James und Ernest…

…und John. Vorarlberg verbindet man nicht unbedingt mit Klassikern der englischsprachigen Literatur. Aber es gibt diese Verbindungen, sogar mehrere.

In Schruns verbrachten Ernest Hemingway und John Dos Passos* einige Zeit. Hemingway schrieb hier an seinem Roman “Fiesta”, und die in Schruns verbrachten Winter fanden auch ihren Niederschlag in der Kurzgeschichte “Schnee auf dem Kilimandscharo”. Im Zentrum von Schruns steht sein Denkmal.

* “Manhattan Transfer” – das 1925 erschienene amerikanische Pendant zu Döblins Großstadtroman “Berlin Alexanderplatz”. Gelesen? Nein? Nachholen!

In Feldkirch erinnert man sich an James Joyce, der mehrfach hier war und der anläßlich eines Aufenthaltes im Hotel zum Löwen (Bild unten) im Jahr 1932 sagte, am Bahnhof von Feldkirch habe sich 1915 (als er auf der Durchreise von Triest nach Zürich hier war) das Schicksal des “Ulysses” entschieden.

Feldkirch

Feldkirch, westlichste Stadt Österreichs und zweitgrößte Stadt Vorarlbergs, gilt als heimliche Hauptstadt des Bundeslandes. Oberhalb der Altstadt von Feldkich steht die Schattenburg, im Mittelalter der Stammsitz der Grafen von Montfort. Von hier läßt sich die Altstadt gut überblicken.

Die Altstadt entstand zusammen mit der Burg in der Zeit um 1200 als hochmittelalterliche Stadtgründung auf schachbrettartigem Grundriß; vielfach haben sich noch die Arkadengänge erhalten.

Modern ist hingegen das Montfort-Haus, ein erst kürzlich eröffnetes Kongreß- und Kulturhaus.

Und apropos moderne Architektur: Da war ja noch was. Andelsbuch! Der Ort bietet auch noch das Gebäude des “Werkraum Bregenzerwald”. Ha!

Bei dem Knoten im Vordergrund handelt es sich übrigens entweder um das Ende der Gleisanlagen am alten Bahnhof – oder um Kunst. Oder halt beides. 

Und auch in Wolfurt geht’s modern zu (u.a. in Form der Musikschule).

Rankweil

Das ist ja mal hübsch.

Das ist die Kirchenburg von Rankweil, mit vollem Namen Pfarr- und Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau Mariä Heimsuchung. Basilika Rankweil geht aber auch. Die gotische Kirche wurde im 15. Jh. sowie später während der Türkenkriege befestigt. 

Von der Galerie hat man einen schönen Blick auf Rankweil, das Rheintal und die Berglandschaft drüben in der Schweiz.

Vollbad

Nein, ich meine nicht den Dauerregen, der für den gesamten heutigen Tag angekündigt war, dem aber dann schon gegen 11 Uhr die Puste ausging, so daß die Wolken blauem Himmel Platz machten. Die Gebirgswanderung in der Silvretta mußte trotzdem ausfallen; vormittags wäre das noch eine sehr nasse Angelegenheit geworden.

Nee, anderes Thema. Die intensive Sponsorentätigkeit im österreichischen Fußball treibt nämlich mitunter recht seltsame Blüten. So kommt es z.B., daß fast jeder Amateurverein seinen Namen um einen lokalen Sponsor ergänzt.

Und dann spielt der Vollbad FC Götzis gegen den Eco-Park FC Hörbranz.

Aber solange keine Dosen involviert sind, geht’s ja noch.

Im Bregenzerwald

Der Bregenzerwald bildet quasi die nördliche Hälfte von Vorarlberg. Es ist ein Gebirgszug, der sich vom Rheintal im Westen bis zum Arlberg im Osten erstreckt.

Die Ortschaften dieser eher dünn besiedelten Gegend liegen tendenziell in den Tälern. Typisch sind mächtige alte Holzhäuser und -höfe, so wie in Schwarzenberg…

…oder Andelsbuch:

Moderne Architektur findet man aber auch, wie hier in Andelsbuch:

Nur einige wenige Straßen verbinden die Täler, und vielfach werden sie zu richtigen Paßstraßen. Mehr als 900 Höhenmeter beträgt z.B. der Unterschied zwischen Bludenz (570m) und der Paßhöhe am Faschinajoch (1486m); die Fahrt durchs Große Walsertal ist landschaftlich sehr schön.

