Neuf-Brisach gilt als “Schwester” meiner Heimatstadt Saarlouis, und wer Saarlouis kennt und durch Neuf-Brisach flaniert, der weiß, warum.
Beide sind Festungsstädte, die unter Ludwig XIV. errichtet wurden und ihr Aussehen durch den Festungsbaumeister Sébastien de Vauban erhielten. Der Stadtplan von Neuf-Brisach ist dem von Saarlouis tatsächlich sehr ähnlich, nur daß Neuf-Brisach ein paar Jahre jünger ist (zwischen 1699 und 1703 angelegt; Saarlouis wurde 1680 gegründet). Daher ist der Festungsplan von Neuf-Brisach gegenüber Saarlouis nochmals verfeinert worden.
Man trifft jedenfalls auch hier auf Démi-Lunes, Bastionen, Kasematten, Zangenwerke und so weiter, also auf das ganze Vauban-Programm. Zur Vauban’schen Planstadt gehört auch ein großer quadratischer Platz in der Mitte. Die Place d’Armes in Neuf-Brisach ist sogar noch etwas größer als der Große Markt in Saarlouis. Und hier steht noch die originale Kirche St. Louis, ebenfalls mit recht niedrigem Turm (damit die feindliche Artillerie keinen Orientierungspunkt hatte).
Die eigentliche Stadt ist auf einem Schachbrettmuster mit schnurgeraden Straßen angelegt, deren Hauptachsen sich in der Place d’Armes kreuzen.
Außen herum verlaufen die Wallanlagen und Bastionen. Die sind in Neuf-Brisach noch vollständig erhalten; in Saarlouis wurden die Mauern ja in der preußischen Zeit geschleift. Man kann also in Neuf-Brisach sehen, wie Saarlouis ungefähr ausgesehen hat.
In der Porte de Belfort gibt es außerdem ein Vauban-Museum.
Auch die anderen Stadttore sind erhalten: Hier zum Beispiel die Porte de Colmar.
Und hier die Porte de Colmar von der anderen Seite. Im Festungsgraben sind zahlreiche Kunstwerke aufgestellt, unter anderem dieser Riesenhirsch.
Und einige andere Tiere. Nur leider kein Hase.
Vor die Porte de Colmar ist gleich ein kompletter Lastkahn vor Anker gegangen; auch das ein Kunstwerk. Und im Hintergrund sieht man einen Löwen, von dem ich nicht genau sagen konnte, ob er nun schielt oder nicht. Jedenfalls: Falls er böse gucken soll, mißlingt ihm das gründlich. Ich nenne ihn Clarence.
An der Porte de Bâle (Basler Tor) ist auch nochmal der Grundriß der Stadt zu sehen. Und wie man sieht, sind oben auf den Befestigungen verschiedene Rundwege angelegt. Geländer oder Absperrungen gibt es nicht; da müssen einfache Hinweisschilder ausreichen mit Warnungen, daß man doch besser nicht zu nah an den Rand gehen soll. In Frankreich genügt das offensichtlich, weil jeder weiß, daß der Sturz in den Wallgraben aus etwa zehn Meter Höhe eine ziemlich miese Idee ist. Und der Höhenangsthase muß sich das natürlich sowieso nicht zweimal sagen lassen.