten: Zur Grafschaft Hessen und zum Herzogtum Württemberg. Kondominat nannte man sowas. Die territoriale Zersplitterung des Reiches wurde hier also auf die Spitze getrieben, denn Hessen und Württemberg unterhielten jeweils eigene Verwaltungen. Als 1810 die Länder neu geordnet wurden und zahlreiche Mikro-Fürstentümer von der Landkarte verschwanden, übersah man das kleine Kürnbach wohl, denn die Teilung blieb erhalten (nur daß der württembergische Teil – ausgerechnet – zum Großherzogtum Baden kam). Jedenfalls gab es im Ort mit seinen höchstens tausend Einwohnern weiterhin zwei Bürgermeister. Erst 1903 gab Hessen den Anspruch auf den Ort auf, und Kürnbach wurde komplett badisch, nach Unterzeichnung eines hochoffiziellen Staatsvertrages zwischen Baden und Hessen-Darmstadt. Ablesen kann man die Jahrhunderte der Teilung des Ortes heute noch daran, daß es zwei Kelterhäuser gibt: Eine Hessen-Kelter und eine Baden-Kelter.

Gefällt es hier in Baden-Hessen: Lapin Pinot Meunier.

Schleswig-Holstein: Résumé

Da Teile der hier mitlesenden schleswig-holsteinischen Eingeborenen vehement ein Fazit zur Reise fordern: Hier ist es.

Die nackten Zahlen: 13 Reisetage, 3.249 Kilometer, 2.988 Photos (mit der Kamera; plus etwa 800 mit dem Handy). Von den 3.249 Kilometern entfallen allerdings knapp die Hälfte auf An- und Rückfahrt, und davon wiederum gefühlt knapp die Hälfte auf Baustellenabschnitte auf der A7. Und daß Italien offenbar noch maroder ist, macht’s auch nicht besser.

Aber lohnt sich denn die lange Fahrt? Ist es denn überhaupt schön dort?

Ich schreibe einfach mal als ungeordnete Liste auf, was mir besonders gut gefallen hat: Lübecks Altstadt, Schloß Glücksburg, die Rendsburger Hochbrücke, die Seen der Holsteinischen Schweiz, die alten Feldsteinkirchen wie z.B. die in Ratekau, der SC Kaköhl (natürlich!), die Insel Föhr, überhaupt das Wattenmeer (jedenfalls solange man in Richtung Meer blickt und daher die Windräder nicht sieht), Emil Noldes Haus und Garten in Seebüll, und – als Zugabe, da nicht mehr Schleswig-Holstein – die Schwebefähre Osten-Hemmoor.

Das Klischee von der Wortkargheit der Küstenbewohner kann ich nicht bestätigen, eine gewisse Schwierigkeit in der Kommunikation hingegen schon, was aber vor allem an den deutlich unterschiedlichen Sprachen (Saarländisch vs. Niederdeutsch) bzw. der daraus resultierenden Färbung des Hochdeutschen liegt. Im Stadion in Leck spreche ich zum Beispiel mit einem Einheimischen, also einem Lecker (hihi… jaja, ist ja gut, ich hör ja schon auf damit…), und der Akzent ist schon nicht ganz ohne. Oh Leck.

Die Lektüre hingegen klappt ganz gut. Da zahlt sich wieder mal aus, daß ich im Studium an einer Seminararbeit zu einem niederdeutschen Fastnachtsspiel (Burkard Waldis: “De parabell vam vorlorn Szohn”, Riga 1527) rümfurwarkt heb.

Nervig ist vor allem, ich habe mich darüber ja schon etwas echauffiert, das Bezahlenmüssen, um an den Strand zu kommen, selbst wenn man dort nur spazierengehen möchte und die Bade-Infrastruktur (die aber im wesentlichen auch bloß aus einem Strandkorb besteht) gar nicht nutzt. Ich habe nicht versucht, trotzdem ans Meer zu gehen, weil ich keine Lust hatte, mit irgendwelchen Strandwärtern zu diskutieren. Aber wenn ich als Gast eines Ortes die Wahl habe, entweder Eintritt zu zahlen oder an den ungepflegten Hundestrand irgendwo drei Kilometer außerhalb auszuweichen, wähle ich selbstverständlich… einen anderen Ort.

