Im Nivernais

Das Département mit der Nummer 58, Nièvre, entspricht im wesentlichen der historischen Grafschaft des Nivernais. Es ist ein sehr ländliches Gebiet, das heute den Südwesten der Region Burgund bildet und dessen wenige Städte meist ganz im Westen liegen, im Loiretal. Nach Osten wird es bergiger; hier beginnt der Morvan.

Die Nièvre wird im allgemeinen in Reiseführern und Bildbänden etwas stiefmütterlich behandelt. Ich habe zum Beispiel einen sehr dicken Bildband übers Burgund, 2,7kg schwer und 378 Seiten stark. Eine der Sachen, für die man von Umzugshelfern zurecht verflucht wird (und dieser Brocken ist nicht der einzige mit solch einem Kampfgewicht, der in meinem Bildband-Regal steht…). Darin jedenfalls wird die Nièvre auf 14 Seiten abgehandelt, und zwar ganz am Ende – so als hätte man kurz vor Redaktionsschluß noch gemerkt: Ach du Kacke, wir haben die Nièvre vergessen, die muß auch noch rein.

Das Département ist 6.800 Quadratkilometer groß (bzw. 2,65 Saarland) und umfaßt insbesondere beachtliche Teile des Morvan. Außerdem sind wir hier mitten in Frankreich, das ja immerhin gerade dabei ist, seine Position als schönstes Land der Erde gegen einen vielversprechenden irischen Angriff zu verteidigen. Daher kann es natürlich gar nicht sein, daß es hier nichts zu sehen gäbe. Einiges davon ist im Reisekontext sozusagen Wiederholung, wie im folgenden Bild: Die Berge des Morvan im Hintergrund, Wiesen mit Charollais-Rindern im Vordergrund, dazwischen ein Dörfchen mit alter Kirche. Hatten wir schon. Ist aber immer wieder schön.

Noch nicht so oft hatten wir Wasserfälle, aber die gibt es hier auch, zum Beispiel die Cascade de Narvau bei Lormes.

Lormes selbst ist ein kleinerer Ort, der hübsch in einer Senke des Morvan liegt.

Manchmal verbirgt sich das Sehenswerte auch hinter einem wenig spektakulären Äußeren: In Saint-Révérien im gleichnamigen Ort darf man sich nicht vom eher häßlichen Kirchturm und dem schlichten Kirchenschiff abschrecken lassen.

Denn während der Turm aus dem 19. Jahrhundert stammt, ist die Kirche selbst noch aus dem 12. Jahrhundert und war Teil eines Cluniazenser-Priorats. Das sieht man im Inneren.

Aber auch das 19. Jahrhundert hat hier Sehenswertes hinterlassen, zum Beispiel die durchaus hübsche Personifikation des Glaubens (der Glaube ist im Französischen weiblich: La Foi) an einer der Kirchenwände.

Das folgende Monument steht bei Corbigny und erinnert an ein Unglück im Januar 1934: Da prallte ein Flugzeug hier gegen den Berg; alle zwölf Insassen kamen ums Leben. Das Flugzeug kam aus Saigon und war auf einem Erstflug, aus dem eine regelmäßige Linienflug-Verbindung zwischen Paris und Indochina werden sollte, mit mehreren Zwischenhalten natürlich. Aber schon beim ersten Rückflug stürzte die Maschine ab; sie war das einzige existierende Modell der “Dewoitine D-332 Emeraude”.

Ein Stückchen weiter liegt Bazoches, das mir als Saarlouiser besonders am Herzen liegt:

Denn in der Dorfkirche ist Vauban bestattet, der Baumeister Ludwigs XIV., der für den König zahlreiche Festungsstädte plante, darunter auch Saarlouis. Er stammte aus der Gegend, besaß bei Bazoches ein Schloß, und in der Dorfkirche war die Grablege der Familie. Nur Vaubans Herz ruht nicht hier, sondern im Pariser Invalidendom.

Die Kirche in Bazoches ist gerade Baustelle und daher nicht zu besichtigen; beim letzten Besuch (2010) hatte ich da mehr Glück.

Pierre-Perthuis schließlich gehört eigentlich nicht mehr hierher, denn der kleine Ort gehört schon zum Département Yonne. Es gibt hier zwei Brücken über die Cure, eine neuere höhere (im Hintergrund), über die eine Straße führt, und eine alte Bogenbrücke im Vordergrund mit einem Bodenbelag aus derart ruppigem Kopfsteinpflaster, daß es die berüchtigten Pavé-Abschnitte bei Paris-Roubaix locker in den Schatten stellt (der Reisehase verweist auf Wallers-Arenberg).

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