Jauer (Jawor) liegt südlich von Liegnitz in der Ebene an der Wütenden Neiße, ein Bach, der offenbar zum Jähzorn neigt, heute aber nicht sehr wütend aussieht (und auch nicht viel Wasser führt). Die weitaus bemerkenswertere Sehenswürdigkeit in der Stadt ist daher auch dieser Fachwerkbau:
Der Name Friedenskirche kommt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Damals war Schlesien ein Lehensgebiet des Königreichs Böhmen, das wiederum den Habsburgern gehörte. Die waren bekanntlich katholisch. Im Westfälischen Frieden wurde den Protestanten in Schlesien der Bau von eigenen Kirchen gestattet. Der Habsburger Ferdinand IV., römisch-deutscher König, dachte sich aber recht strenge Auflagen aus: Drei Kirchen mußten reichen für ganz Niederschlesien (neben Jauer noch Schweidnitz und Glogau). Ansonsten: Keine Steinbauten, keine Türme (der Glockenturm, der im Bild zu sehen ist, durfte erst 1707 angebaut werden), und möglichst außerhalb der Stadtmauern. Die evangelischen Gemeinden wußten sich aber zu helfen und machten aus den schwierigen Rahmenbedingungen das Beste, nämlich die oben im Startbild zu sehende Friedenskirche. Und so sieht der komplett aus Holz errichtete Bau im Inneren aus:
Die 43 Meter lange und 16 Meter hohe Kirche kann knapp 6.000 Personen fassen. Damit ist die Kirche in Jauer sogar noch etwas kleiner als die in Schweidnitz (die wird der Reisehase auch noch zeigen).
Beide Kirchen (die dritte, in Glogau, existiert nicht mehr, weil sie 1758 niederbrannte) sind heute UNESCO-Weltkulturerbe. Der große Innenraum mit seinen vier Emporen ist sehr beeindruckend.
Bemerkenswert sind auch die Details der Innenausstattung: Die über 200 Gemälde an den Emporen, die bemalte Kassettendecke, die Kanzel…
Nach der Friedenskirche folgt noch ein kurzer Rundgang durch Jauer, das natürlich auch einen Ring mit einigen hübschen Bürgerhäusern hat.
Hier steht natürlich auch das Rathaus, aber mit der Schauseite nach Norden. Wenn man dann genau über Mittag da ist, ist das mit dem Gegenlicht so eine Sache. Es gibt aber am Ring noch andere Dinge zu entdecken, zum Beispiel diesen goldenen Bienenkorb, der sich – o Wunder! – am Haus zum Goldenen Bienenkorb befindet. Früher wurde hier Lebkuchen hergestellt, und dafür brauchte man natürlich Honig. In Österreich würde man Lebzelterei sagen, aber den Österreichern hat Friedrich der Große Schlesien ja schon 1742 abgenommen.
Die Fürstenburg, Schloß Jauer, wartet derzeit noch auf eine grundlegende Restaurierung.