Lübeck (2)

Weiter geht’s, mit dem Rathaus und den Kirchen der Stadt. Selbstverständlich ist die Altstadt auch UNESCO-Kulturerbe.

Das gotische Rathaus ist das Symbol der Bürgerschaft der freien Hansestadt. Das einzigartige Baudenkmal dokumentiert den Stolz einer bedeutenden und reichen Handelsstadt.

Zu den bedeutendsten Baudenkmälern Norddeutschlands zählt natürlich der Dom.

Im Inneren gibt es eine schöne Chorschranke…

…sowie ein Altarbild mit eher seltenem Motiv: Maria mit Einhorn. Hm.

Sankt Marien gilt als erster großer Bau der Backsteingotik und wurde zum vorbild für zahlreiche Kirchen im gesamten Ostseeraum.

Als die Marienkirche im Bau war, soll angeblich der Teufel einen Anschlag verübt (oder zumindest den Versuch unternommen) haben. Aber mal ehrlich: Ist das glaubwürdig, bei DEM Teufel?

In der Jakobikirche steht in einer Seitenkapelle ein Rettungsboot der Pamir: Das ist alles, was sich von dem 1957 in einem Sturm gesunkenen Segelschiff, einem Schwesterschiff der Passat, erhalten hat. Von den 86 Menschen an Bord überlebten nur sechs.

Interessant ist auch der Innenraum von St. Jacobi.

Auch die Zisterzienser waren in Lübeck vertreten: Vom Johanniskloster im Osten der Innenstadt steht aber nichts mehr. An der Stelle befindet sich heute das Gymnasium Johanneum, das einige hervorragende Abiturient(inn)en hervorgebracht hat.  ?

Gleich zwei Literatur-Nobelpreisträger hat die Stadt ohnehin zu bieten: Thomas Mann stammte aus Lübeck und beschrieb die Stadt und ihre Kaufleute in den “Buddenbrooks”, und der in Danzig geborene Günter Grass lebte hier. Mit beiden kann ich persönlich nur wenig anfangen; wenn schon deutschsprachige Literatur mit Nobelpreis, dann eher Hesse oder Böll. Naja, Geschmackssache. Direkt neben St. Marien jedenfalls steht das Buddenbrook-Haus, Literaturmuseum und eine der wesentlichen Anlaufstellen für Stadtbesucher.

Und dann ist Lübeck ja auch bekannt für das Marzipan. Niederegger unterhält einen Fabrikverkauf am Stadtrand, aus dem ich natürlich nicht mit leeren Händen herauskomme.

Bewerbungen als Mitesser bzw. Mitgenießer werden gerne entgegengenommen.

Und weil das Posting ohnehin schon unverschämt lange ist, hier noch ein paar Impressionen.

Langer Text, kurzes Fazit: Lübeck gehört zu den schönsten Städten Deutschlands. Fühlt sich hier sehr wohl: Hansehase.

Lübeck

Ich war vor ein paar Jahren schon mal kurz hier, bei Nieselregen im November, und fand die Stadt selbst da schon sehr schön. Aber bei Sonne ist das natürlich nochmal ganz was anderes. Und obwohl ich mich angesichts der hier mitlesenden Lübeckerin dem Verdacht aussetze, ein Gefälligkeitsgutachten zu schreiben: Es ist nun mal so: Die Stadt ist richtig, richtig schön. Und deshalb wird dieser Beitrag auch richtig, richtig lang.

Der Stadtname läßt sich ja schließlich aus dem Slawischen ableiten (“ljubice” = lieblich). Das paßt doch.

In der frühen Neuzeit fungierte Lübeck bekanntermaßen als Zentrum der Hanse; das lübische Stadtrecht war Vorbild für den ganzen Ostseeraum, von Danzig über Visby bis Riga. Und wenn man durch die Innenstadt läuft, fühlt man sich immer wieder an die Zeit der Hanse erinnert. Ich habe dennoch statt “Hansemuseum” zuerst “Hasenmuseum” gelesen und war kurz freudig erregt ?. 

