Osten-Hemmoor: Die Schwebefähre

Und dann klappt es endlich doch noch mit dem Schwebefähre-Fahren. 

Die 1909 erbaute Konstruktion führt in Niedersachsen über die Oste. Sie ist die ältere der beiden deutschen Schwebefähren (neben der kürzlich erwähnten und aktuell ja leider kaputten in Rendsburg) und eine von nur acht erhaltenen solchen Fähren weltweit. Eine dieser acht steht in Bilbao, daher die spanische Flagge im Bild oben – Frankreich, Großbritannien und Argentinien sind auch mit Flaggen vertreten) 

Obwohl der Fluß nicht sonderlich breit ist…

…dauert die Fahrt acht Minuten. 1909 hatte man noch ein anderes Verhältnis zur Reisegeschwindigkeit als heute. Zwischenzeitlich, als die Fähre noch Teil der Bundesstraße war und viel genutzt wurde (und lange Staus produzierte; es ist Platz für acht Autos), konnte die Fahrtzeit durch Einbau eines zweiten Motors auf drei Minuten verkürzt werden. Seit dem Bau einer Brücke in den 70er Jahren nutzen die Schwebefähre nun vor allem Fußgänger und Radfahrer.

Leider ist das Wetter nicht dem Objekt angemessen. Blauer Himmel wäre nett gewesen. Allerdings sind die Bilder in Richtung Sonne aufgenommen, weshalb die Wolken deutlich dramatischer aussehen als sie in Wirklichkeit waren. 

Und auch hier sind so viele Details zu entdecken.

Schwebefähre fahren ist spannend. Findet der Reisehase, auch wenn er hier etwas im Dunklen zu sitzen scheint. 

In Osten schaue ich mir noch die Dorfkirche St. Peter an, erbaut von einem der Baumeister des Hamburger Michel (Johann Leonhard Prey), mit schönem hellem Rokoko-Innenraum…

…und einem sehr sehr extravaganten Taufengel eines lokalen Künstlers.

Transrapid

Eine Sehenswürdigkeit aus dem Emsland verdient es noch, erwähnt zu werden. Sie gehört in die Rubrik “Lost Places”.

Die Magnetschwebebahn war die Idee des Ingenieurs und Erfinders Hermann Kemper und eigentlich ein geniales Konzept. Auf der ab den 70er Jahren errichteten Teststrecke im Emsland erreichten die Transrapid genannten Züge Geschwindigkeiten von über 500 km/h und waren dem Konkurrenzprodukt ICE in vielen Aspekten deutlich überlegen (in anderen Aspekten aber natürlich auch unterlegen, keine Frage).

Da die Züge bei der Fahrt die Trasse nicht berührten, gab es z.B. quasi keinen Verschleiß des Materials. Die Beschleunigung war gigantisch, und das bei sehr ruhiger Fahrt. Der Bau der Trasse war allerdings ziemlich teuer.

Ich find’s trotzdem schade, daß das Konzept nicht weiterverfolgt wurde. Alternative Konzepte sollten bessere Chancen haben. 

Seit einem schweren Unfall mit zahlreichen Toten und nach negativen Wirtschaftlichkeitsgutachten ist die Anlage leider stillgelegt, die Bahnen abgebaut und die Besucherzentren geschlossen. Nur die gut 30 Kilometer lange Trasse steht noch, und eigentlich könnte man die Strecke auch viel mehr touristisch nutzen. Zumindest ist es nicht unbedingt verständlich, daß hier gar nichts mehr los ist und nicht wenigstens eine Ausstellung geöffnet ist, die an dieses bemerkenswerte Projekt erinnert.

In Frankreich gibt es bei Orléans etwas ganz ähnliches, die Aérotrain-Trasse; der Zug dort war aber keine Magnetschwebebahn, sondern ein Luftkissenzug. Auch dort gammelt die Trasse ungenutzt vor sich hin.

An der Südschleife in Lathen steht noch ein Fahrzeugteil des Transrapid, in allerdings ziemlich beklagenswertem Zustand.

Die Fahrstrecke scheint hier aber noch in gutem Zustand zu sein.

Das gilt auch für den Mittelteil der Trasse, auf dem die höchsten Geschwindigkeiten erzielt werden konnten. Ein Aussichtshügel ist inzwischen völlig zugewachsen.

An der Nordschleife bei Dörpen steht das ehemalige Besucherzentrum. Auch dieses ist geschlossen.

Twist

Nein, es geht nicht ums Tanzen. Den Namen des Ortes an der niederländischen Grenze spricht man mit ganz langem i aus.

