Im lothringischen Industriegebiet

Lothringen ist nicht nur an der Mosel zwischen Metz und Thionville, wo der Reisehase ja schon im September war, ein Industrierevier. Auch direkt an der Grenze, nicht weit von Völklingen und Saarbrücken, ist Lothringen ein industriell geprägtes Land wie das benachbarte Saarland:  Kohlegruben, Stahlwerke, Chemieanlagen, Bergbausiedlungen…

Freyming-Merlebach war mehr als hundert Jahre lang ein wichtiger Bergwerksstandort. Heute sind aber alle französischen Steinkohlegruben stillgelegt; die letzte Grube (La Houve in Creutzwald) wurde 2004 geschlossen. In Freyming-Merlebach steht der erst 1991 erbaute Förderturm des Puits Cuvelette noch; der Schacht führt in eine Tiefe von fast 1,3 Kilometern. Daneben steht der ältere Förderturm des Südschachtes, der inzwischen unter Denkmalschutz steht.

Zeit für ein bißchen Urban Exploration. 🙂 Den Grubengebäuden sieht man nämlich den mittlerweile zwanzigjährigen Leerstand deutlich an.

Im Ortszentrum von Freyming steht die Pfarrkirche, die barock anmutet, aber erst 1911-13 errichtet wurde.

Vor einigen Jahren wurde außerdem die neue Mediathek eingeweiht.

Im Nachbarort Cocheren erinnert eine in der Bergarbeitersiedlung Cité Belle Roche als Denkmal aufgestellte Grubenbahn an die Bergbauvergangenheit.

Daneben: Die kleine Kirche Notre-Dame-des-Houillères mit ihrem ungewöhnlichen Glockenturm.

Wie man schon an den deutschen Ortsnamen (Merlebach, Creutzwald…) merkt, ist die deutsch-französische Grenze hier nirgendwo wirklich weit; die saarländischen Gruben im Warndt, wie z.B. Velsen (2005 geschlossen, heute Besucherbergwerk)…

…liegen ebenso nur einen Steinwurf von der Grenze wie die Bergwerke in Freyming-Merlebach, Petite-Rosselle oder Stiring-Wendel. Besonders deutlich wird das an der Rue Nationale 3 von Forbach nach Saint-Avold. Sie verläuft etwa einen Kilometer lang direkt auf der Grenze: Die Häuser auf der Nordseite (im Bild links) gehören zum saarländischen Naßweiler, die Häuser auf der Südseite zum lothringischen Cocheren.

Neben Bergbau ist in der Region aber noch andere Industrie angesiedelt: Im (ebenfalls) Grenzort Carling unterhält Total eine große petrochemische Anlage und eine (kürzlich stillgelegte) Kokerei, was dem 3.000-Einwohner-Ort eher schlechte Chancen gab, jemals Luftkurort zu werden…

Im Zentrum von Carling steht die Pfarrkirche Saint-Gérard-Majella. Der Ort ist übrigens nicht nach der englischen Biermarke benannt, sondern nach Graf Karl-Ludwig von Nassau-Saarbrücken, der ihn 1720 gründen ließ und hier im Warndt aus Frankreich geflohene Hugenotten ansiedelte. Ähnlich enstanden ist das auf deutscher Seite gelegene Glasmacherdorf Ludweiler (Gründer und Namensgeber war hier Graf Ludwig II.).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*