Vom Hotel, das sehr schön mitten in den Weinbergen oberhalb von Ahrweiler liegt, hat man eine tolle Sicht auf den Ort, der zusammen mit Bad Neuenahr eine Doppelstadt im unteren Ahrtal bildet.
Ahrweiler hat noch einen alten Stadtkern, der von einer vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben ist.
Auch die vier Stadttore existieren noch. Besonders prächtig ist das Ahrtor.
Etwas außerhalb der Stadt und direkt im Blickfeld vom Hotelzimmer aus, liegt am rechten Ufer der Ahr das große Kloster Kalvarienberg, ursprünglich ein Franziskanerkloster und von 1838 bis 2017 von Ursulinen bewohnt.
Das sieht ja alles sehr idyllisch aus. Aber Ahrtal… Da war doch was? Ja, da war das verheerende Hochwasser 2021, an das seitdem jeder als erstes denkt, wenn vom Ahrtal die Rede ist. Eigentlich hatte ich die Gegend schon lange auf der Wunschliste, aber direkt nach der Flut wollte ich nicht als Katastrophen-Tourist im Weg herumstehen. Jetzt empfängt man im Ahrtal aber wieder Gäste, und dann komme ich gerne.
Und auch wenn man noch an allen Ecken und Enden die Schäden sehen kann: Wenn man nicht hinfährt, ist ja auch niemandem geholfen, und wenn man hinfährt, hat man zumindest das Gefühl, ein minimales bißchen zu unterstützen. Und das (im übrigen wirklich schöne!) Hotel Hohenzollern liegt hoch genug über dem Flußtal und ist daher ohne Schäden davongekommen (hier im Bild rechts).
Vor allem entlang der Flußufer, aber auch in der Innenstadt von Ahrweiler kann man die Schäden immer noch sehen, die die Flutwelle verursacht hat. Die hübsche Ahrhutstraße mit ihren Fachwerkhäusern ist zumindest teilweise schon wieder restauriert. Es sind aber noch nicht alle Erdgeschoßbereiche wieder nutzbar, und manche Ladengeschäfte verweisen noch auf Ausweichadressen an anderer Stelle.
Ich bin aber auch nicht hier, um Flutschäden zu knipsen, sondern zum Wandern. Ahrweiler hat außerdem auch außerhalb der ummauerten Altstadt einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Zum Beispiel den in den Hängen des Ahrtals versteckten ehemaligen Regierungsbunker. In den 60er Jahren grub die Bundesrepublik hier Bunkeranlagen mit einer stolzen Länge von 17 Kilometern in den Berg und nutzte dafür auch die existierenden Tunnels einer nie fertiggestellten Eisenbahnstrecke. Das Bunkersystem sollte im Notfall als Zufluchtsort für die bundesdeutsche Regierung dienen; die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn ist ja von hier nicht allzu weit entfernt. Die Anlage war mit etwa drei Milliarden DM das teuerste Bauprojekt in der BRD, hätte aber wohl trotzdem im Ernstfall einem massiven Angriff nicht standgehalten. Auch daher wurde der Bunker in den 90er Jahren aufgegeben und ist heute als Dokumentationsstätte zu besichtigen (jedenfalls ein kleiner Teil). Warum sie 17 Kilometer lange Stollen brauchten… keine Ahnung. Vielleicht für Regale mit Aktenordnern. 😉
Die genannte Eisenbahnstrecke war schon vor dem Ersten Weltkrieg als strategische Bahn vom Ruhrgebiet in Richtung Frankreich geplant worden. Allerdings wurde sie nicht mehr rechtzeitig fertig, und nach dem Krieg stoppten die Franzosen, denen die gegen sie gerichtete Funktion nicht verborgen geblieben war, während der Rheinlandbesetzung den Bahnbau. Obwohl fast fertig, blieb die Strecke unvollendet wie Schuberts h-Moll-Sinfonie. So bleiben heute nur noch Relikte wie der Silberbergtunnel:
Der war zumindest zeitweise noch nützlich: Zunächst zur Pilzzucht, dann im Zweiten Weltkrieg als Zufluchtsort für die Ahrweiler Bürger während alliierter Luftangriffe. Direkt nebenan stehen noch die Reste des ebenfalls nicht fertiggestellten Eisenbahnviaduktes über das Adenbachtal.
Den Pfeiler kann man hinaufklettern oder über den Hochseilgarten begehen. Muß man aber nicht.