Lifford und Strabane

Mit Ballybofey und Stranorlar hatten wir vor kurzem erst zwei Städte, die zu beiden Seiten eines Flusses direkt beieinanderliegen. Bei Lifford und Strabane ist das ähnlich, aber doch ganz anders. “Same same but different”, wie uns die T-Shirt-Händler in Thailand immer wieder versichert haben.

Lifford nämlich liegt im County Donegal, Strabane im County Tyrone. Also einmal Republik Irland, einmal Nordirland. Per Brücke über den River Foyle (der hier gerade erst als Zusammenfluß von Finn und Mourne entstanden ist) überquert man also auch die “Grenze”, die hier wie überall in Irland nur am Hinweisschild zu erkennen ist, daß nun die Angaben auf den Verkehrsschildern wieder Meilen sind. Die noch fast brandneue, auf die Französische Revolution zurückgehende Errungenschaft des metrischen Systems hat sich bisher ja noch nicht bis ins Vereinigte Königreich herumgesprochen. Fun Fact am Rande; es gibt ja schon seltsame Zufälle: Auf den Tag genau heute vor 150 Jahren, am 20. Mai 1875, wurde in Paris die Meterkonvention unterzeichnet.

Lifford, Hauptort des County Donegal, ist zwar offiziell Stadt, besteht aber im wesentlichen aus nur zwei Straßen und wirkt mit seinen 1.600 Einwohnern sehr dörflich. Ansatzweise repräsentativ ist nur das Old Courthouse.

Strabane nebenan in Nordirland ist da schon etwas städtischer und hat auch deutlich mehr Einwohner. Eine richtige Schönheit ist der Ort allerdings auch nicht.

Es gibt aber Sehenswertes: Über den River Mourne führt seit 2015 diese moderne Fußgängerbrücke:

Um die Namensgebung der Brücke gab es Streit. Die lokale Verwaltung unter Führung der Sinn Féin (der irisch-republikanischen Partei) wollte sie nach Ivan Barr benennen, einem lokalen Politiker (der Sinn Féin), weshalb der zuständige Minister (der DUP) zunächst die Gelder für den Bau sperren wollte. Man diskutierte dann eine zeitlang, baute die Brücke fertig und … benannte sie anschließend nach Ivan Barr.

Vielleicht hätte sowas ja diesem Herrn hier gefallen, dem man an zentraler Stelle dieses Denkmal gesetzt hat, auf dem er sich an seine Werke anlehnt.:

Das ist Brian O’Nolan, in Strabane geboren. Einen Titel kann man auf dem links Buchrücken erkennen: At Swim-Two-Birds. Bekannt wurde O’Nolan nämlich unter dem Künstlernamen Flann O’Brien. Sein “At Swim-Two-Birds” (“In Schwimmen-Zwei-Vögel”) gilt als eines der Hauptwerke der irischen Literatur und ist eine absolute Leseempfehlung des Reisehasen, auch und insbesondere in der Übersetzung des großen Harry Rowohlt. Die ebenso schlagfertige wie nörgelige Gute Fee, die in diesem grandiosen Roman auftaucht, ist eine der schönsten Romanfiguren überhaupt.

Hier noch ein Blick auf die Landschaft im County Tyrone, zu dem Strabane gehört (bzw. genauer gesagt gehörte, weil es die historischen Counties hier in Nordirland verwaltungstechnisch nicht mehr gibt): Quer durch die Grafschaft ziehen sich die Sperrin Mountains, eine “Area of Outstanding Natural Beauty”, so die offizielle Bezeichnung. Heute kann ich sie nur streifen, aber für die nächste Irland-Tour stehen die Sperrins schon auf dem Programm.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*