Dabei wurde das Zentrum im 2. Weltkrieg schwer zerstört, auch die Kirchen; es ist also vieles gar nicht mehr original erhalten. Aber der Wiederaufbau ist gelungen; keine reine Rekonstruktion, sondern teilweise auch Neubauten, aber meistens recht stimmig. Und die Innenstadt wirkt lebendig und ist nicht in ein Freilichtmuseum oder gar in ein Disneyland umgewandelt worden. Viel Backstein gibt’s natürlich auch hier zu sehen.

Zwischendrin stehen immer wieder interessante alte Gebäude wie z.B. das Haus der Schiffer-Gesellschaft:

Man beachte die Inschrift: “Allen zu gefallen, ist unmöglich”. ?

Einen schönen Überblick hat man vom Turm der Petrikirche (keine Kletterleistung meinerseits; es fährt ein Aufzug…). Hier sieht man auch sechs der “sieben Türme”, die die Lübecker Stadtsilhouette prägen (den siebten sieht man nicht, weil man draufsteht).

Unten in der Petrikirche ist ein kleines Café. Der Besuch sei empfohlen:  Es gibt guter Kaffee sowie Kuchen und Kekse aus eigener Herstellung.

Wahrzeichen der Stadt ist das Holstentor, bekannt vom 50-Mark-Schein.

Auf der Stadtseite zeigt das Holstentor mit der an Rom angelehnten Inschrift S.P.Q.L. auch das Selbstbewußtsein der Bürgerschaft.

Ihm gefällt’s: Holstentorhase.

Und der Rest folgt dann gleich in Teil zwei. 

Reinfeld

Um das sumpfige Gebiet um Reinfeld urbar zu machen, holte sich der Grundherr, Graf Adolf von Schauenburg, die besten Profis, die es zur damaligen Zeit gab, um Sümpfe trockenzulegen: Zisterziensermönche. 

Teile ihrer Maßnahmen sind noch heute zu sehen: Die Herrenteiche.

Vom Kloster selbst, in der Reformation aufgelöst, ist hingegen nichts mehr zu sehen (außer einem 90m langen Stück der Klostermauer). Die Kirche diente nach der Aufhebung des Klosters als Pfarrkirche des Ortes, bis sie durch eine Flutwelle bei einem Dammbruch der Herrenteiche zerstört wurde. Die neue Kirche erbaute man dann sicherheitshalber auf einer Anhöhe.

Im Innenraum: Ein schöner Taufengel, der über dem Taufbecken schwebt.

In Reinfeld wurde Matthias Claudius geboren. Selbst wem nun der Name nichts sagt (der- bzw. diejenige möge sich schämen!), der kennt mit Sicherheit sein “Abendlied”. Es findet sich auch in voller Länge auf dem Matthias-Claudius-Denkmal am Ufer des Herrenteiches, ist hier aber zu einem Sehtest höchster Schwierigkeit verwittert.

In der Vertonung von Johann Abraham Peter Schulz zählt es zweifellos zu den schönsten Liedern deutscher Sprache: Der Mond ist aufgegangen…

Ratzeburg

Ratzeburg liegt quasi auf einer Insel inmitten einer Seenplatte und ist durch drei Dämme mit dem “Festland” verbunden.

Wie in Mölln steht auch hier die Kirche auf einem (flachen, aber doch ausreichend hohen und somit flutsicheren) Bergrücken oberhalb der Seen: Der Ratzeburger Dom bildet ein echtes Kontrastprogramm zu den barocken Kirchen, die ich im Mai in Tirol besichtigt habe: Norddeutsche Backsteinarchitektur, auch innen eher schlicht und fast streng wirkend, was natürlich auch daran liegt, daß der Dom nach der Auflösung des Bistums im 16. Jahrhundert eine protestantische Kirche ist.

