Der Thurgau ist erst seit 1803 ein Schweizer Kanton, war aber schon seit dem 16. Jahrhundert als sogenannte “gemeine Herrschaft” ein Untertanengebiet der Eidgenossen. Davor war die Region südlich des Bodensees längere Zeit eng mit Konstanz verbunden. Die Thurgauer versuchten auch mehrfach, Konstanz zur Eidgenossenschaft zu holen, was aber nie gelang.
Eng mit Konstanz verbunden ist auch Schloß Bürglen, in dem die Freiherren von Bürglen residierten, die als Hofbeamte der Konstanzer Bischöfe angefangen hatten.
In der Gemeinde Wäldi wurde 2017 der 40 Meter hohe Napoleonturm errichtet, ein frei zugänglicher Aussichtsturm auf dem Seerücken, einem Hügelzug südlich des Bodensees. Den Namen erhielt er, weil Louis Napoléon, der Neffe von Napoléon Bonaparte und spätere Napoléon III., nach 1815 längere Zeit im Exil auf Schloß Arenenberg im Thurgau lebte.
Nach 208 Stufen ist man oben angekommen, hat einen schönen Blick auf die Thurgau-Landschaft (siehe Startbild), kann den Rotmilanen von oben beim Fliegen zuschauen und sieht auch – allerdings etwas im Dunst verschwimmend – den Bodensee.
Im Wald um den Turm wehrt man sich mit eigenwilligen Mitteln gegen Brennholzdiebe.
Der Hauptort des Thurgaus ist Frauenfeld, eine Stadt von etwa 25.000 Einwohnern an der Murg, die wenig später in die Thur mündet und außer dem Namen nichts mit dem gleichnamigen Fluß im Schwarzwald zu tun hat. Im alten Schloß Frauenfeld residierten die Kyburger und später die Habsburger über den Thurgau, bis die Eidgenossen das Schloß 1534 kauften.
Die hübsche Stadtkirche St. Nikolaus bildet das Ende der Zürcherstraße, eine der Hauptstraßen durch die Frauenfelder Innenstadt.
In der Freiestraße steht das Luzernerhaus.
Ein berühmter Sohn der Stadt taucht im Frauenfelder Stadtbild nicht auf; zumindest habe ich ihn dort nicht entdecken können. Dabei spielt er insbesondere für die saarländische Kulturgeschichte eine bedeutende Rolle: 1846 wurde hier nämlich Julius Maggi geboren, der 1886 die Speisewürze erfand, die zum integralen Bestandteil nahezu sämtlicher Gerichte der saarländischen Küche gehört. Suppe ohne Maggi? Geht gar nicht! Auch in Dibbelabbes gehört für mich immer ein Schuß Maggi. An hartgekochten Eiern oder auf Nudeln ist Maggi hingegen halte ich es für fakultativ, aber da gibt’s unterschiedliche Glaubensrichtungen. Immerhin sehen die Gewürzständer in Thurgauer Gaststätten so ähnlich aus wie im Saarland: Nur mit Salz und Pfeffer gibt man sich hier nicht zufrieden. Und… kennt jemand außerhalb des Saarlandes Fondor?
Fondor? Ja. Aber ich muss zugeben, dass bei uns in der Kindheit das Original von Knorr (Aromat) zum Einsatz kam. 😋