Im September 2002 habe ich meine erste Frankreich-Tour unternommen: Zwölf Tage Burgund. Das war der Startschuß für eine ganze Reihe von Frankreich-Touren und -Aufenthalten, die sich insgesamt auf fast 1 1/2 Jahre summieren. Das meiste allerdings war vor der Hasenblog-Zeit, weshalb Frankreich hier eklatant unterrepräsentiert ist. Das soll sich jetzt ändern, und als Ziel für die erste lange Frankreich-Tour nach der Corona-Zwangspause hat sich das Burgund also angeboten. Ich wandele also auf meinen eigenen Spuren, versuche aber, nicht zu klingen als erzählte Opa vom Krieg.
Angesetzt sind zwölf Reisetage im Burgund und anschließend noch ein Tag in Lothringen, zwecks schrittweiser Wiedereingliederung. Die Anreise ist von Osten, über die Autobahn Mulhouse-Besançon-Dijon, auf der man die Franche-Comté durchquert und dann zwischen Dole und Auxonne ins Burgund hineinfährt. Gleich am ersten Reisetag gibt es einige Höhepunkte, die aber natürlich ihre eigenen Beiträge kriegen. Hier aber schon mal ein paar Impressionen von der ersten Etappe, zum Beispiel von Schloß Créancey.
Um das Schloß ist ein hübscher kleiner Park angelegt, mit verschiedenen Kunstwerken wie diesem:
Der Name Créancey wird etwas später nochmal auftauchen, denn am Ort vorbei verläuft der Canal de Bourgogne.
Der 8. Mai ist in Frankreich ja Feiertag (Kriegsende), und da Christi Himmelfahrt dieses Jahr auf den 9. Mai fällt, haben die Franzosen ein richtig richtig langes Wochenende. Eine gute Gelegenheit auch, um die automobilen Schätze aus den Garagen zu holen. Irgendwo in der Gegend ist jedenfalls ein Enten-Treffen, denn die 2CV bevölkern die Straßen und sorgen zusammen mit einigen anderen Schönheiten (Renault 16, Citroën Ami 6 u.a.) dafür, daß es endlich mal was fürs Auge gibt und einem nicht nur grotesk deformierte SUVs entgegenkommen.
Das Burgund, so viel setze ich mal als bekannt voraus, ist eine Weinregion. Man setzt hier nicht auf Masse, sondern hat die Anbauflächen schon vor langer Zeit stark verkleinert und produziert hohe Qualität. Die Weine sind alles andere als preiswert, vor allem die Grand Crus, aber sie haben einen hervorragenden Ruf. Nicht nur im Chablis, sondern auch entlang der Côte de Nuits, wo Nuits-Saint-Georges, Aloxe-Corton oder Gevrey-Chambertin liegen. Die Landschaft erinnert etwas an die Pfälzer Weinstraße: Die Weinberge liegen am Osthang der Berge und ziehen sich weit in die Ebene (die hier von der Saône gebildet wird).
Zu den bekannten Namen gehört auch Clos de Vougeot. Das wehrhafte Schloß inmitten der Weinberge war ein Wirtschaftshof der Zisterzienser, die hier den Weinbau entwickelten, wie er im wesentlichen noch heute überall praktiziert wird.
Der kleine Ort Vougeot, an der Vouge gelegen, besteht fast ausschließlich aus Winzerhöfen.
Etwas weiter nördlich, in Richtung Dijon, liegt Gevrey-Chambertin, das sich als “Capitale des Grands Crus” positioniert, weil es hier gleich neun Grand-Cru-Lagen gibt. Chambertin war unter anderem der Lieblingswein Napoleons, der sich die edlen Getränke natürlich auch problemlos leisten konnte.
Das nur mal als Einstimmung. Und jetzt tauchen wir mal etwas tiefer in diese wunderschöne Region ein.