McHale Park, Castlebar

Der Nachmittag bietet das totale Kontrastprogramm zum Vormittag auf dem einsamen und stillen Clare Island: Ein Gaelic-Football-Match. Das wollte ich schon länger mal erleben. Und in Castlebar findet heute sogar ein sehr wichtiges Spiel statt: Mayo trifft auf Galway im regionalen Finale der Provinz Connacht.

Die Meisterschaften in den GAA-Sportarten, also vor allem Gaelic Football, Hurling und Camogie, werden nicht zwischen Vereinen, sondern zwischen den Auswahl-Teams der irischen Counties ausgetragen. Die Vorrunden finden zunächst innerhalb der vier Provinzen (Munster, Leinster, Connacht, Ulster) statt, aus denen sich die besten Teams für die landesweite Endrunde qualifizieren. Am Ende bleiben zwei Teams übrig, die im ausverkauften Croke Park in Dublin das All-Ireland Senior Football Championship Final austragen, vor 82.000 Zuschauern. Und der Rest Irlands sitzt dann zuhause vor den Fernsehern.

Was man auf den ersten Bildern schon sieht: Dieses Spiel zieht die Leute an. Es kommen etwa 27.000 Zuschauer in den McHale Park in Castlebar, also mehr als doppelt so viele wie die Stadt Einwohner hat. Damit ist das Stadion fast ausverkauft. Zu den Erstligaspielen im “regulären” Fußball, der in Irland und insbesondere hier im Westen der Insel längst nicht den Stellenwert wie die GAA-Sportarten hat, kommen bestenfalls drei- oder viertausend Leute. Zum Gaelic Football aber strömen die Massen, und die ganze Stadt ist in den Farben des Countys geschmückt. Das war schon in Kerry so, dessen Team den Rekordmeister stellt. Aber auch die heutigen Gegner waren schon irischer Meister: Galway neunmal, Mayo dreimal (letztmals allerdings 1951).

Was man auch sieht: Sowas wie Fantrennung oder einen Heim- und einen Auswärtsblock gibt es gar nicht. Die Fans aus Mayo (grün-rot) und aus Galway (weinrot) sitzen bunt gemischt im Stadion. Diese ständige Aggressivität zwischen den Fanlagern ist etwas, was mich beim Fußball zusehends nervt, weshalb es mich ja (auch) verstärkt zum Volleyball gezogen hat. Ok, zugegeben, da gab es auch noch andere Gründe (die aktuell in der US-amerikanischen Profi-Liga spielen). 😉

Gaelic Football ist eine Art Mischung aus Fußball und Rugby; der Ball darf mit der Hand getragen werden, aber immer nur vier Schritte. Es gibt Tore wie beim Fußball (wer dort reintrifft, erhält drei Punkte) und hohe Stangen wie beim Rugby (wer dort reintrifft, erhält einen oder zwei Punkte, je nach Entfernung, aus der geschossen wurde).

Der Sport ist sehr schnell und teilweise ähnlich ruppig wie Rugby. Außerdem werden viele Punkte durch Schüsse zwischen die beiden Stangen erzielt, gegen die man als Abwehr ja weitgehend machtlos ist, wenn der Ball in sechs Meter Höhe über einen wegfliegt. Wenn man die Anzeigetafel nicht im Blick hat, verliert man schnell den Überblick über den Spielstand.

Besonders laut wird es immer, wenn ein Tor erzielt wird. Davon fallen zwei, eins auf jeder Seite. Bei Mayo ist es ein schön herausgespielter Treffer, bei Galway ein Penalty.

Am Ende siegt Galway, wie man sehen kann, mit 20:18.

Die Tore (drei Punkte) und die restlichen Punkte werden nämlich getrennt aufgeführt, warum auch immer, denn was zählt, ist die Gesamtsumme. Die Namen der Teams sind natürlich auf Irisch; schließlich heißt das hier ja Gaelic Football. Nach Schlußpfiff folgt der Platzsturm; auch das ist kein Problem und Teil des Events.

Die Ränge leeren sich dann recht schnell; viele Galway-Fans feiern auf dem Spielfeld mit dem Team, und der Rest begibt sich zu den Autos und legt in den kommenden 90 Minuten den kompletten Verkehr in der Innenstadt von Castlebar lahm. Ich nehme mir die Zeit für die Stadionphotos und suche mir danach ein Restaurant in der Stadt.

Spannend war’s! Wer in Irland ist und die Chance auf so ein Match hat: Unbedingt hingehen, es lohnt sich. Ich habe jetzt noch ein Hurling-Match auf der Wunschliste; das wird allerdings auf dieser Tour wohl nicht mehr klappen. Nächstes Mal dann.

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