Bremerhaven

Ich bin ja gerne mal von diversen Sachen begeistert, die ansonsten nicht unbedingt dafür bekannt sind, allgemeine Begeisterung auszulösen. Ich sag mal: Arminia Bielefeld. Bremerhaven ist auch so ein Fall.

Wie jetzt? Ausgerechnet das angeblich so unattraktive Bremerhaven, eine der ärmsten Städte Deutschlands soll faszinierend sein? Kurz und knapp: Ja. Die Begründung folgt in drei Beiträgen.

Eigentlich hatte ich mir die Stadt ähnlich wie Wilhelmshaven vorgestellt, denn auch Bremerhaven ist eine Gründung des 19. Jahrhunderts, nur knapp drei Jahrzehnte älter. Die Hansestadt Bremen, die mit der zunehmenden Verlandung ihres Hafens zu kämpfen hatte, kaufte 1827 dem Königreich Hannover ein Gelände an der Mündung der Geeste in die Weser ab und legte dort einen Hafen an. Im Gegensatz zu Wilhelmshaven ist hier aber der Plan, der der Stadtanlage zugrunde liegt, sofort nachvollziehbar. Die zentrale Achse von Bremerhaven-Mitte ist die Bürgermeister-Smidt-Straße, nach dem Stadtgründer Johann Smidt benannt, die parallel zum Weserufer verläuft und fast drei Kilometer lang ist. Sie ist fast schnurgerade angelegt und hat nur im nördlichen Teil zwei kleinere Kurven. Architektonisch ist die Bebauung zwar nicht allzu erwähnenswert, aber immerhin schützen die Glasdächer vor den Regenschauern, die heute im Halbstundentakt runterkommen und sich mit sonnigen Abschnitten abwechseln. Macht aber nix: Das ist perfektes Photo-Wetter!

Das hier ist nicht Bürgermeister Smidt, sondern eine Granatfrau, eine Garnelenverkäuferin, denen man hiermit in der Hauptstraße ein Denkmal gesetzt hat.

Ansonsten fehlt zumindest im Stadtteil Mitte (es gibt auch in Bremerhaven noch ältere Ortschaften, die heute eingemeindet sind) natürlich jegliche alte Bausubstanz. Also kein pittoreskes Fachwerkidyll. Was aber nicht heißt, daß es nichts zu sehen gäbe – im Gegenteil. Interessant ist zum Beispiel das Hauptgebäude des Alfred-Wegener-Instituts mit, wie ich finde, deutlichen Anleihen ans Hamburger Chile-Haus.

Und bevor ich zum Hafengelände komme, um das sich natürlich auch hier in Bremerhaven so ziemlich alles dreht, noch ein Abstecher zum Fußball: Prägender Club der Stadt war lange Zeit TuS Bremerhaven 93. Die Weinroten waren Dauergast in der Oberliga Nord, als das noch die höchste deutsche Spielklasse war, und machten Bremerhaven so zu einer der Fußball-Hochburgen im Norden. 1955 erreichten sie sogar die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Nachdem der Club 1977 in die 2. Liga Nord aufgestiegen war, trat er dem 1972 gegründeten OSC (Olympischer Sport-Club) bei, der als Stadtverein gedacht war und mittelfristig in die Bundesliga sollte. Aber der OSC scheiterte schon in der 2. Liga krachend: Zweimal gelang der Klassenerhalt nicht, danach ging’s abwärts in die Amateurklassen. Heute spielt der OSC in der Bremen-Liga. Immerhin spielen sie noch – das Wilhelmshavener Pendant TSR Olympia, ebenfalls 2. Liga Nprd, hat gar keine Fußballabteilung mehr. Bremerhaven 93 und der OSC spielten am Zollinlandplatz (liebevoll “Zolli” gerufen) im Stadtteil Lehe, der aber nicht mehr existiert. Der OSC nutzt heute das große Nordseestadion, dessen Tribüne allerdings auch schon bessere Tage gesehen hat.

Und apropos bessere Tage: Das gilt auch für den Turm an der Nordmole, der vor ein paar Wochen plötzlich absackte und dann ziemlich schief stand (schiefer als der Turm in Suurhusen – sollte also zumindest kurzzeitig Weltrekord gewesen sein). Mittlerweile ist er ganz abgebaut; außerdem ist wohl vor ein paar Tagen noch ein weiterer Teil der Mole abgesackt. Die kläglichen Reste sind noch zu sehen.

Strahlender präsentiert sich der Neue Hafen mit dem prägnanten Atlantic Hotel Sail City. Um das Hafengelände dreht es sich dann gleich in Teil 2 und Teil 3.

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