Bayerischer Wald: Kulinarisches

Es gibt ja bekanntlich in Bayern an allen Ecken und Enden Brauereien. Der Bayerische Wald macht da natürlich keine Ausnahme. In Zwiesel zum Beispiel steht die Erste Dampfbierbrauerei. 

Dampfbier ist ein relativ günstig zu produzierendes Bier mit recht geringem Hopfenanteil. Es hat seinen Namen vom stark schäumenden Gärvorgang, bei dem eine Art Dampf entsteht. Dampfbier war vor allem im 19. Jahrhundert verbreitet; im Zwiesel produziert man es noch heute.

Die Brauerei hat aber auch ein dunkles Bier im Sortiment, mit dem deftigen Namen “Stanzn Grump Dunkel”, das ganz hervorragend schmeckt. Warum aktuell so viele Leute irgendwelchen dubiosen Craft-Bieren hinterherlaufen, wo doch die klassische Bierlandschaft schon so unendlich viele Variationen und Sorten bietet, verstehe ich nicht.

Auch Schnaps wird viel gebrannt. Die Distillerien in z. B. Zwiesel…

oder Bad Kötzting….

…produzieren den hier weit verbreiteten Bärwurz- oder Blutwurz-Schnaps oder -Likör.

Bier, Schnaps… Gibt’s denn nix ohne Alkohol? Irgendwas Vernünftiges? Doch, selbstverständlich:

In Neunburg vorm Wald produziert Trolli nämlich Gummibärchen, Lakritz, Fruchtgummi und viele diverse verwandte Produkte. Und sie haben einen Firmenverkauf! Der sorgt für leuchtende Augen nicht nur bei Achtjährigen, sondern auch bei Erwachsenen und Reisehasen, die die Produkte kartonweise aus dem Laden tragen. 

Da ich nicht vorhabe, das erbeutete 8,8kg schwere Trolli-Sortiment alleine zu essen (ich könnte das problemlos, aber ich will das nicht. Aus Gründen.): Wer mitessen möchte, bitte melden. 

Prima essen in Form eines vollwertigen Menüs kann man in dieser Gegend natürlich auch und sowieso; auch da unterscheidet sich der Bayerische Wald nicht vom Rest des Freistaats. Man hat die große Auswahl von gut deftig bis gediegen in zahllosen Wirtshäusern, Braustuben, Biergärten oder Restaurants.

Ruhmannsfelden und Gotteszell

Ruhmannsfelden ist ein netter kleiner Marktort mit hübscher Pfarrkirche…

…und einem Haus im Zentrum, das offensichtlich Hundertwasser zitieren möchte.

Auch Ruhmannsfelden liegt wie das gestern beschriebene Neunburg sozusagen “vorm Wald”; der Ort entstand, wie viele in dieser Gegend, in einer Rodungsinsel, in diesem Fall im Tal der Teisnach, einem Nebenfluß des Schwarzen Regen.

Und im Hintergrund, dunkel und für frühere Generationen sicher auch respekteinflößend und unheimlich, der Bayerische Wald.

Ein Ortsteil ist Gotteszell, dessen Name schon erkennen läßt, wie der Ort entstanden ist. Ja, auch diese Tour kommt natürlich nicht ohne Zisterzienserkloster aus. Im Bayerischen Wald gab es aber nicht viele Klöster des Ordens; Gotteszell ist eines von zweien (das andere folgt dann morgen).

Vom Kloster Gotteszell, 1285 gegründet, steht nicht mehr viel: Man sieht noch das teilweise renovierungsbedürftige Klostergebäude…

…und die Kirche, heute Pfarrkirche des Ortes. Der zisterzienser-untypische Turm wurde erst nach 1830 angebaut. 

Die Kirche besitzt ein Chorfresko von Cosmas Damian Asam, der hierfür große Teile seiner Rosa-Vorräte verbraucht hat.

Auch andere Teile der Rokoko-Ausstattung wie die Altäre und eine um 1750 entstandene Abendmahls-Gruppe sind sehenswert. 

Sankt Englmar

Der kleine Luftkurort und Wintersportort liegt etwas abseits der Hauptstraßen in einem Seitental. Wir haben dort mal den Sommerurlaub verbracht, als ich zehn war. Erstaunlicherweise kann ich mich daran kaum noch erinnern, im Gegensatz zu Grainau, obwohl ich da ja noch deutlich jünger war (nämlich fünf). Das am Predigtstuhl, dem Hausberg des Ortes, gelegene Hotel steht noch, heißt jetzt nur anders.

Das Ortszentrum ist nicht sehr groß; die Häuser gruppieren sich um die Pfarrkirche Sankt Englmar, die genau wie der Ort nach einem historisch nur bedingt belegbaren Einsiedler namens Engelmarus benannt ist, der hier im 11. Jahrhundert gelebt haben soll.

Am Friedhof sind noch Totenbretter aufgestellt, die an einen im Bayerischen Wald in früheren Jahrhunderten verbreiteten Brauch erinnern: Die Verstorbenen wurden auf Brettern aufgebahrt und auf diesen zum Friedhof getragen; die Bretter wurden dann bemalt und beschriftet und zur Erinnerung aufgestellt.

