Vazerol ist ein kleines Dörfchen an der Straße von Lenzerheide nach Tiefencastel. Es hat eine gewisse historische Bedeutung für den Kanton Graubünden, denn es gilt als “Bündner Rütli”, weshalb man hier einen Gedenkstein aufgestellt hat.
Kurzer Ausflug in die Geschichte Graubündens: Das heutige Graubünden ist aus drei Gebieten entstanden: Oberer Bund (Grauer Bund), Zehngerichtebund und Gotteshausbund. Die Hauptorte waren Trun in der Surselva, Davos und Chur. In der alten Eidgenossenschaft (bis 1798) war Graubünden nicht Mitglied; man war lediglich “Zugewandter Ort”, wie man die eng assoziierten Gebiete nannte. Zweite Liga, sozusagen. Zu Graubünden gehörte damals auch das heute italienische Veltlin, als Untertanengebiet der Drei Bünde. Dritte Liga, sozusagen, unterhalb der Kantone und der Zugewandten Orte. Alles ziemlich komplex. In Vazerol jedenfalls trafen sich angeblich im Jahr 1471 die Vertreter der Drei Bünde, um einen gemeinsamen Freistaat zu gründen. Wie bei der Eidgenossenschaft waren auch für die Bündner die Habsburger der Gegner. Als vollwertiger Kanton durfte Graubünden (zunächst unter dem Namen “Rätien”) aber erst 1803 der Schweiz beitreten.
Das Wappen von Graubünden repräsentiert mit seinen drei Feldern noch die Drei Bünde. Der Alpensteinbock zum Beispiel war das Wappentier des Gotteshausbundes. Ob es das Treffen von Vazerol im Jahr 1471 wirklich gegeben hat, ist allerdings etwas zweifelhaft; die historischen Fakten sind hier noch dünner als beim eidgenössischen Rütli-Schwur von 1291, wo man sich ja auch nicht sicher ist, ob er jemals stattgefunden hat.