Album 9

Die Album-Reihe geht übrigens auch weiter. Der Juni-Band ist inzwischen da. Es wird dann noch einen Juli-Band geben; danach ist Sommerpause – ich muß dann erst einmal wieder Material sammeln, mit dem ich ein Album basteln kann. Band 11 wird wohl im Oktober erscheinen und den zweiten Zehnerblock der Reihe einläuten. Jetzt aber erstmal zu Band 9: Tirol und Vorarlberg.

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Tirol: Résumé

Lapin im Wanderland (Les aventures du Lapin Voyageur au pays des randonnées)

Das war nun also die große Hasenblog-Österreich-Tour 2018 durch Tirol. Mit 20 Reisetagen, an denen ich 3.249 Kilometer gefahren und etwa 100 Kilometer gewandert bin (83,05 Kilometer laut Tracking, das ich aber speziell für kürzere Wanderungen im Bereich 5-10 Kilometer in der Regel nicht eingeschaltet habe). 55 57 Blogbeiträge habe ich Euch um die Ohren gehauen und dabei längst nicht alles gezeigt, was auf meiner Reiseroute lag.

Dank einer mehr als zweiwöchigen Schönwetter-Phase brauchte erst am drittletzten Reisetag erstmals den Regenschirm. Der Reisehase hatte also wieder einmal ein glückliches Händchen bei der Terminwahl (auch wenn die Reisezeit eher so gelegt war, um die Pfingstferien zu umgehen). Das permanent gute Wetter sorgte aber auch dafür, daß die Anzahl der Photos insgesamt etwas durch die Decke gegangen ist, weil ich ja bei Regen die Kamera sogar mal in der Tasche lasse.

Da ich zu exakt derselben Zeit und fast genauso lang wie letztes Jahr unterwegs war, bietet sich der Vergleich mit der Steiermark-Tour 2017 an. Den aber, so mein momentaner Eindruck, gewinnt die Steiermark recht deutlich gegen Tirol.

Das große Plus Tirols (und ja letztlich auch verantwortlich dafür, daß das Land ein so beliebtes Reiseziel ist) ist natürlich die Landschaft. Speziell als Wanderland ist Tirol tatsächlich erstklassig.

Wobei es Ende April / Anfang Mai natürlich noch so früh ist, daß Wanderungen in den Regionen oberhalb von etwa 2000 Metern schwierig sind. Die Wege sind noch schneebedeckt, und die höhergelegenen Almen oder Hütten sind um diese Jahreszeit noch geschlossen. Schöne Wanderungen bot die Tour aber natürlich trotzdem, zum Beispiel im Stubaital von Neustift zu den Kartnallhöfen (wo man in der dortigen Jausenstation übrigens nicht nur sehr gut essen kann, sondern auch sehr freundlich bedient wird).

Die Steiermark ist aber zum Beispiel, was die Orte und ihre Architektur angeht, deutlich vielseitiger als Tirol, wo sich die Orte dann doch ähneln. Es gibt aber sehr hübsche Städte und Dörfer in Tirol (Imst, Hall, Rattenberg, Nauders oder Serfaus zum Beispiel). An anderen Stellen, wie in Sölden, hat die Tourismusindustrie allerdings vom traditionellen Ort kaum etwas übriggelassen.

Architektonisch bietet die Region daher keine allzu große Vielfalt. Der recht ausführliche Knaur Kulturführer beschreibt konsequent alle einigermaßen sehenswerten Pfarrkirchen, aber kaum andere Gebäude, und in vielen kleineren Dörfern ist die Kirche (meist gotisch oder barock) tatsächlich auch das einzig erwähnenswerte Einzelbauwerk. 

Vielleicht ist auch deshalb die Auswahl an aktuell verfügbaren Reiseführern so erstaunlich klein (den Knaur gibt es nur noch antiquarisch). Der Dumont Tirol von Ducke/Thoma (2017) konzentriert sich stark auf Hotel- und Restauranttips, bleibt aber speziell was Architektur und Geschichte angeht sehr oberflächlich. Mancher Ort fehlt ganz, andere Gegenden (speziell Osttirol) sind nur sehr knapp abgehandelt; mir fehlten da an zu vielen Stellen die Informationen.

Moderne Architektur ist in Tirol außerhalb Innsbrucks vergleichsweise spärlich vertreten; einige wenige erwähnenswerte Bauten stehen im Inntal, z.B. das Schigymnasium in Schwaz, die Völser Emmauskirche (Josef Lackner, 1965-67) oder das neue Gemeindezentrum in Haiming. 

