West Belfast

Heute steht nun West Belfast auf dem Programm und somit ein intensiverer Blick auf die “Troubles” und das spezifisch nordirische Problem. Ich versuche, einigermaßen neutral und sachlich zu bleiben. Was mir aber ebenso schwerfällt wie der Versuch, mich kurz zu fassen. Das wird nicht klappen. Es ist ein emotionales Thema.

West Belfast war neben Derry der Brennpunkt während des Bürgerkrieges. Ich habe einer dreistündige Führung durch die Viertel beiderseits der Mauer gebucht. Hierbei erfährt man einiges aus erster Hand, denn die Führung übernehmen Paul im katholischen Teil und Mike im protestantischen Teil. Beide waren aktiv an den Troubles beteiligt; Paul, der Katholik, erwähnt, daß er auch inhaftiert war. Beide verklären die Vergangenheit nicht und betonen den Wert des Karfreitagsabkommens, das den Frieden brachte. Erste Vorgespräche begannen hier im Clonard Monastery, das sehr aktiv am Friedensprozeß beteiligt war.

Und doch erfährt man so den Konflikt aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. DIE eine Perspektive gibt es ja ohnehin nicht; es existieren zwei Wahrheiten in diesem langen Bürgerkrieg. Wobei man ja immer eine der Wahrheiten für wahrer halten kann als die andere, und zugegebenermaßen ist das bei mir auch so.

Ich schreibe hier immer katholisch/protestantisch, könnte aber auch republikanisch/unionistisch schreiben, denn daß es im Nordirland-Konflikt nie bloß um Religion ging, sondern immer um die ganz großen Fragen wie die nach nationaler Einheit, nach Identität, nach Gleichheit etc., setze ich mal als bekannt voraus.
In West Belfast sind die katholischen und protestantischen Viertel deutlich voneinander getrennt; die Demarkationslinie bilden mehrere Peace Walls, bis zu acht Meter hohe Absperrungen. Die beiden Parteien treffen hier also auf wirklich engem Raum aufeinander und sind doch streng getrennt. Das Zentrum der katholischen Seite ist die Falls Road, das der protestantischen Seite die Shankill Road. Die Tour startet in der Divis Road im katholischen Viertel.

Weil wir in den drei Stunden eine ziemliche Strecke zu Fuß zurücklegen müssen, bleibt etwas wenig Zeit für (Detail-)Photos. Ich hoffe, es ergibt sich trotzdem ein Eindruck.

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