Užupis ist ein Stadtteil von Vilnius, dessen Wahrzeichen ein Trompete spielender Engel ist.
Ich will mir ja nicht anmaßen, wirklich gut lettisch zu können, aber die Kenntnisse reichen aus, um den Ortsnamen zu verstehen, denn upe ist im Litauischen genau wie im Lettischen der Fluß. Die Lielupe, die in Lettland bei Jūrmala in die Ostsee mündet, ist z.B. der “große Fluß” (liels = groß). Auch Užupis hat upe im Namen: Er bedeutet “hinter dem Fluß” oder “jenseits des Flusses”. Der Fluß ist die Vilnia, die wenig später in die Neris mündet, und Užupis von der eigentlichen Wilnaer Innenstadt trennt.
Es ist kein gewöhnlicher Stadtteil, sondern das Künstlerviertel von Vilnius. Ein Viertel, das sich selbst als unabhängig erklärt und zur Republik Užupis ernannt hat. Man kann sogar die Staatsbürgerschaft beantragen. Allerdings passiert all das mit einem Augenzwinkern: Der Feiertag von Užupis ist zum Beispiel nicht zufällig der 1. April, und an der Brücke über die Vilnia gibt es auch keine Schlagbäume (Užupis gehört somit zum Schengenraum 😉).
Hier ist also alles etwas anders als im restlichen Vilnius. Wem nun das Hippie-Viertel Christiania in Kopenhagen einfällt: Užupis ist nicht so drogenselig und schmuddelig. Man lebt hier nicht in Bretterbuden und legt auch Wert auf regelmäßige Körperpflege. 😉 In Christiania hatte ich den Eindruck nicht unbedingt…
Die Häuser der vom Fluß her ansteigenden Užupio gatve, der Hauptstraße durch den Stadtteil, sind zum allergrößten Teil frisch restauriert. Zu Sowjetzeiten war das Viertel ziemlich heruntergekommen und eher kein gesuchter Aufenthalts- und Wohnort.
Užupis hat sich eine eigene Verfassung gegeben, mit 38 nicht immer ganz ernst gemeinten Artikeln, in denen aber auch viel Wichtiges steht: Jeder Mensch darf frei sein. Jeder Mensch hat das Recht auf Persönlichkeit.
Ich ergänze um einen 39. Artikel: Jeder Mensch hat das Recht, mit einem Hasen auf Reisen zu gehen. 🐇😊
Užupis bietet viele Galerien und Läden mit Kunst und viele Kunstwerke an den Wänden.
