Da hatte ich mir auf dem Weg nach Kitzbühel schon einen schönen Läster-Artikel vorformuliert, über Protz, Pomp und Pseudo-Glamour, und dann entpuppt sich die Altstadt des Städtchens mit den farbenfrohen Fassaden als ausgesprochen hübsch und überraschend ruhig und dezent.
Natürlich ist die Dichte an Porsches und absurd überdimensionierten Mercedes- und Audi-SUVs hier noch deutlich höher als im firmenwagen-verwöhnten Walldorf. Und an der einen oder anderen Stelle versucht der Ort auch explizit, sehr mondän zu sein. Aber vermutlich zeigt sich die ganze Bussi-Bussi-Gesellschaft wirklich nur im Januar zum Hahnenkamm-Skirennen, und anschließend zieht die Bagage dann weiter, nach St. Moritz oder so.
Man vergißt bei dem Terz um “Kitz” nämlich auch gerne, daß es sich um eine alte Stadt handelt, die schon 1271 das Stadtrecht erhielt, später ein wichtiger Marktort war und auch Silbererze abbaute, wie der Eingang zum Johann-Anton-Stollen beweist.
Außerdem finden sich hier auch Bauten der klassischen Moderne, unter anderem von Architekten wie Clemens Holzmeister. Neben diesen sowie den hübschen bunten Häusern in der Hauptstraße ist auch die Stadtpfarrkirche sehenswert, die auf einem Felsen über den Häusern thront.
Auf dem sie umgebenden Friedhof ist Ski-Legende Toni Sailer (1935-2009) begraben, der das Hahnenkamm-Rennen zweimal gewinnen konnte und überdies noch dreifacher Olympiasieger und siebenfacher Weltmeister war.
Das Rennen, traditionell im Januar, gilt als einer der Höhepunkte der Skisaison, und die “Streif”, wie die Piste auch genannt wird, ist eine der schwierigsten und gefährlichsten, aber auch spektakulärsten Strecken im alpinen Skisport, mit Gefälle von bis zu 85% und Sprüngen um die 80 Meter.
An der Talstation der Hahnenkammbahn steht ein Denkmal für dieses Skirennen.