Im Innenhof des Kreuzgangs steht der “Bettler” von Ernst Barlach, der hier in Ratzeburg im Grab der Familie Barlach beigesetzt wurde.

Backsteinarchitektur ist auch im Rest der Ratzeburger Altstadt vorherrschend.

Zarrentin

In Zarrentin betrete ich erstmals überhaupt mecklenburgisch-vorpommerschen Boden (falls das irgendjemanden interessieren sollte). 

Hier steht nämlich Zisterzienserkloster Nummer zwei für heute. Und im Gegensatz zu Reinbek haben sich hier noch die Klosterkirche und ein Teil der Klosteranlage erhalten.

Ort und Kloster Zarrentin liegen hübsch direkt am Ufer des Schaalsees.

Mölln

Inhaltlich ist es ja doch größerer Sprung von Otto von Bismarck zu Till Eulenspiegel… Aber von Friedrichsruh ist man schnell in Mölln.

Vor kurzem ist er uns ja schon in Bernburg begegnet, wo er auch sein Unwesen trieb. Die Eulenspiegelstadt aber ist Mölln, wo er der Überlieferung zufolge im Jahr 1350 starb. 

Die Nikolaikirche steht auf einem kleinen Hügel oberhalb des Möllner Sees. 

Um die Kirche gruppiert sich die hübsche Möllner Altstadt, mit viel Backstein.

Hier steht auch der Eulenspiegel-Brunnen.

Reinbek

So, die Anfahrt ist überstanden; in zwei Etappen mit Zwischenstop bei Hannover. Wer übrigens ein aktuelles Guinness-Buch zur Hand hat, kann mal nachschauen: Hält die unendliche Baustelle von kurz hinter Göttingen bis kurz vor Hildesheim eigentlich den aktuellen Europarekord? Gefühlt nahm das jedenfalls gar kein Ende mehr.

Dafür hatte ich ein Stück weiter in einer anderen Baustelle einigermaßen Glück, weil sich der LKW und ein polnischer Kleinlaster wohl erst kurz zuvor ineinander verkeilt hatten. Na egal. Bin ja jetzt da.

Erster Halt in Schleswig-Holstein: Reinbek, dicht an der Hamburger Stadtgrenze gelegen. Hier stand im Mittelalter ein Kloster der Zisterzienserinnen. Das ist komplett verschwunden; an seiner Stelle steht heute das Schloß Reinbek. So kann ich wenigstens etwas mehr als bloß eine Wiese vorzeigen.

In Reinbek ist außerdem einer der wichtigsten Literaturverlage Deutschlands angesiedelt: Rowohlt hat hier seinen Verlagssitz (noch; der Umzug nach Hamburg läuft wohl schon oder ist zumindest geplant). Die von Fritz Trautwein entworfenen Verlagsgebäude stehen unter Denkmalschutz.

Mit Autoren wie Camus und Sartre hat mich der Verlag durchaus geprägt, und dank zahlreicher weiterer Autoren wie Léo Malet, Kurt Tucholsky oder Thomas Pynchon ist der Rowohlt-Block im Regal zuhause ziemlich groß.

Etwas außerhalb liegt das Gut Friedrichsruh. Hier lebte… nein, kein Friedrich, sondern natürlich Otto. Otto von Bismarck, dem spätestens mit der Reichsgründung 1871 die Herzen aus allen deutschen Landen zuflogen.

Und Geschenke. So wie dieser kapitale Hirsch aus Anhalt…

…sowie Steine aus Ostwestfalen.

Ich dachte ja immer, die Grotenburg steht in Uerdingen.

In Friedrichsruh lebt die Familie von Bismarck noch immer; dem Schloß gegenüber steht das Mausoleum des eisernen Kanzlers…

…und im alten Landhaus, einem Fachwerk-Nebengebäude, ist das Bismarck-Museum untergebracht.

Vorankündigung – Préavis

“Werner, saach ma Bescheid.” – “Bescheid.”