Auf den Feldern rund um Twiiiiist kann man die (neben Schiffbau und Textil) dritte wesentliche Branche des Emslandes sehen: Die Erdöl- und Erdgasförderung. Die Pumpen sind ständig in Bewegung.

Diese hier aber nicht mehr.

Sie steht nämlich, wie man lesen kann, vor dem Erdöl-Erdgas-Museum im Zentrum von Twist (das eigentlich nur ein größerer Platz ist, an dem auch das Rathaus steht). Das Museum hat laut Aushang von 14-18h geöffnet, war dann aber um 17h doch schon geschlossen. Schade. So hat’s nur für einen Blick durch die Scheibe gereicht:

Und für einen Gang durch die Außenanlagen, die an einem Teich liegen.

Hier sind auch kurze Stücke der Nordstream-Pipeline aufgestellt:

Twist ist ein langgestrecktes und verzweigtes Straßendorf, das erst im späten 18. Jh. in der sumpfigen Landschaft des Bourtanger Moors entstand, als man hier mit dem Torfabbau begann. 

Es ist also ein sehr junger Ort, und jung ist auch die Kirche St. Ansgar (1964).

Und dann muß ich hier natürlich auch noch op’n Bült. Die 11Freunde hatte mal einen Bericht über das Kreisliga-Derby zwischen Germania Twist und SV Grenzland Twist, das erstaunliche Kulissen anlockt. Der SV Grenzland spielt heute gegen Union Meppen; da ist die Besucheranzahl allerdings etwas überschaubarer, als wenn die blau-weiße Lokalkonkurrenz von Germania hier aufläuft.

Aber der Sportplatz auf dem Bült ist eine sehr hübsche und gepflegte Anlage, es gibt viel Gelegenheit zu netten Gesprächen, und Grenzland gewinnt auch noch 3:1. So muß Fußball sein.

Nordhorn

Kreisstadt des Landkreises Grafschaft Bentheim ist die an der Vechte gelegene 55.000-Einwohner-Stadt Nordhorn.

Im Zentrum gibt es vergleichsweise wenig historische Bauten; Nordhorn ist in erster Linie eine Industriestadt, in der die Nachkriegsarchitektur dominiert. 

Alt ist die ehemalige Kornmühle an einem Nebenarm der Vechte:

Nordhorn stand lange im Zeichen der Textilindustrie, die sich ab 1839 hier ansiedelte und nach dem 2. Weltkrieg mehr als 12.000 Arbeiter beschäftigte. Ab den 70er Jahren rutschten die Hersteller dann in die Krise. Die letzte der großen Fabriken schloß 2001 seine Pforten. Naja, wir kaufen halt alle das Zeug aus China und Bangladesh… Ja, ich auch…

Auf dem Gelände der Alten Weberei im Süden der Stadt ist eine Pyramide mit Aussichtsplattform aufgeschüttet. 98 Stufen führen hinauf und erlauben einen Blick über die Stadt.

Im Vordergrund sieht man die Hallen der ehemaligen Weberei.

Auch der Povelturm ist ein Relikt der Textilindustrie: Der Turm gehörte zur 1979 geschlossenen Spinnerei Povel und beherbergt heute das Stadtmuseum und – ganz oben – ein Café.

Drumherum ist ein modernes Wohnviertel entstanden.

Am Stadtrand steht das Augustiner-Chorherrenstift Frenswegen, ein großer Gebäudekomplex, der weitgehend aus dem 18. Jh. stammt.

Und dann sei noch die Bemerkung gestattet, daß Nordhorn in den Nachkriegsjahren auch einen Erstligisten im Fußball stellte: Eintracht Nordhorn spielte einige Jahre in der Oberliga Nord mit und empfing hier im Eintracht-Stadion am Heideweg (auch Bernhard-Niehues-Kampfbahn genannt – das Stadion wurde auf dem Werksgelände der Textilfabrik Niehues & Dütting errichtet) unter anderem den HSV, Werder Bremen und Eintracht Braunschweig.

Grafschaft Bentheim

Die deutsch-niederländische Grenze verläuft von etwa Bocholt bzw. Südlohn in Richtung Norden mehr oder weniger gerade – bis auf einen Knubbel bei Nordhorn, der zu Deutschland gehört. Das ist die Niedergrafschaft, der nördliche Teil der Grafschaft Bentheim, die schon seit dem Mittelalter Teil des Heiligen Römischen Reiches war.

Die Nähe zu den Niederlanden ist aber spürbar und spätestens mit den zweisprachigen Ortsschildern (deutsch und niederländisch bzw. niederdeutsch) auch sichtbar.

Historisch befindet man sich hier  streng genommen nicht mehr im Emsland, aber landschaftlich merkt man keinen großen Unterschied. Es bleibt flach…

…und manchmal etwas bewaldet.

