Waldenburg ist heute mit etwa 110.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Niederschlesiens. Die Stadt ist von Schwerindustrie geprägt: Es gab hier mehrere Kohlegruben, außerdem Kokereien, Hüttenwerke, Porzellanfabriken und viele andere Industriebetriebe.
Umso überraschender ist daher das Stadtzentrum, denn das ist hell und freundlich und läßt gar nicht mehr erahnen, wie es hier zu den Hochzeiten der Industrialisierung ausgesehen haben muß. Wer noch eine Kokerei in Aktion erlebt hat, weiß ungefähr, was da an Dreck in der Luft ist. Heute ist die Luft klar, und so sieht man am Ring zum Beispiel sofort, wo das Haus zum Anker steht.
Auch der benachbarte Rathausplatz ist schön gepflastert, begrünt und mit einer Brunnenanlage ausgestattet. Das Rathaus ist vom selben Architekten (Hermann Waesemann) wie das Berliner “Rote Rathaus”.
Einem weiteren Waldenburger Industriezweig ist ein eigenes Museum gewidmet: Der Porzellanherstellung.
Kaum eine schlesische Stadt ohne Schloß: In Waldenburg errichtete die reiche Kaufmannsfamilie Czettritz im frühen 17. Jahrhundert einen standesgemäßen Wohnsitz.
Das finde ich in Summe für eine Industriestadt, die der Reiseführer “nicht zu den touristischen Perlen” rechnet, schon eine beachtliche Menge an Sehenswertem. Außerdem kann man noch einen Abstecher in den Stadtpark machen, der sich im Nordosten von Waldenburg den Berg hinaufzieht.
Dort wurde vor kurzem (2022) ein Aussichtsturm eröffnet. Die Tickets muß man sich im Berggasthof direkt unterhalb holen, wenn man nicht mit den zickigen Kartenautomaten kämpfen möchte. Allerdings waren die Lesegeräte an den Drehkreuzen kaputt, denn sie haben kein Ticket erkannt, so daß irgendwann alle (jung bis alt) drübergestiegen oder drunterdurch gekrabbelt sind. Nach der kurzen Akrobatik-Einlage steht dann dem Aufstieg nichts mehr im Wege.
Oben hat man aus knapp 40 Metern Höhe eine schöne 360-Grad-Rundumsicht, unter anderem auf Waldenburg (siehe Startbild) und über die Vororte der Stadt, die im Waldenburger Bergland liegen. Die hügelige Region bildet sozusagen die Verbindung zwischen dem Riesengebirge im Westen und dem Eulengebirge im Osten. Blick nach Westen:
Auch in die andere Richtung (Blick nach Südosten) hat sich Waldenburg ausgebreitet. Im Hintergrund sieht man schon das Eulengebirge (Góry Sowie) und ganz rechts hinten auch den höchsten Berg dieses Gebirgszuges, die Hohe Eule (1015m). Die steht auch noch auf dem Tourenprogramm, aber nicht heute.