Das Besuchsprogramm war, wie man bei regelmäßiger Lektüre ja erahnen konnte, durchaus umfangreich. Und trotzdem reichte (wie eigentlich fast immer) die Zeit nicht aus, so daß ich auch hier wohl nochmal wiederkommen muß. Über die Grenze nach Dänemark habe ich es nicht mehr geschafft (da lägen dann zum Beispiel das Lügumkloster und die Insel Rømø). Eine Tour nach Pellworm oder auf eine Hallig, verbunden mit einer richtigen Wattwanderung, wäre auch interessant, und in Kiel würde mich das Olympiazentrum interessieren, allein schon, um vielleicht doch noch eine richtig hübsche Stelle in dieser Stadt zu finden (wenngleich dann ziemlich weit außerhalb). Wobei, einen hübschen Platz habe ich ja sogar schon gesehen, nämlich den Kilia-Platz des FC Kilia Kiel mit seiner 1919 errichteten Holztribüne, eine der ältesten erhaltenen Fußballtribünen Deutschlands.

Die sechs Zisterzienserklöster des Landes (sowie die grenznahen Klöster in Zarrentin und Himmelpforten) habe ich hingegen vollständig abgehakt. Die müssen jetzt aber noch auf meine Zisterzienser-Seite aufgenommen werden. Die Reisenachbereitung ist also noch lange nicht erledigt. Von der Photo-Auswahl, -Bearbeitung und -Präsentation ganz zu schweigen…

Und das, wo doch die Pause bis zur nächsten Tour ziemlich kurz wird, denn bald ist September, und das ist ja schließlich der Frankreich-Monat des Lapin Voyageur.

Kiek ut!

Osten-Hemmoor: Die Schwebefähre

Und dann klappt es endlich doch noch mit dem Schwebefähre-Fahren. 

Die 1909 erbaute Konstruktion führt in Niedersachsen über die Oste. Sie ist die ältere der beiden deutschen Schwebefähren (neben der kürzlich erwähnten und aktuell ja leider kaputten in Rendsburg) und eine von nur acht erhaltenen solchen Fähren weltweit. Eine dieser acht steht in Bilbao, daher die spanische Flagge im Bild oben – Frankreich, Großbritannien und Argentinien sind auch mit Flaggen vertreten) 

Obwohl der Fluß nicht sonderlich breit ist…

…dauert die Fahrt acht Minuten. 1909 hatte man noch ein anderes Verhältnis zur Reisegeschwindigkeit als heute. Zwischenzeitlich, als die Fähre noch Teil der Bundesstraße war und viel genutzt wurde (und lange Staus produzierte; es ist Platz für acht Autos), konnte die Fahrtzeit durch Einbau eines zweiten Motors auf drei Minuten verkürzt werden. Seit dem Bau einer Brücke in den 70er Jahren nutzen die Schwebefähre nun vor allem Fußgänger und Radfahrer.

Leider ist das Wetter nicht dem Objekt angemessen. Blauer Himmel wäre nett gewesen. Allerdings sind die Bilder in Richtung Sonne aufgenommen, weshalb die Wolken deutlich dramatischer aussehen als sie in Wirklichkeit waren. 

Und auch hier sind so viele Details zu entdecken.

Schwebefähre fahren ist spannend. Findet der Reisehase, auch wenn er hier etwas im Dunklen zu sitzen scheint. 

In Osten schaue ich mir noch die Dorfkirche St. Peter an, erbaut von einem der Baumeister des Hamburger Michel (Johann Leonhard Prey), mit schönem hellem Rokoko-Innenraum…

…und einem sehr sehr extravaganten Taufengel eines lokalen Künstlers.

An der Unterelbe

Nicht nur die Eider, auch die Elbe hat ja bekanntlich einen Mündungstrichter. Kurz hinter Glückstadt, wo ich 2017 schon war und berichtete, mündet die Stör in die hier schon mächtig breite Elbe. 

Von der Deichkrone hat man eine schöne Sicht auf die Unterelbe (im Hintergrund im Bild oben sieht man die Anlagen der chemischen und petrochemischen Industrie in Brunsbüttel sowie das KKW Brokdorf) und die Marschwiesen hinter dem Deich. 

Über die Elbe ist auch die Stör abhängig von den Gezeiten; der Unterschied in der Wasserstandshöhe beträgt selbst im 34 Flußkilometer landeinwärts gelegenen Itzehoe noch über zwei Meter. Zur Abwehr von Sturmfluten wurde 1971-75 auch an der Störmündung ein Sperrwerk erbaut.

Noch einmal kann ich sie auf dieser Tour also genießen, die Deichlandschaft mit Schafen.