In Mayrhofen steht das neue Kulturzentrum:

Hin und wieder bietet die Tal- oder Bergstation einer Bergbahn einen außergewöhnlicheren Entwurf; ein Beispiel ist die Penkenbahn, ebenfalls in Mayrhofen. 

Aber herausragende Bauten, wie sie die Steiermark (oder auch das – zu Unrecht – völlig unterschätzte Vorarlberg) bieten, sind in Tirol, auf die Fläche gesehen, eher selten.

Auch kulinarisch kann Tirol nicht mit der Steiermark mithalten, was aber zugegebenermaßen auch schwierig ist, weil es dort ja an allen Ecken und Enden etwas zum Hineinbeißen gab, von Kernöl über Obst und Wein bis hin zu Käse, Schinken und Schokolade. Regionale Produkte, die man in Tirol häufig direkt beim Erzeuger kaufen kann, sind z.B. der Graukäse oder die in zahlreichen Varianten hergestellten Obstbrände. In Heinfels in Osttirol produziert Loacker Eiswaffeln und Schokoladenprodukte und hat auch einen Firmenverkauf. Einzelne Konditoreien bieten handgeschöpfte Schokolade. In vielen Restaurants finden sich explizit regionale Gerichte auf der Karte; vielfach gibt es z.B. die berühmten Tiroler Speckknödel.

Leider stellte sich bei mir im Laufe der Reise, insbesondere in Innsbruck, aber vereinzelt auch im Rest Tirols, der Eindruck ein, daß nicht allzu viel Wert auf Höflichkeit und Freundlichkeit Wert gelegt zu werden scheint. Zumindest habe ich es so erlebt (und formuliere deshalb auch recht vorsichtig – nach zwei, drei Erlebnissen in Innsbruck könnte ich das durchaus auch schärfer ausdrücken).

Man gewinnt bald den Eindruck, daß man nur das Beste des Reisenden will: Sein Geld. Es ist ja nun so, daß ich durchaus bereit bin, den Geldbeutel aufzumachen, wenn ich auf Reisen bin. Aber das ständige Handaufhalten sorgte jedenfalls bei mir zunehmend für gereizte Stimmung, zumal man sich dem auch außerhalb der ohnehin als Touristen-Hochburgen bekannten Orte wie Sölden, Seefeld oder Kitzbühel fast nicht entziehen konnte.

Bei mehr als 47 Millionen Übernachtungen in Tirol im Jahr 2017 (davon 26,5 Mio. im Winter) ist man natürlich überhaupt nicht mehr darauf angewiesen, jeden Einzelreisenden zu umgarnen, selbst wenn derjenige in Begleitung des Reisehasen unterwegs ist. Wobei ich eigentlich als Reisender gar nicht großartig umgarnt werden möchte. Nur will ich mich eben auch nicht geschröpft fühlen. Daß der gefühlte Tiefpunkt der Tour nicht in Tirol lag, sondern auf deutscher Seite in Ettal (vom Besuch des Ortes sei hiermit vehement abgeraten), möchte ich aber auch nicht unerwähnt lassen.

Mit Überquerung der Felbertauern fühlte ich mich jedenfalls sofort deutlich wohler, also in Osttirol und im westlichen Kärnten (Mölltal, Gailtail, Pustertal). Das heißt aber natürlich nicht, daß es im eigentlichen Tirol (in Österreich auch als Nordtirol bezeichnet) nicht auch Sehenswertes gegeben hätte. Auch dort gab es natürlich viele Stellen zum Wohlfühlen, und die Tour war insgesamt auch sehr schön. Sonst wäre auch die (chronologisch sortierte) Liste der Höhepunkte nicht so lange geworden:

– Highline179 bei Reutte
– Dalaas und das Klostertal
– Stuibenfall im Ötztal
– Grainau
– Zisterzienserstift Stams
– Altstadt von Hall in Tirol
– Alpenzoo Innsbruck
– Silberbergwerk Schwaz
– Rattenberg
– Felbertauernstraße
– Lienz
– Römermuseum Aguntum
– Hotel Tauernstern in Winklern <3

Die Orte, die ich auf dieser Tour nicht mehr geschafft habe (speziell die Silvrettastraße, die Gegend um Saalfelden am Steinernen Meer und das Gebiet am Hochkönig) lege ich mir mal für den Spätsommer auf Wiedervorlage. Das könnten ein paar schöne verlängerte Wochenenden werden; wer möchte, kann dann gerne mitkommen. ?

So, und nun wird es erst einmal ein kleine Pause hier geben, denn vor mir liegen etwa 3.600 Photos, die sortiert, gesichtet und (zu einem kleinen Teil) bearbeitet werden müssen, damit demnächst ein neuer Photo-Bildband in den Éditions du Lapin erscheinen kann.

