Saint-Nicolas-de-Port liegt an der Meurthe und gehört schon zu den Außenbezirken von Nancy. Am Fluß waren früher Webereien angesiedelt, deren Gebäude zum Teil noch stehen; auch für sie lieferte die kleine Kraftwerkszentrale im Fluß, die Station Electrique du Champy, den benötigten Strom.
Die Kleinstadt ist aber vor allem wegen eines anderen Gebäudes bekannt, das den gesamten Ort ohnehin weit überragt: Die große Wallfahrtsbasilika Saint-Nicolas mit ihren 85 Meter hohen Türmen und einem Kirchenschiff mit einer Gewölbehöhe von 32 Metern.
Sie entstand um eine Reliquie, ein Stück eines Fingers des Heiligen Nikolaus von Myra, das der lokale Adlige Aubert de Varangéville aus Bari “mitgebracht” (sprich: gestohlen und nach Lothringen geschmuggelt) hatte. Die Akzeptanz solcher Handlungen wie Reliquiendiebstahl war damals umso höher, je wichtiger derjenige war, von dem die Reliquie stammte – und der Nikolaus spielte schon damals in der ersten Liga der Heiligen. Der nicht ganz korrekt verlaufene Import des Fingergliedes verhinderte nicht, daß sich Nikolaus von Myra bald zum Schutzheiligen Lothringens („notre bon advocat et patron“) entwickelte. Saint-Nicolas-de-Port wurde zu einem wichtigen Wallfahrtsort. Um die Pilgermassen aufzunehmen, wurde ab 1481 die große Kirche im Flamboyant-Stil errichtet.
Das sehr hohe Kirchenschiff (die frei stehenden Säulen sind 28 Meter hoch und somit die höchsten in Frankreich) weist eine ungewöhnliche Abweichung aus der Längsachse auf; beim Blick in die Mittelschiffgewölbe wird die auffällige Krümmung deutlich sichtbar.