Federico Fellini

Vorsicht! Ich werde jetzt ins Schwärmen geraten. ?

Jedes große Land des europäischen Kinos hat einen Regisseur hervorgebracht, den ich ganz besonders mag: Frankreich (Truffaut), Spanien (Buñuel), England (Kubrick), Deutschland (Werner Herzog) und Schweden (Ingmar Bergman). Und aus Italien ist es Federico Fellini, 1920 in Rimini geboren.

Ich habe fast alle seiner ca. 25 Filme gesehen (und von der aufgrund einer persönlichen Krise nie gedrehten “Reise des Giuseppe Mastorna” das Drehbuch gelesen).

Seine Filme drehte er größtenteils in Cinecittà in Rom, der Stadt, die auch meist Hauptdarstellerin (“Roma”, 1972) oder mindestens Kulisse seiner Filme war. Das gilt insbesondere für seinen wohl bekanntesten Film, “La dolce vita”, den ich ja schon als Titelbild dieser Reise gewählt hatte. 

Fellini konnte bildgewaltig erzählen wie kaum ein anderer, vom Gastmahl des Trimalchio (in Satyricon), von Casanova, vom Zirkus, vom römischen Verkehrschaos, von Clowns und Kleinganoven; die Nebenrollen oft mit grandios ausgewählten Originalen besetzt, schrägen Gestalten, die sich meist nur selbst spielen mußten. Und immer wieder erzählte er von sich selbst, dargestellt meist, wie im Meisterwerk “8 1/2”, von seinem Alter Ego Marcello Mastroianni. 

Der römische Statthalter Agrippus Virus läßt in “Asterix bei den Schweizern” seine Orgien von niemand Geringerem als dem großen Fellinius inszenieren.

1973 kehrte Fellini thematisch mit “Amarcord” (“ich erinnere mich” im lokalen Dialekt Riminis) in seine Heimatstadt zurück; im Film, für den er seinen vierten Regie-Oscar erhielt, erzählt er seine Kindheitserinnerungen – oder das, was seine oft überbordende Phantasie daraus gemacht hat. Teile der Handlung spielen im Grand Hotel.

In einer anderen Szene des Films holt die Familie einen verrückt gewordenen Onkel für einen Ausflug ins Grüne aus der Anstalt ab. Der Onkel büxt aus, klettert in einen Baum und brüllt stundenlang “Ich will eine Frau”. Großes Theater. Die Szene ist genauso unvergeßlich wie Anita Ekberg als Sylvia im Trevi-Brunnen in “La Dolce Vita”. Figuren wie der große Zampano (aus “La Strada”) und der Sensationsphotograph Paparazzo sind in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen.

Rimini hatte die schöne Idee, die Querstraßen entlang der Strandpromenade nach seinen Filmen zu benennen. So kann man einfach entlang seiner Werkgeschichte flanieren, von den schwarz-weißen Frühwerken der ersten Nachkriegsjahre bis zum mir immer rätselhaft gebliebenen “Die Stimme des Mondes” von 1990 mit Roberto Benigni, drei Jahre vor Fellinis Tod gedreht.

Da wird’s nach dem Rückflug wohl ein paar Filmabende geben. 

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