Kirche St. Sebastian in Fontanella:

Paßhöhe Faschinajoch:

Bludenz

Bludenz liegt am Zusammentreffen mehrerer Alpentäler (u.a. Brandnertal, Montafon, Großes Walsertal) und war daher schon im frühen Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz. Von dieser Bedeutung zeugt die schöne Altstadt mit ihren Arkadengängen.

Schön ist der Blick vom Schloßberg oberhalb der Stadt mit Schloß (jo, klar…) und Laurentiuskirche.

Die Moderne ist aber auch vertreten: Am Rand der Innenstadt steht die Heilig-Kreuz-Kirche (1932-34). Architekt war der Stuttgarter Otto Linder (vielleicht kennt jemand seine Herz-Jesu-Kirche im Zentrum von Pforzheim). Der Innenraum ist dank der Buntglasfenster in eigenartiges orange-gelbes Licht getaucht.

Hohenems

Der Ort ist jedem schon begegnet, der sich im Studium mit Mittelhochdeutsch beschäftigt hat (also wohl keinem außer mir). In der Schloßbibliothek Hohenems sind nämlich zwei sehr wichtige Handschriften des Nibelungenliedes (A und C) gefunden worden (die dritte (ja, genau, Handschrift B) stammt aus St. Gallen). Uns ist in alten mæren wunders vil geseit…

Hohenems liegt schön am Fuß der Berge mit der Ruine Neu-Ems und hat ein sehr hübsches Zentrum mit einigen Museen sowie ein großes jüdisches Viertel.

Im Rheintal

Die Hauptstadt Vorarlbergs ist Bregenz, aber die einwohnerreichste Stadt des Landes ist Dornbirn (49.000).

Der Großteil der knapp 400.000 Vorarlberger lebt im Rheintal, also in der flachen Ebene entlang der Grenze zu Liechtenstein und der Schweiz. Hier bilden die Städte und Gemeinden zwischen Bregenz und Feldkirch einen Ballungsraum, in dem die Orte vielfach ineinandergewachsen sind.

Nicht alle haben nennenswerte Sehenswürdigkeiten; Altach ist bspw. eher modern. Lustenau auch, hat aber immerhin einen blau angemalten Hauptplatz (sieht im Bild aber eher grau aus).. 

Und Lustenau hat das fast 100 Jahre altes Reichshofstadion mit schöner Tribüne:

Größter Vorteil des Stadions: Es steht im Stadtteil … Hasenfeld!

Am Dornbirner Marktplatz steht das Rote Haus von 1639:


In Götzis (eventuell bekannt vom jährlichen internationalen Leichtathletik-Zehnkampf-Meeting) steht die Ulrichskirche aus dem 19. Jh.

Vorarlberg

Vier Tage am Stück frei: Da wird der Reisehase zappelig und will nach draußen. Und weil’s in der Steiermark so herrlich war, erfolgt die Zugabe wieder in Ö: Vorarlberg.

Das westlichste Bundesland Österreichs liegt zwar von Wien aus gesehen nicht vor, sondern hinter dem Arlberg, aber das zählt hier nicht. Entscheidend ist der Stammsitz der Habsburger. Und der liegt im Kanton Aargau, also in der Schweiz. Und von dort aus betrachtet liegt das Gebiet eben *vor* dem Arlberg. Und so sieht’s da aus:

Flächenmäßig ist Vorarlberg ungefähr so groß wie das Saarland; es ist also perfekt dimensioniert. Und es hat die Größe eines durchschnittlichen Eisbergs, der vom antarktischen Eisschelf abbricht – wenn man den (mitunter in ihrer Bildsprache recht einfallslosen) Medien Glauben schenken will.

Man betont das Land übrigens korrekterweise auf der zweiten Silbe: Vorárlberg.

Und wo ich schon bei Sprache bin: Wie fein kann doch der Österreicher formulieren, wo der Deutsche nur ein schnödes “Parken verboten!” zustandebringt.

Oder noch schöner: “Das Abstellen von Fahrzeugen ist zu unterlassen und führt zu Besitzstörungsklage.”

Nachtrag (09.06.2017):

Und wie zur Bestätigung findet sich bei Spiegel Online heute folgender Artikel:

Wie das Saarland

Mir ist ja unklar, warum man allgemein zu glauben scheint, daß der durchschnittliche Leser mit der Angabe “zweimal so groß wie das Saarland” mehr anfangen kann als mit “5.000 Quadratkilometer”, aber nun ja. So taucht die Heimat wenigstens regelmäßig in der überregionalen Presse auf.

Als kleiner Service hier noch der Umrechnungsfaktor: 1 Saarland = 360.000 Fußballfelder.