Manchmal erzählen diese Totenbretter kleine Geschichten, zum Beispiel über den tugendsamen Jüngling Johann Pielmeier Sohn und dessen ungeklärtes Schicksal.

Neunburg vorm Wald

Neunburg liegt, wie der Name schon ahnen läßt, am Rand des Waldes, und zwar des Oberpfälzer Waldes. 

Die Senke zwischen Cham und Furth trennt nämlich offiziell den Oberpfälzer Wald vom Bayerischen Wald, und Neunburg liegt nördlich der Senke (wie auch Waldmünchen). Die Landschaft ändert sich aber nicht schlagartig, sondern es gibt einen fließenden Übergang von gebirgig zu eher hügelig, und die dichten Wälder weichen immer mehr Feldern und Wiesen, wie hier am Eixendorfer See.

Die Altstadt von Neunburg, mit Kirche, Schloß und Wehrmauern, liegt auf einem Granitfelsen über dem Tal der Schwarzach (die oben im ersten Bild zu sehen ist).

Das Rathaus steht am Rand der Altstadt. Unter der Tordurchfahrt verläuft übrigens, im 90-Grad-Winkel dazu, eine weitere Durchfahrt.

Waldmünchen

Auf der Fahrt nach Waldmünchen, etwas nördlich von Furth und genauso nah an der tschechischen Grenze gelegen, dringt man dann nochmals ganz tief in den Wald ein, der um die Kleinstadt herum so dicht und dunkel wird, wie man ihn sich vorstellt.

Waldmünchen hat ein hübsches Zentrum unterhalb des Schloßbergs.

Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt von einem Freiherrn von der Trenck belagert, der eine Freischar von Panduren befehligte.  Panduren, das waren gefürchtete ungarische oder kroatische Soldaten im österreichischen Heer. Nachdem Trencks Truppen gerade erst die komplette Stadt Cham kurz und klein geschlagen hatten und sich dann Waldmünchen zuwandten, zog es die Stadt vor, sich für eine beachtliche Anzahl Golddukaten freizukaufen. 

Seit 1950 führt man diese Geschichte mit dem Stück “Trenck der Pandur von Waldmünchen” im Rahmen von Freiluft-Festspielen auf einer Bühne am Schloß auf.

Wer übrigens mal ein Auto mit Kennzeichen WÜM sieht: Das steht, warum auch immer, tatsächlich für WaldMÜnchen… ?

Furth im Wald

Östlich von Cham liegt die Kleinstadt Furth im Wald.

In der ganzen Stadt sind Drachen sehr präsent:

Es gibt auch ein (momentan allerdings geschlossenes) Drachenmuseum, eine Drachenhöhle und den Drachensee. 

Grund hierfür ist der sogenannte Drachenstich, ein schon für das 16. Jahrhundert bezeugtes Volksschauspiel, das somit als ältestes  dieser Art in Deutschland gilt. Noch heute wird der Drachenstich jedes Jahr im Sommer aufgeführt. Und noch ein Rekord: Der bei den Aufführungen eingesetzte Drache ist der größte Schreitroboter weltweit. 

Die Tatsache, daß es Drachen*stich* heißt, läßt allerdings nicht unbedingt auf ein gutes Ende schließen – jedenfalls nicht für den Drachen… Das Relief am Alten Rathaus deutet das auch an…

Etwas außerhalb liegt der vor etwa zehn Jahren zum Hochwasserschutz angestaute Drachensee…

…mit einem Uferweg, der in der Nordhälfte sogar über schwimmende Inseln den See quert und in der Nähe der Staumauer einen markanten Startpunkt hat.

Am Ufer steht auch eine begehbare Skulptur, deren Spitze eine kleine Aussichtsplattform ist, von der man eine Aussicht auf den See hat – wenn man da durchpaßt…

Zwiesel

Zwiesel liegt landschaftlich schön am Zusammenfluß von Großem und Kleinem Regen.

Der Name Zwiesel bedeutet übrigens Gabel(ung) und bezieht sich entweder auf die beiden Regen-Quellflüsse  (flußaufwärts betrachtet) oder – etwas wahrscheinlicher – auf eine Weggabelung. Von hier führten schon im Mittelalter zwei wichtige Handelswege hinüber nach Böhmen.

Der Stadtplatz im Zentrum ist eher eine langgestreckte Hauptstraße.

Hier steht auch das hübsche klassizistische Rathaus.

Etwas oberhalb steht die kleine Bergkirche Maria Namen.

Sie bietet eine recht einmalige Chance:

Ah, Mist. Knapp verpaßt! Dafür sitzt ein paar Schritte weiter aber immerhin er hier (oder sie hier) im Fenster:

Zwiesel war und ist ein Zentrum der Glasindustrie. Das sieht man nicht nur in den Vitrinen im Stadtzentrum…

…sondern z.B. auch darab, daß hier ganze Kapellen aus Glas gemacht werden.

