Laois

Von Waterford an der Südküste führt die Reiseroute nun wieder in Richtung Norden. An Kilkenny vorbei geht es in die Grafschaft Laois im irischen Mittelland.

Die Midlands, also das Inselinnere, ziehen im allgemeinen nicht gerade die Touristenmassen an, von ein paar Ausnahmen (Rock of Cashel, Clonmacnoise u.a.) mal abgesehen. Die Mehrzahl wird wohl eher bloß hindurchfahren, auf dem Weg von Dublin nach Connemara oder zum Ring of Kerry. Und auch in der Literatur kommt das Mittelland nicht immer gut weg: In Frank O’Connors Roman “Die Reise nach Dublin” sind Phil und Mary Kate einfach nur froh, als sie “durch die Midlands mit ihren flachen, unschönen Städtchen (…) ohne auch nur ein einziges vornehmes oder freundliches Gebäude” hindurch sind. Sowas reizt den Reisehasen ja. Wollen wir doch mal sehen, ob die Midlands nicht doch was zu bieten haben.

Laois ist zu großen Teilen eine eher flache, von Flüssen durchzogene Gegend, in der es einige Hügelketten gibt und im Norden mit den Slieve Bloom Mountains auch einen größeren Höhenzug, dessen höchster Berg auf 527m kommt. Aber Irland ist insgesamt ja nicht unbedingt für seine hochalpinen Landschaften bekannt.

Zur Aussprache des County-Namens Laois hatte ich letztes Jahr schon mal was geschrieben: Man spricht es in etwa “Leesh” bzw. (für deutschen Akzent) “Liesch”. Die Buchstabenkombination -ao- im Irischen wird, wie schon bei Dún Laoghaire, etwa zu einem langen i. Das s hingegen ist eine Art -sch-, also ein Laut, der sprachwissenschaftlich übrigens ein stimmloser postalveolarer Frikativ ist. Die spinnen, die Sprachwissenschaftler.

Das mit der Aussprache gilt analog für den Namen der Hauptstadt des County, Port Laoise. Das e am Ende ist reine Deko und trägt genau wie das i nach dem ao nicht zur Aussprache bei. Jedenfalls soweit ich das beurteilen kann; vermutlich ist aber alles noch viel komplizierter. Falls jemand den verwegenen Vorsatz gefaßt hat, Irisch zu lernen: Viel Spaß! Ich bewundere die Leute, die das sogar studiert haben und werde mich da nicht rantrauen; die Gefahr, viel Aufwand reinzustecken, nur um dann krachend zu scheitern, wäre zu groß. Aber ein paar Grundlagen und drei, vier Sätze würde ich schon gerne lernen. “Go n-éiri an bóthar leat” (= gute Reise) kann ich immerhin schon auswendig schreiben, und die einigermaßen unfallfreie Aussprache kommt vielleicht irgendwann auch noch.

Port Laoise (auch Portlaoise geschrieben) ist mit 25.000 Einwohnern für die dünn besiedelten Midlands recht groß, aber dennoch aus touristischer Sicht nicht sehr attraktiv. Das Zentrum ist klein, wird von einem Ring von Firmengebäuden und Shopping-Centern umgeben und bietet insgesamt wenig Sehenswertes. Die Attraktionen wie der Rock of Dunamase liegen außerhalb. Man bemüht sich aber um Blumenschmuck an einem der zahllosen Kreisverkehre in der Stadt.

Im Süden des County Laois liegt die Kleinstadt Durrow mit einem (nicht öffentlich zugänglichen) Schloß und einer alten Steinbogenbrücke, die über den River Erkina führt, früher mal die Straßenbrücke war und heute nur noch als Fußgängerbrücke dient. Wieder mal so ein typisch irisches Photomotiv.

Etwa zehn Kilometer nördlich von Durrow liegt Aghaboe mit einer Klosterruine – ausnahmsweise nicht der Zisterzienser, sondern deutlich älter. Das um 560 gegründete Kloster war durchaus bedeutend und im Mittelalter sogar Sitz eines Bischofs. Einer der Mönche aus Aghaboe, der Heilige Virgilius ging im 8. Jahrhundert als Bischof in das nicht unbedingt nahegelegene Salzburg und ließ dort eine erste Domkirche errichten, weshalb es noch heute Verbindungen von Salzburg nach Aghaboe gibt. Der eher schlichten Kirchenruine sieht man ihre historische Bedeutung aber nicht mehr an.

Portarlington schließlich ist eine Kleinstadt ganz im Norden des County Laois unmittelbar an der Grenze zu den Nachbar-Grafschaften Offaly und Kildare. Von hier stammt auch das Startbild zu diesem Beitrag: Es zeigt den River Barrow, der uns vor ein paar Tagen in New Ross ja schon begegnet ist. Hier in Laois ist er noch deutlich schmaler. Ansonsten bietet die Stadt die altbekannte und typische Hauptstraße.

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