Von Tetschen geht die Tagesetappe elbeaufwärtts. Die nächste größere Stadt am Fluß ist Aussig (Ústí nad Labem), mit fast 100.000 Einwohnern eines der wichtigsten städtischen Zentren im nördlichen Böhmen.
Aussig liegt allerdings eher neben als an der Elbe. Die Stadt ist vom Fluß durch mehrspurige Straßen und Bahnstrecken getrennt. Das Elbtal ist hier eine sehr wichtige Verkehrsverbindung.
Die Innenstadt ist offen gestanden nicht besonders hübsch. Zum einen wurde Aussig im Zweiten Weltkrieg stak zerstört, zum anderen stammt ein nicht gerade geringer Teil der Bebauung aus den 70er und 80er Jahren, in denen nochmals zahlreiche historische Gebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt wurden. Wie hier am Hauptplatz, dem Mírové náměstí (Friedensplatz).
Architektonisch interessant sind immerhin der Sitz der Regionsverwaltung…
…und das Rathaus der Stadt, errichtet 1956-61. Keine atemberaubende Schönheit zwar, aber doch recht ansehnlich.
Zwischen viel sozialistischer Moderne stehen noch ein paar vereinzelte historische Gebäude. Wie die Himmelfahrtskirche, die einen sichtlich schiefen Turm hat. Das liegt aber, im Gegensatz zu beispielsweise Frankenhausen in Thüringen, nicht am instabilen Untergrund, sondern an einem Luftangriff im April 1945. Seitdem ist der Turm um fast zwei Meter geneigt. Auf Bildern ist das immer schwer zu sehen, aber die Straßenlaterne vor dem Turm steht gerade.
Dem Rathaus gegenüber steht das Nordböhmische Theater, ein neobarocker Bau von 1909.
Das Schönste an Aussig ist vermutlich die Lage im Elbtal und im Tal des Nebenflusses Bilina, der hier mündet. Das läßt sich besonders gut vom Aussichtspunkt Větruše (Ferdinandshöhe) betrachten. Hier hinauf fährt eine Kabinen-Seilbahn, die in einem Einkaufszentrum in der Innenstadt losfährt. Oder man geht zu Fuß eine steile Straße und eine Treppe hinauf – sofern man unten im Tal im Gewirr der Straßen, Unterführungen und Bahngleise den Weg findet.
Das heutige Ausflugslokal Větruše wurde schon 1847 gebaut und ist mit seiner Lage auf dem hohen Felsen über dem Elbtal das Wahrzeichen der Stadt geworden.
Ein weiteres Wahrzeichen liegt ein paar Kilometer außerhalb: Die große Burgruine Schreckenstein (Střekov). Sie gab Richard Wagner die Idee zum “Tannhäuser”, den er dann aber auf die Wartburg verlegte.