Am Rand der Innenstadt stehen die Fabrikanlagen der Zwiesel Kristallglas AG.

In den von diversen Fabrikverkaufsläden gesäumten Innenhof hat man die höchste Kristallglaspyramide der Erde gesetzt, bestehend aus 93.665 aufeinandergestapelten Kristallgläsern. 

Gut, daß der Bayerische Wald kein überregional bekanntes Erdbebengebiet ist…

Zweites industrielles Standbein der Stadt ist das Bierbrauen. Die Lagerbierbrauerei Adam Janka, kurz Janka Bräu, wurde allerdings 2006 geschlossen , die Gebäude stehen leer.

Es gibt aber noch andere Brauereien in Zwiesel; dazu später noch mehr, in einem anderen Beitrag.

Bayerisch Eisenstein

Der höchste Berg des Bayerischen Waldes ist bekanntlich der 1456m hohe Arber (genauer: der Große Arber). Auf der gesamten Strecke vom Arbersee bis Eisenstein gibt es zwar viele schöne Blicke auf den Berg, aber (bis auf den Parkplatz der Bergbahn) keine einzige Haltemöglichkeit. Schade. Immerhin bieten sich aber von Bayerisch Eisenstein auch Ausblicke, wenn auch aus deutlicher Entfernung.

Der kleine Ort liegt unmittelbar an der tschechischen Grenze.

Und zwar so dicht an der Grenze, daß das langgestreckte Bahnhofsgebäude in zwei Staaten steht: Die Grenze verläuft mitten durch das Gebäude, das somit Bahnhof von Bayerisch Eisenstein und von Železnà Ruda-Alžbětín ist.

Grenzüberschreitenden Zugverkehr gibt es aber erst seit dem Zerfall des Ostblocks. An den Eisernen Vorhang erinnert noch ein Stück Stacheldraht auf der Grenze (links im Bild der Grenzstein), die man heute ohne Kontrolle passieren kann.

Zum Bahnhofsgelände gehört auch das Eisenbahnmuseum des Ortes.

Bodenmais und der Silberberg

Wandertag!

Von Bodenmais führt der “Silbersteig” genannte Rundweg hinauf zum Silberberg.

Wie der Name schon vermuten läßt, wurde hier Silber abgebaut, aber auch andere Erze wie Eisen.

Und das schon seit dem Mittelalter; unterhalb des Gipfels kann man die in den Fels geschlagenen Stollen noch sehen.

Reste des Erzabbaus findet man am Berg ganz häufig.

Der Weg führt auch vorbei an den Ruinen einer Vitriolhütte: Hier wurde ab 1772 aus schwefelhaltigem Gestein  Vitriolöl hergestellt, also Schwefelsäure. Die Hütte ist einer der frühesten Orte der Industrialisierung in Bayern.

Zur Spitze und zum Gipfelkreuz des 955m hohen Silberberges sollte man unbedingt hinaufklettern.

Die Aussicht von dort ist großartig. Man sieht Bodenmais und die Berge des Bayerischen Waldes.

Daß man hier nicht allein ist, liegt weniger an allgemeiner Wanderlust, sondern hauptsächlich daran, daß auch ein Sessellift bis fast auf den Gipfel des Berges fährt… 300m abseits der Bergstation herrscht aber schon wieder die Stille des Waldes.

Bodenmais selbst ist ein kleiner Erholungs- und Kurort mit gemütlichem Marktplatz.

Die trockenen Rahmendaten zu einer landschaftlich herausragend schönen Wanderung: 13,65km in 2:40h (netto). Ca. 340hm. 

Lapin du Sommet:

Bad Kötzting 

Von Cham aus in Richtung Bad Kötzting dringt man dann schon tiefer in den Bayerischen Wald ein. Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist die schöne Kirchenburg. Das ist mehr als eine Église fortifiée, wie ich sie in der Thiérache vorgestellt hatte, nämlich ein Ensemble aus Kirche, Schloß und Befestigungsanlagen.

Im Schloß gibt es ein kleines Museum zum Kötztinger Pfingstritt, einer seit 1412 abgehaltene Bittprozession, die sich auch in den Deckenfresken der Kirche finden läßt. 

Sehenswert ist auch das Ortszentrum der kleinen Stadt, zum Beispiel das Rathaus. 

Und dieses Motiv verlangt geradezu nach einer Schwarz-Weiß-Aufnahme:

Lapin Nostalgie:

Da die Stadt BAD Kötzting heißt, gibt es natürlich auch einen Kurpark mit allem, was dazugehört: Viel Wasser, Blumen, Pavillons etc.

Am Rand der hübschen Parkanlage und direkt am Ufer des Regen liegt das Stadion am Roten Steg mit seinem Schmuckstück: Einer Holztribüne.

Die ist zwar etwas dunkel und auf den Bildern wohl (auch wegen des Gegenlichtes) kaum zu erkennen, aber Holztribünen sind ja grundsätzlich und immer großartig.