Krummes Elsaß

Eine längere Frankreich-Tour wird’s auch dieses Jahr nicht geben; der September ist schon anderweitig verplant. Aber als Ersatz sollen wenigstens ein paar Tages-/Wochenendtouren ins gelobte Land stattfinden. Die erste führt heute durch das Krumme Elsaß (Alsace bossue).

Die Gegend gehört zum Département Bas-Rhin und bildet so eine Art elsässischen Knubbel inmitten lothringischen Terrains. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gehörte der Knubbel, der damals noch keiner war, als Grafschaft Saarwerden den Grafen von Saarbrücken; es gibt also historisch durchaus Verbindungen ins Saarland, auch über den Fluß hinaus. Der schlängelt sich von hier durch Wiesen und Felder in Richtung Sarreguemines und ins Saarland und wird dabei vom 1862-66 eröffneten Saar-Kohlenkanal begleitet, wie hier bei Sarrealbe (Saaralben). Früher ein wichtiger Transportweg für Lastkähne, fahren hier heute nur noch Freizeitschiffe. Manchmal.

Sowohl landschaftlich als auch von den Ortsbildern her ist die Gegend deutlich weniger elsässisch als lothringisch.

Wenn zwei Fußballvereine fusionieren, landen sie bei der Namensfindung heutzutage meist beim öden “FC” (so zuletzt in Gießen oder vorher in Ingolstadt) oder denken sich groteske Namen aus (SG Barockstadt Fulda-Lehnerz). Früher war “Union” beliebt, zum Beispiel bei der SG Union Solingen. Als Ortsname ist Union hingegen eine Kuriosität. Aber als Bockenheim (Bouquenom) und Neu-Saarwerden (Ville-Neuve de Sarrewerden) im Jahr 1794 fusionierten, nannte man den Ort Sarre-Union.

Das Ortszentrum bildet die Grand Rue im rechts der Saar gelegenen Ortsteil Bouquenom.

La Petite-Pierre, etwas östlich von Sarre-Union, liegt im bergigen und bewaldeten Teil des Krummen Elsaß. Der Ort hat auch einen deutschen Namen, der auf dem Ortsschild steht und eine wortgetreue deutsche Version von La Petite-Pierre ist: Lützelstein. Die strategisch wichtig gelegene Burg war seit 1462 im Besitz der Pfalzgrafen bei Rhein, also in pfälzischem Besitz. Die benachbarte Grafschaft Saarwerden gehörte den Grafen von Saarbrücken. Gewissermaßen saßen Saarländer und Pfälzer damals also auch hier in direkter Nachbarschaft.

An den Häusern, vor allem am verwendeten roten Sandstein, sieht man sehr schön, daß man sich hier schon in den Ausläufern der Vogesen befindet.

Der kleine Ort, mit gerade einmal 600 Einwohnern, zieht sich auf dem Bergrücken entlang einer langen Hauptstraße bis zur Burg Lützelstein.

Etwas weiter östlich liegt Ingwiller, eine Kleinstadt mit ein paar Fachwerkhäusern und dem Rathaus als größte Sehenswürdigkeit. Das versteckt sich allerdings teilweise hinter Gerüsten, weil das Ortszentrum gerade großräumig umgebaut wird.

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