Und dann heißt es: Anstellen. Ich verlasse Schleswig-Holstein über die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen. Wir haben ja im Saarland auch Fähren, zum Beispiel den Welles in Dreisbach an der Saarschleife. Aber die Elbfähre ist zugegebenermaßen doch etwas größer.

Die Wartezeit ist mit 15 Minuten nicht übermäßig lang; später am Tag melden sie dann im Radio allerdings eine Stunde Wartezeit. Aber wer auf die andere Seite will, hat keine Wahl, denn hinter Hamburg gibt’s keine Brücken mehr über die zum Schluß gut 15 Kilometer breite Elbe (und keinen Tunnel drunter durch).

Fähre fahren ist spannend. 

So ein Binnenlandhase kann sich da gar nicht sattsehen.

Holstein: Der Südwesten

Heute steht nichts sonderlich Spektakuläres auf dem Programm. Deshalb wird’s ausnahmsweise nicht ganz so ausufernd. Von Bordelum und dem richtig guten Hotel Landhaus Sterdebüll und den netten Menschen dort muß ich mich heute leider veabschieden. Es geht wieder in Richtung Süden, zunächst gute 110 Kilometer bis Itzehoe und dann von dort entlang der Stör nach Osten.

Itzehoe, die Kreisstadt des Landkreises Steinburg ist im Zentrum ziemlich uneinheitlich bebaut…

…und daher bestenfalls mäßig hübsch. Das weitgehende Fehlen historischer Bausubstanz ist den Schweden anzulasten, die die Stadt im 17. Jahrhundert zerstörten. Die Maxime scheint aber heute zu sein, daß jedem hübschen Haus ein weniger ansehnliches zur Seite gestellt werden muß, denn auch beim barocken Prinzeßhof guckt ein Wohnblock um die Ecke.

Interessant ist zumindest das Theater:

Für den nettesten Platz sorgen aber wieder mal die Zisterzienser. Die hatten hier im 13. Jahrhundert ein Kloster gegründet, das nach der Reformation in ein adeliges Damenstift umgewandelt wurde.

Etwas hübscher ist die Kleinstadt Kellinghusen, auch wenn es hier ebenfalls nur wenig historische Bauten gibt. Der Ort war bekannt für Töpferware und Keramik; ein Museum am Hauptplatz widmet sich diesem Thema. 

Weiter geht’s in Richtung Osten. Das Bemerkenswerteste an Hasenmoor ist  der Name.

Die kleine Gemeinde hat 730 Einwohner, die sich auf mehrere Ortschaften verteilen. Ein richtiges Zentrum gibt es nicht. Der namensgebende Ortsteil Hasenmoor besteht nur aus ein paar Gehöften entlang der stark befahrenen B 206.

Ebenfalls zu Hasenmoor gehört der Flugplatz Hartenholm, wo es dann doch noch etwas zu sehen gibt.

Ja gut, das ist jetzt nicht Frankfurt, aber mehr los als beim BER ist ja schon. Und demnächst wird hier nochmal deutlich mehr los sein:

Ein Literatur-Festival sozusagen. Es wird eine dritte Auflage des Rennens zwischen Werner auf seiner “Red Porsche Killer”-Maschine und Holgi im 911er geben. Schon das erste Rennen 1988 hatte hier stattgefunden und eine Riesenmenge Zuschauer angezogen, die ein gigantisches Verkehrschaos produzierten. Dieses Mal will man besser vorbereitet sein; aus dem nicht weit entfernten Wacken werden Erfahrungen und stapelweise Absperrgitter herangekarrt. Drei Tage Paadie. Fump. Öttel. Gröhl. 

Da werden die Hasen in Hasenmoor ein unruhiges Wochenende haben.

Noch ein Stück weiter liegt Todesfelde, und spätestens jetzt ist man auf dem Land. In Deathfield.

Der SV Todesfelde hat sich seit vielen Jahren unter den besten Amateurvereinen Schleswig-Holsteins etabliert, spielt in der Oberliga eine gute Rolle und macht aus dem nach  tiefster ländlicher Einöde klingenden Ortsnamen das Beste: Er setzt voll auf das Image des Dorfvereins. Das funktioniert, denn auf dem Sportplatz geht es doch recht lebendig zu; es gibt für Oberliga-Verhältnisse gute Zuschauerzahlen und sogar eine eigene Fantribüne.

Kurzer Gang durch den Ort: 1.100 Einwohner. Kirche, Backstein-Gehöfte, Hauptstraße. Fertig.

Für die Statistiker: Todesfelde-Eichede 1:1 (0:0).