Die nächste Reise steht an. Auf dem Programm steht das Land zwischen zwei Meeren, die über einen quer durchs Land verlaufenden Kanal miteinander verbunden sind. Nein, es geht nicht nach Panama. Da würde ich wenigstens die Landessprache verstehen; in Schleswig-Holstein bin ich mir da nicht so sicher. “Üsens spriak as de kai tu üsens aanj lun.” (“Unsere Sprache ist der Schlüssel zu unserem Land”). Hm. Ich werde Dolmetscher brauchen.

Aber angeblich reden die da oben ja sowieso nicht viel.

Zwischen den Meeren, das gibt es als Entre-deux-Mers auch in Frankreich, obwohl hier ein Gebiet gemeint ist, das überhaupt nicht zwischen zwei Meeren liegt, sondern zwischen zwei Flüssen: Garonne und Dordogne nämlich. Ich war letztes Jahr dort; wer aufgepaßt hat, erinnert sich. 😉 Während Entre-Deux-Mers ein bekanntes Weinanbaugebiet ist, erwarte ich nicht unbedingt, daß ich mit schleswig-holsteinischen Weinen den Kofferraum vollbekomme. Auch längere Bergwanderungen werden nicht auf dem Programm stehen – nicht mal in der Holsteinischen Schweiz. Es wird also ein deutliches Kontrastprogramm zur Tirol-Tour im April/Mai geben; die Hochgebirgs-Allergiker unter den Lesern werden es begrüßen. 😉

Angesichts mindestens zweier Einheimischer unter den treuen Lesern (naja, eigentlich nur eineinhalb – Norderstedt zählt ja nicht voll) muß ich übrigens noch mehr als sonst auf Korrektheit achten: Wenn ich Blödsinn erzähle (was ich natürlich sowieso niemals nicht mache), merkt’s nämlich jemand.

Was den Reiseplan angeht, will ich nicht schon allzu viele Details im Vorfeld verraten. Die Planung sieht 13 Reisetage vor, bei einer Fahrtstrecke von etwa 3.200 Kilometern (wobei allerdings knapp die Hälfte der Strecke schon für Hin- und Rückfahrt draufgehen wird). Wenn alles so klappt wie geplant, wird es hier wie viel zu lesen und zu sehen geben: Zisterzienserklöster, Fußball, Historisches, alte Städte, schöne Landschaften… und Kaköhl. Und Watt? Ja, das auch, natürlich.

Also. Weißt Bescheid? Klaa! Besser is das.

Dat mut glücken

Der dänische König Christian IV. ließ ab 1617 an der Unterelbe eine Festungsstadt errichten, die er Glückstadt nannte, denn: “Dat schall glücken, dat mut glücken, und dan schall se ok Glücksburg heten”. Geplant war die neue Stadt sowohl als Residenz als auch als Konkurrenz zu Hamburg und Altona.

Entstanden ist eine typische neuzeitliche Fürstenstadt, mit großem zentralem Marktplatz, von dem geradlinig die Straßen ausgehen. Als Saarlouiser fühle ich mich da natürlich an die Vauban’schen Festungsstädte erinnert.

Glückstadt aber war auch Hafenstadt und besitzt den Stadthafen noch heute, auch wenn der eher beschaulich als geschäftig daherkommt.

Der Plan, Hamburg Konkurrenz zu machen, ging bekanntlich nicht auf. Aber was bleibt, ist eine sehenswerte Kleinstadt, die schön in den Elbmarschen liegt.

O Fortuna

…so beginnen Carl Orffs “Carmina Burana”. Wenn die Stadt schon Glückstadt heißt, bleibt dem Fußballverein ja quasi nicht anderes übrig, als sich den Namen Fortuna zu geben.

Die Fortuna spielt auf einem schönen Gelände in den Elbmarschen direkt hinterm Deich.

Gegen Büsum allerdings scheint Fortuna gerade keine Zeit zu haben, denn die Glücksburger verlieren 2:4. O Fortuna.