Glarus (der Kanton)

Glarus ist irgendwie der große Unbekannte unter den 26 Schweizer Kantonen. Jedenfalls für den Reisehasen, der im Vorfeld so gut wie gar nichts darüber wußte. Glarus ist schon sehr lange Mitglied der Eidgenossenschaft: Ab 1352 bzw. endgültig 1386 gehörte das Glarner Land zu den “Acht alten Orten”, also dem Kerngebiet der heutigen Schweiz. Zu den beliebtesten Urlaubsregionen gehört der Kanton irgendwie auch nicht. Dabei ist es landschaftlich hier durchaus sehr schön, wie das Startbild zeigt:

Und trotzdem fliegt der Kanton immer etwas unter dem Radar, und man hört und liest nur wenig davon. Vielleicht liegt es an der geringen Einwohnerzahl, denn mit nur etwa 41.000 Einwohnern steht Glarus auf dem viertletzten Platz der Bevölkerungstabelle der Schweizer Kantone. Zum Vergleich: Der nur ein wenig größere Kanton Solothurn hat 282.000 Einwohner.

Landschaftlich besteht das 685qkm große Kantonsgebiet (Umrechnung für Freunde anderer Maßeinheiten: etwa ein Viertel Saarland) im wesentlichen aus einem einzigen Gebirgstal, das von der Linth durchflossen wird und das auch die Haupt-Verkehrsachse des Kantons bildet. Die recht stark befahrene Hauptstraße 17 ist hier die wichtigste Nord-Süd-Verbindung.

Im Süden führt sie über den Klausenpaß hinüber nach Altdorf (Uri). Hier der Blick auf die ersten Kurven des Klausenpasses, der bei Linthal (Gemeinde Glarus-Süd) beginnt.

Neben dem Linthtal ist nur noch ein kleineres Seitental, das Sernftal, bewohnt.

Seit einer Gemeindereform vor ein paar Jahren gibt es in Glarus übrigens nur noch drei Gemeinden, bei deren Namensgebung man sich irgendwie nicht viel Mühe gemacht hat: Glarus-Nord, Glarus, Glarus-Süd. Hauptort von Glarus-Nord ist Näfels mit 4.600 Einwohnern.

Hier steht als größte Sehenswürdigkeit des Ortes der Freuler-Palast, ein 1642-47 errichtetes Herrenhaus.

Linthal gehört zur Gemeinde Glarus-Süd und ist der südlichste Ort im Kanton.

Zu Glarus-Süd gehört auch Schwanden mit der letzten verbliebenen Glarner Brauerei, der Brauerei Adler.

Schwanden ist aber auch jenseits des Bierbrauens ein traditioneller Industriestandort, an dem eine Spinnerei und eine Färberei existierten.

Ebenfalls im Gebiet von Glarus-Süd, bei Linthal, liegt der Berglistüber Wasserfall, zu dem ein kurzer Fußweg von einem Parkplatz nach den ersten paar Kurven des Klausenpasses führt.

In einer eher unschönen Rangliste ist Glarus übrigens ganz vorne: Die bedauernswerte Dienstmagd Anna Göldi wurde 1782 enthauptet, als angebliche Hexe, weil sie die Tochter eines Ratsherren verzaubert haben soll. Das rief schon damals Empörung hervor, weil 1782 nun wirklich zumindest im lesefähigen Teil der Bevölkerung niemand mehr ernsthaft an Hexen glaubte. Anna Göldi half das aber nichts mehr. Sie war das letzte Opfer der sog. “Hexenverfolgung” in Mitteleuropa. Heute gibt es in Glarus das Anna-Göldi-Museum, das sich nicht nur mit ihrem Schicksal, sondern allgemein mit Menschenrechten befaßt.

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