Bitterfeld-Wolfen

Zum sogenannten Chemie-Dreieck gehört auch und vor allem die Doppelstadt Bitterfeld-Wolfen. Bitterfeld stand, als die DDR unterging, als Synonym für Umweltzerstörung und marode Industrie im sozialistischen Staat. Und hatte dementsprechend nach der Wende nicht nur ein gewaltiges Umweltproblem, sondern auch ein riesiges Imageproblem.. 

Von einem Karikaturisten, ich glaube von der Titanic, gab es dann auch mal eine Zeichnung, in der die Stadtoberen die Stadt zur Verbesserung des Images in Zartbitterfeld umbenennen ließen…

Bitterfeld war ein Zentrum des Braunkohleabbaus; außerdem stand hier ein elektrochemisches Kombinat, das seine Abwässer und Abgase ungefiltert in die Umwelt emittierte, weshalb die Stadt unter einer ständigen Dunstglocke aus Abgasen und Rauch lag. Nach der Wende wurde das Kombinat aufgelöst; nur kleinere Teilbereiche blieben bestehen. 

Das Stadtzentrum Bitterfelds ist klein und zählt wirklich nicht zur Kategorie “umwerfend schön”… Aber wenigstens ist es stellenweise bunt.

Auf einer Braunkohle-Abraumhalde wurde der Bitterfelder Bogen errichtet, eine begehbare Skulptur. 

Von dort oben sieht man Bitterfeld, den Chemiepark Wolfen und den großen Goitzschesee, ein gefluteter Braunkohletagebau. 

Und wäre das Wetter so wie gemeldet, nämlich sonnig, anstelle des – wenigstens warmen – Regens, würde das alles auch nicht ganz so grau aussehen. Immerhin: Gelblichgrüne Rauchsäulen, wie sie die Salpetersäureproduktion im Kombinat verursacht hatte, sieht man nicht mehr.

Am Stadtrand steht, auf dem Gelände des Chemieparks, der große Kulturpalast und sieht unbenutzt aus; seit 2016 ist das Gebäude geschlossen, nun droht gar der Abriß. Kultur war dem Sozialismus deutlich wichtiger als dem Kapitalismus.

Der Chemiepark, heute mit zwölf Quadratkilometern einer der größten Chemieparks Europas und Sitz von 300 Firmen, erstreckt sich zwischen Bitterfeld und Wolfen. Hier das Gebäude der Hauptverwaltung:

Wolfen war ebenfalls Standort der chemischen Industrie: Hier produzierte zunächst die Agfa AG, später ein VEB Filme und Chemikalien unter dem Markennamen Orwo (“Original Wolfen”), deren Qualität man auch im Westen zu schätzen wußte. Nach der Wende wurde die Filmfabrik Wolfen 1994 abgewickelt. Der Name Orwo existiert noch als digitaler Mediendienstleister und Hersteller von Spezial-Filmprodukten.

Ein ehemaliges Agfa-Gebäude ist heute das Rathaus von Bitterfeld-Wolfen: Das sogenannte Gebäude 041 wurde 1936-39 errichtet. Nicht jede Stadt dieser Größe (ca. 40.000 Einw.) kann ein derart mächtiges Rathaus vorweisen.

Und er hier steht unkommentiert in der Wiese neben dem Rathaus. Wer auch immer das ist. ?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*