Der Gag hier: Die Straße heißt Grenzstraße und ist auch eine: Links sind die Niederlande, rechts ist Deutschland.

Ein paar Sehenswürdigkeiten:

In Wietmarschen steht eine große Wallfahrtskirche:

In Lage an der Dinkel steht diese alte Wassermühle aus dem 17. Jh.

Und im mitten in dem genannten Knubbel gelegenen Emlichheim / Emmelkamp steht dieses schön restaurierte stattliche Gehöft mit Scheune:

Den südlichen Teil der Grafschaft Bentheim mit dem namensgebenden Hauptort hebe ich mir mal für eine spätere Tour auf; dafür reicht heute die Zeit nicht mehr.

SV Meppen

Die Rolle des SV Meppen während seiner elf Zweitligajahre (bzw. eher das dem Verein übergestülpte Image) habe ich ja schon erwähnt. 1994/95 war sogar die Bundesliga in Reichweite. Nach dem Abstieg 1999 sackte der Verein bis in die Oberliga Niedersachsen. 2017 gab es eine Renaissance, als dem SVM der Aufstieg in die Dritte Liga gelang.

Und wie es der Zufall will, findet ausgerechnet heute ein Spiel statt… ?

Gast ist die SpVgg Unterhaching. Das Spiel wollen 4.426 Zuschauer sehen. Spielstätte ist das Emslandstadion, das früher Hindenburgstadion hieß, bis der Name nicht mehr ausreichend politisch korrekt war. 

Meppen

Seit Mittwoch bin ich hier im Hotel. Da wird’s jetzt aber Zeit, daß ich mir die Stadt anschaue.

Die Kreisstadt des Emslandkreises war 1987 schlagartig bundesweit bekannt geworden, weil der örtliche SV den sensationellen Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte. Elf Jahre lang hielt sich der kleine Verein in der Liga und kämpfte dabei nicht nur gegen namhafte Großvereine aus Frankfurt oder Köln, sondern auch gegen die ständigen und ziemlich blöden Klischees von emsländischen Bauern, die in Gummistiefeln per Traktorkonvoi zum Fußball fahren.

Meppen hat 35.000 Einwohner und eine recht überschaubare, aber sehr hübsche Innenstadt. Das Zentrum ist der Markt, auf dem das Rathaus steht. Auf dessen Dach thront eine Hanse-Kogge: Meppen war Mitglied der Hanse.

Sehenswert ist auch die Gymnasialkirche, unverkennbar eine Jesuitenkirche: Meppen, zum Bistum Münster gehörend, war katholisches Zentrum im Emsland während der Gegenreformation.

In der Alten Rentei ist heute das kleine Stadtmuseum untergebracht.

Die Münsteraner Bischöfe ließen die in einer Geestniederung gelegene Stadt zur Festung ausbauen; die sternförmig angelegten Bastionen sind noch als Grünflächen erhalten. Festung und Stadt waren (und sind) von Wasser umgeben: In Meppen mündet die Hase in die Ems. Zur Zeit des Festungsbaus verzweigte sich die Hase noch in mehrere Nebenarme; bis auf einen sind diese aber inzwischen verlandet. Einen Hase-Altarm sieht man hier links:

Dafür ist der Dortmund-Ems-Kanal hinzugekommen. Am Zusammenfluß von Hase (links) und Kanal (rechts) steht die Höltingmühle:

Wenige hundert Meter später mündet dann die Hase (rechts) in die Ems (links).

Dazwischen steht noch ein technisches Denkmal: Eine Hubbrücke. Die Fahrbahn kann als Ganzes angehoben werden, indem sie an den vier Türmen, in denen sich Gegengewichte befinden, nach oben fährt so daß Schiffe passieren können. 

Fazit: Hübsche Stadt! Wenig überraschend laufen die Emsländer auch hier nicht in Gummistiefeln rum. Gefällt es hier: Hasemündungs-Hase

Haselünne

Nach Haselünne mußte ich ja nun allein schon wegen des großartigen Stadtnamens! 

Der Namensbestandteil “-lünne” leitet sich übrigens von Rundhölzern ab, die man hier als künstliche Furt in den Fluß legte und die im Althochdeutschen “lunni” hießen.

Und wo ich schon mal bei der Etymologie bin: Der Flußname Hase hat durchaus etwas mit dem Hasen zu tun, wenn auch nur indirekt: Beide Wörter leiten sich vom althochdeutschen “haso” ab, was etwa grau oder dunkelgrau heißt.  