Hamburger Hallig

An der Küste bei Bordelum liegt die Hamburger Hallig, die ihren Namen von zwei hier im 17. Jahrhundert ansässigen Hamburger Kaufleuten erhielt. Die Hallig ist einer der Reste, die von der Insel Alt-Nordstrand übrigblieben, als diese in der Burchardiflut 1634 unterging. Sie ist über einen Damm mit dem Festland (dem Sönke-Nissen-Koog) verbunden.

Der Damm, etwa vier Kilometer lang, kann (gegen Gebühr) per Auto befahren werden. Man kann aber auch zu Fuß hinübergehen oder ein Fahrrad leihen.

Der Weg zur Hallig führt vom Amsinck-Haus hinter dem Deich…

…schnurgerade durch die Salzwiesen dieser einzigartigen Landschaft mit ihren ganz speziellen Farbschattierungen.

Auch hier sind zahlreiche Schafe mit der Deichpflege beschäftigt.

Im Bild ist rechts am Horizont die Hauptwarft der Hamburger Hallig mit ihren drei Gebäuden zu erahnen.

Etwa auf halber Strecke des Dammes steht auf einer weiteren Warft, dem sogenannten Schafberg, das Jürgen-Reitmann-Haus des NABU.

Hier findet man Infomaterial und hat die Möglichkeit zur Beobachtung der Seevögel (und der Schafe).

Fasziniert von der Landschaft: Reisehase.

Seebüll

In Seebüll, kurz vor der dänischen Grenze, lebte der Maler Emil Nolde, der eigentlich Emil Hansen hieß und sich nach seinem Geburtsort Nolde (heute in Dänemark, auf der anderen Seite der Grenze) nannte. Nolde zählt zu den bedeutendsten expressionistischen Künstlern; bekannt ist er vor allem für seine farbintensiven und ausdrucksstarken Blumen- und Landschaftsbilder.

Häufig malte er seine nordfriesische Heimat; wenn man sich die Landschaft um Seebüll anschaut, wird klar, daß er kein bekannter Gebirgsmaler à la Defregger oder Segantini werden konnte… obwohl er sogar zeitweise in Dachau und München lebte.

1926 kaufte Nolde eine Warft, nannte sie Seebüll und ließ ein Wohnhaus errichten, dessen Entwurf von ihm selbst in Zusammenarbeit mit dem Architekten Georg Rieve stammte. Der Bau wirkt noch immer modern und paßt mit den Backsteinwänden auch perfekt in die friesische Landschaft.

Im Haus ist heute eine Ausstellung mit Werken Noldes untergebracht, der unter den Nazis als “entartet” galt, mit Berufsverbot belegt wurde (als über 70-Jähriger) und diese Zeit überbrückte, indem er sich auf kleinerformatige Aquarelle konzentrierte. Neben dem Hauptsaal mit Gemälden…

…sind auch seine meisterhaften Aquarelle und Zeichnungen zu sehen, so wie diese mit ballspielenden Mädchen, die mir besonders gut gefällt und die zeigt, daß er auch ein großartiger Zeichner war.

Auch Werke der Künstlergruppe Die Brücke sind ausgestellt, an der Nolde (zusammen mit Karl Schmitt-Rottluff, Max Pechstein, Fritz Bleyl und dem den Hasenblog-Lesern schon in Halle/Saale begegneten Ernst Ludwig Kirchner) beteiligt war. 

Auf dem Gelände befindet sich auch das Grab Emil Noldes, der 1956 starb, und seiner Frau Ada, ebenfalls Künstlerin.

Auch die Anlage des schönen Gartens gestalteten die Noldes selbst; die Wege beschreiben ein A und ein E (für Ada und Emil). Verbunden sind sie durch ein kleines Wasserbassin in der Mitte. So stehe ich dann zwischen A und E… 

Passend zu Noldes Bildmotiven ist der Garten ein einziges Blumenmeer und gerade bei Sonne voller Farben. 

Darin nimmt auch der Reisehase gerne mal ein Bad.

Nordfriesland

Der Kreis Nordfriesland bildet die Nordwestecke des schleswig-holsteinischen Festlandes. 

Das Hinterland der nordfriesischen Küste ist landwirtschaftlich geprägt und, wie man sieht, ziemlich flach, von niedrigen Geesthügeln und kleinen Warften einmal abgesehen.

Zu den traditionellen Hausformen der Region zählen reetgedeckte Gehöfte…

… und Geesthardenhäuser wie dieses schöne Exemplar in Bordelum-Sterdebüll. 

