Stettin (3)

Teil 3: Die Hakenterrasse und die Neustadt. Die Hakenterrasse ist ein in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts errichtetes Ensemble, das neben dem Schloß zu den bekanntesten Stettiner Sehenswürdigkeiten zählt.

Benannt ist sie nach dem langjährigen Stettiner Oberbürgermeister, Hermann Haken. Auf polnisch heißt sie heute “Wały Chrobrego” und bezieht sich auf Boleslaw I., den Piastenherzog und ersten König Polens. Oberhalb der Anlage thront das ehemalige Stadtmuseum, heute das Nationalmuseum Stettin (Muzeum Narodowe w Szczecinie).

Im Zentrum der Anlage steht die Springbrunnengrotte.

Insgesamt gibt es im Stadtzentrum recht wenig moderne Gebäude. Eines davon ist die 2014 eröffnete Philharmonie.

Auf dem Platz vor der Philharmonie erinnert dieser große Engel an ein sehr düsteres Kapitel der jüngeren polnischen Geschichte: Bei einem Aufstand, dessen Anlaß hohe Lebensmittelpreise waren, wurden im Dezember 1970 in Stettin durch Polizei und Militär 16 Menschen getötet.

Um die Altstadt herum gruppieren sich die Viertel der Neustadt (Nowe Miasto). Hier dominiert eindeutig die Gründerzeit-Architektur. Zum Beispiel in der nach Westen führenden Jagiellońska, der ehemaligen Turnerstraße.

Oder, besonders hübsch, am Zamenhofbrunnen.

Nicht gründerzeitlich, sondern deutlich älter (Baujahr 1726-29) ist das ehemalige Ständehaus, in dem heute ein Standort des Nationalmuseums untergebracht ist. Früher tagte hier der Provinziallandtag der preußischen Provinz Pommern.

Unter großen Straßenbrücken trifft man normalerweise bloß auf eine unansehnliche Betonwüste. Das wäre auch unter der West-Oder-Brücke, der Trasa Zamkowa, mit ihren Zufahrten nicht anders. Weil hier aber jemand am Werk war, der was kann, lohnt es sich, hier vorbeizugehen.

Ich gehe dann noch nach außerhalb in den westlich gelegenen Stadtteil Pogodno (Braunsfelde), zum Stadion von Pogoń Stettin, dem erfolgreichsten Club der Stadt. Der ist zwar langjähriger Erstligist, gehört aber dennoch nicht ganz zur Elite unter den polnischen Vereinen. Dafür fehlen dem Club die ganz großen Erfolge. Außerdem kann Pogoń auf eine bemerkenswert turbulente Geschichte mit vielen Auf-und Abstiegen zurückblicken, Auflösungen und Neugründungen inclusive. Immerhin reichte es schon zu zwei Vizemeisterschaften und drei Teilnahmen am Pokalfinale.

Das Florian-Krygier-Stadion ist noch recht neu und wirkt wegen der schwarzen Außenhaut recht düster, ist aber im Inneren dann doch sehr hell. Eröffnet wurde die Anlage ursprünglich schon 1925, damals als Rühl-Kampfbahn und vor allem für Leichtathletik und Turnen; die Stettiner Fußballvereine wie Stettiner SC oder VfB Stettin hatten ihre eigenen Plätze. Erst viel später zog dann Pogoń in das Stadion, das 2019-22 abgerissen und durch einen kompletten Neubau ersetzt wurde, der heute 21.000 Plätze bietet.

Insgesamt ist ein Reisetag viel zu wenig für diese Stadt. Aber der Reisehase (hier bei einer Pause an der Hakenterrasse) ist trotzdem begeistert.

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