Omagh

Die historische Hauptstadt des County Tyrone hat heute knapp 20.000 Einwohner und ist damit nach Derry die größte Stadt im westlichen Teil Nordirlands. Sie liegt am Strule River, der etwas später auf den River Derg trifft, ab da River Mourne heißt und zusammen mit dem River Finn bei Strabane den River Foyle bildet.

Die zentrale Achse der Stadt ist eine fast schnurgerade breite Straße, die im westlichen Teil High Street und im östlichen Teil Market Street heißt.

Die Market Street ist, wie der Name schon andeutet, eher repräsentativ und wird nach Westen hin breiter, wo sie auf das große Gerichtsgebäude zuläuft.

Dahinter sieht man die hohen Türme der (katholischen) Sacred Heart Church.

Direkt am Flußufer steht das 2007 eröffnete Strule Arts Centre.

Das wirkt alles, bei immer noch hervorragendem Wetter, das sich die gesamte Reise über eigentlich nicht verändert hat (den Regenschirm habe ich völlig umsonst mitgeschleppt), sehr licht und hell, aber Omagh hat aber leider auch ein sehr dunkles Kapitel in seiner Stadtgeschichte: Einen fürchterlichen Bombenanschlag. Am 15. August 1998 detonierte in der Market Street eine Autobombe und tötete 29 Menschen. Die Terroristen der Real IRA, einer abgespaltenen Splittergruppe der eigentlichen IRA, hatten zwar kurz vorher noch Warnungen ausgegeben, dabei aber von einer “Main Street” gesprochen, die es in Omagh nicht gibt. Daher wurden die Menschen aus der High Street evakuiert und in die belebte Einkaufsstraße Market Street geleitet, wo dann mitten in der Menschenmenge die Bombe hochging. Der Anschlag, Monate nach dem Karfreitagsabkommen, das die Real IRA allerdings ablehnte, wurde von nahezu allen politischen Gruppen in Nordirland verurteilt, auch von der irisch-republikanischen Sinn Féin. Es war der schlimmste Anschlag in der Geschichte des Bürgerkrieges, und wenn man dem ganzen Irrsinn dieser furchtbaren Tat überhaupt etwas Positives abgewinnen möchte, dann dies: Danach schritt der Friedensprozeß schnell voran. So etwas sollte und durfte nicht nochmal passieren, das hatten danach bis auf vereinzelte Extremisten alle Konfliktparteien kapiert. In der Market Street steht an der Stelle, an der die Bombe hochging, eine gläserne Stele.

In der Nähe wurde außerdem ein Garten der Erinnerung angelegt, mit Tafeln mit den Namen der Opfer und einer Beschreibung des Tagesverlaufs, die man mit einem dicken Kloß im Hals liest, und 31 Stangen mit Spiegeln. 31 deshalb, weil unter den 29 Toten auch eine Frau war, die mit Zwillingen schwanger war.

Um den Beitrag mit etwas Positiverem abzuschließen, geht der Reisehase nochmal vor die Tore der Stadt, denn die größte Sehenswürdigkeit von Omagh liegt ein paar Kilometer außerhalb: Der Ulster-American Folk Park ist ein großes Freilichtmuseum, das sich mit dem Thema Emigration beschäftigt. Zu sehen sind Wohnhäuser aus dem Irland des 19. Jahrhunderts, ein Nachbau eines Coffin Ship (Auswandererschiff) und diverse Gebäude, die aus Amerika nach Irland transportiert wurden.

Der Eintritt ist mit 13 Pfund (etwa 15 Euro) nicht gerade günstig, aber das Gelände ist groß und es gibt bestimmt viel zu sehen. Mir fehlte allerdings die Zeit; noch ein Grund also, wiederzukommen. Ein bißchen was kann man aber auch schon vor dem Haupteingang zum Museum sehen. Da steht zum Beispiel diese Skulptur, ein Schriftband, mit dem die Verbindung zwischen Irland und der Neuen Welt symbolisiert werden soll.

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