Wohnteil und Stallteil sind bei diesen Häusern unter einem Dach untergebracht (wie beim guten alten Lothringer Bauernhaus im Saarland), wobei der Wohnbereich im Osten liegt: Auf der windabgewandten Seite, weshalb er leichter beheizt werden konnte.

Ein regionales Zentrum ist Niebüll, mit relativ moderner Innenstadt, in der gerade Markttag ist.

In Süderlügum steht eine für die Gegend charakteristische Dorfkirche aus mehreren Bauepochen. Der Ort gehörte im Mittelalter zum Besitz des Klosters Lügum, einem Zisterzienserkloster (deshalb erwähne ich’s ?) im heutigen Dänemark.

Und dann sagt der Saarländer: Oh Leck.

Okay, bei dem Ortsnamen läuft nun der Wortspiel-Generator womöglich auf Hochtouren. Ich sehe mir aber nicht nur das Ortschild an, sondern auch das Lecker Zentrum.

Schön ist die evangelische Kirche, vor allem das Innere mit einer bemalten Seitenempore, die sich durch das gesamte Kirchenschiff zieht.

Der MTV Leck (bzw. die Spielgemeinschaft Leck-Achtrup-Ladelund) spielt im großen Nordfrieslandstadion. Und nachdem Leck gegen den Marner TV schon mit 3:0 führt, kommt der Gegner kurz vor Schluß noch auf 3:2 heran, und endlich kann ich’s sagen: Oh Leck!

Bei Stollberg steht ein Sendeturm, der in etwa 25 Metern Höhe eine Aussichtsterrasse hat (113 Stufen); der Turm ist als Hallig-Blick ausgeschildert, aber leider ist es inzwischen fast nur noch ein Windrad-Blick; die Halligen sind dazwischen nur noch zu erahnen.

Den Plural von Hallig habe ich nach dem gestrigen Kooge-Köge-Fauxpas sicherheitshalber gerade nochmal nachgeschlagen. Über “Hällige” (was ja eine korrekte Analogiebildung zu Köge wäre) hätte ich mich nämlich auch nicht mehr gewundert… 

Hauke-Haien-Koog

Theodor Storm hat auch außerhalb von Husum seine Spuren hinterlassen Zum Beispiel bei Fahretoft. Der kleine Ort, auf einer Warft angesiedelt, also oberhalb des Meeresspiegels, lag ursprünglich weit vom Meer entfernt, wurde aber durch die Marcellusflut von 1362 zu einer Hallig, fand sich also buchstäblich über Nacht als Insel im Wattenmeer wieder. Heute sind die Gebiete um den Ort durch Eindeichungen wieder trockengelegt.

In Fahretoft stehen die Laurentiuskirche von 1703 und direkt gegenüber das Hans-Momsen-Haus.

Im dem heute zur Gemeinde Dagebüll gehörenden Ort findet man außerdem den Hauke-Haien-Koog. Das ist natürlich nicht der Koog, den Deichgraf Hauke Haien in Stroms 1888 erschienener Novelle “Der Schimmelreiter” eindeichen ließ. Als der Koog entstand, 1960, war Storms Novelle bereits über 70 Jahre veröffentlicht, und man benannte das neue Land nach der Hauptfigur, nicht etwa den Koog nach seinem Erbauer. 

Daß man den Hauke-Haien-Koog auf diese Art präsentiert, kommt natürlich beim Reisehasen besonders gut an.

Husum

Husum. Die graue Stadt am Meer, wie Theodor Storm sie genannt hat. An diesem Augusttag, an dem nachmittags die Sonne herauskommt, ist die Stadt aber alles andere als grau, sondern ganz im Gegenteil geradezu farbenfroh. 

Zum Beispiel am Hafen mit seinen bunten Segelschiffen und Fischkuttern.

Theodor Storm ist der berühmteste Sohn der Stadt. Viele seiner Erzählungen spielen hier. In der Husumer Innenstadt stehen noch sein Wohnhaus (heute Museum)…

…und das Wohnhaus der Eltern.

Auf dem Marktplatz stehen die Marienkirche und der Assmussen-Woldsen-Brunnen von 1902 mit der Figur der “Tine”, einem friesischen Fischermädchen, dem der Bildhauer trotz Protesten des damaligen Denkmalskomitees die regionaltypischen Holzschuhe angezogen hat.

Kommt man rechtzeitig zu den Öffnungszeiten, könnte man den hübschen Wasserturm besteigen und Husum von oben genießen. Mir bleibt nur der Blick von unten.

Hübsch, diese bunte graue Stadt am Meer.