Haselünne heißt also “Stadt der aus Rundhölzern bestehenden Furt über den dunkelgrauen Fluß”. Da ist die germanisch-althochdeutsche Variante doch deutlich schöner.

Am Stadtrand ist ein Heimat- und Freilichtmuseum aus alten emsländischen Hofgebäuden angelegt.

Die kleine Stadt mit heute knapp 13.000 Einwohnern gehörte der Hanse an und ist als Kornbrennerstadt bekannt. Auch wenn es nicht mehr wie früher über 20 Brennereien gibt, finden sich immer noch einige vor Ort.  Als deren älteste in Familienbesitz befindliche bezeichnet sich Rosche (1792 gegr.):

Bekannter (und auch älter) dürfte allerdings Berentzen sein. Das Unternehmen ist aber vor ein paar Jahren von der Familie Berentzen an einen Investor verkauft worden. Das Werksgelände liegt im Zentrum von Haselünne; hier steht noch ein alter Stadthof der Familie Berentzen. In einem Gebäude unterhält man ein kleines Museum. Blick aufs Werksgelände:

Berentzen produziert neben dem bekannten Apfelkorn u.a. auch die Marken Bommerlunder und Doornkaat. Man hat aber auch eher Bedenkliches wie Lakritzlikör im Sortiment.

Und wo spielt der Haselünner SV? Natürlich auch im Hasestadion. HSV olé!

Das war’s jetzt aber mit den Hasestadien. Versprochen. ?

Das Hase-Tal

Dieser Beitrag war gestern schon mal kurz online, allerdings in einer Entwurfsversion. Die App hatte mal wieder ihre eigenen Vorstellungen. Jetzt also offiziell: Hase-Tal!

Der Begriff “Tal” ist zwar etwas übertrieben in dieser flachen Landschaft, aber den Beweis liefert der VfL Herzlake: Der spielt nämlich hier:. 

Das wird jetzt sowieso ein Fest für den Reisehasen. Leute mit Hasenallergie sollten vielleicht hier aufhören zu lesen…

Die Hase kommt aus dem Teutoburger Wald und mündet bei Meppen nach 170 Kilometern in die Ems. Landschaftlich ist das weitgehend eher wenig spektakulär, wie hier in Löningen:

Flaches Land, viel Wasser. Ideal also für ein Zisterzienserkloster: Börstel, heute ein Damenstift, liegt nicht direkt am Fluß, dafür aber sehr idyllisch in einem kleinen Waldgebiet. Sehr schön ist die alte Backstein-Klosterkirche.

Der ebenfalls aus Backsteinen erbaute Kreuzgang, von dem sich zwei Flügel erhalten haben, ist eine echte Entdeckung.

Östlich von Haselünne (was übrigens nachher noch einen eigenen Eintrag erhält) liegt der kleine Ort Herzlake. Hier steht am Hase-Ufer das Café Alter Hase.

Das für den Ort überrsachend große Hasetalstadion steht auch hier; der VfL wurde von Möbelhersteller Klose über Jahre hin gefördert und stand 1993 kurz vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Inzwischen ist der VfL, nach dem Rückzug des Sponsors, in der Bezirksliga, und 6.500 Zuschauer wie damals gegen Rot-Weiss Essen kommen heute nicht mehr. Das Hasetalstadion steht aber noch.

Hase, Hasetal, Hasetalstadion, Haseufer… ??? Ich könnte stundenlang so weitermachen. ?

Zur Gemeinde Herzlake gehört auch Aselage mit einer Holländerwindmühle aus dem 19. Jh.

Hase an der Hase:

Südliches Emsland

Die heutige (Freitag) Tagestour geht von Meppen aus zunächst nach Süden. Erster Halt ist Lingen (Ems). Die Stadt hat einen, naja, etwas speziellen Charme (was man als meine höfliche Version von “gefällt mir nicht sonderlich gut” verstehen darf).

Fürstenau ist hübscher. Hier steht ein Wasserschloß:

Es diente den Osnabrücker Bischöfen als Grenzfestung gegen Tecklenburg. Und vor der Kirche wird ein kleiner Markt abgehalten.

Landschaftlich passiert hier insgesamt eher wenig: Flaches Land, große Weide- und Ackerflächen mit teils stattlichen Gehöften dazwischen. Beispielbild:

Die meist aus Backstein errichteten Höfe erinnern schon an das Münsterland, das hier auch nicht mehr weit ist. Die Landesgrenze zwischen Niedersachsen und NRW verläuft unmittelbar südlich von Fürstenau.

In den Orten finden sich noch alte Kirchen wie hier in Thuine…

…und in Schale (eine ehemalige Klosterkirche der Zisterzienser).

Jetzt geht’s aber hier entlang.