Pfüats Eich,
Servus,
Euer Lapin Voyageur

Stams

Und noch ein Nachtrag: Stams im Inntal. 

Was die Vervollständigung meiner Besuchsliste österreichischer Zisterzienserklöster angeht, wird mich Tirol nicht allzu sehr weiterbringen. Das einzige Kloster des Ordens in weitem Umkreis (und auch das einzige auf dieser Tour) ist das Stift Stams.

Das gehört aber auf jeden Fall zum Pflichtprogramm eines Tirolbesuchs. Das Kloster wurde 1273 als Tochterkloster von Kaisheim in Schwaben gegründet und besteht noch immer. Die heutige Anlage stammt aber vollständig aus der Barockzeit.

Der Innenraum der Klosterkirche ist ein Meisterwerk des Hochbarock.

Zeitgleich mit mir ist hier auch eine Reisegruppe aus Lyon, und ich belausche ein bißchen die Gespräche während der Schnapsprobe im Klosterladen. ? Die Verkäuferin spricht prima französisch, was daran liegt, daß sie aus Cannes stammt. Auf Konversation auf Französisch war ich hier mitten in Tirol gar nicht vorbereitet (komme damit aber besser zurecht als wenn jemand den echten Tiroler Dialekt auspackt).

Und apropos Schnapsprobe…

Stams lohnt einen Besuch. Fahrt hin!

Lavant

Oh, da ist ja noch ein Beitrag im Entwurfsstadium hängengeblieben.  Datum: Montag, 14.05.

Zum Abschluß nochmal eine Wanderung. Eine kleine allerdings; ohne Tracking. Es geht hinauf zur Kirche oberhalb von Lavant.

Der kleine Ort liegt nicht weit von Lienz zwischen der Drau und den Bergen der Lienzer Dolomiten. Heute deutet im Ort wenig darauf hin, aber in der Spätantike war Lavant eine bedeutende Siedlung, die sogar Sitz eines Bischofs war. Für die Bewohner der unten im Tal gelegenen Römerstadt Aguntum war Lavant immer ein Zufluchtsort.

Die Reste der frühchristlichen  Bischofskirche wurden ausgegraben und werden auch aktuell noch archäologisch untersucht. 

Die Mauerreste liegen am Kirchbichl, einem Hügel oberhalb von Lavant. Dieser ist noch immer Standort eines Kirchengebäudes, nämlich der barocken Wallfahrtskirche St. Ulrich.

Vom Friedhof, der die Kirche umgibt, überblickt man das gesamte Lienzer Becken und das Drautal sowie die umliegenden Gebirgsgruppen.

Am Fuß der Berge liegt im Nachbarort der kleine Tristacher See. 

Auf den Bildern sieht er recht idyllisch aus, aber ein Hotel, Strandbäder und ein Campingplatz am Ufer sowie ein großer Parkplatz lassen darauf schließen, daß hier im Sommer bei schönem Wetter einiges los ist.

Aguntum

Nunc scripsit Lepus Romanus.

Es wird nun – erstmals auf dieser Tour – römisch. Die antike Stadt Aguntum liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Dölsach, nur wenige Kilometer östlich von Lienz.

Mit vollem Namen hieß die Stadt Municipium Claudium Aguntum. Der römische Kaiser ernannte die Siedlung in der Zeit um 50 n. Chr. zum Municipium, also zu einer Marktstadt. Es ist die einzige bedeutende Römische Siedlung auf heutigem Tiroler Boden.

Das Municipium lag in der römischen Provinz Noricum und war eine Handelsstadt, aber kein Militärstandort. Ab 50 n. Chr. erlebte die Stadt eine Blütezeit, die bis etwa ins Jahr 400 anhielt. Sie verdankte ihren Wohlstand wohl auch dem Abbau des Tauerngoldes in den Bergen der Umgebung. 

In der Spätantike wirkten sich auch hier die Wirren der Völkerwanderungszeit aus, und eine Schlacht zwischen Bajuwaren und Alpenslawen im Jahr 610 scheint das endgültige Ende von Aguntum besiegelt zu haben.

Seit dem frühen 20. Jh. wird Aguntum planmäßig ausgegraben, teilweise unter der Bundesstraße, die sich quer durch das antike Stadtzentrum fräst. 

Die Ausgrabungen kann man besichtigen; zum Vorschein kamen Häuser, die sich entlang einer Hauptstraße gruppierten, ein Handwerkerviertel, ein Forum, Markthallen und Villen offenbar sehr begüterter Bürger. Das Stadttor auf der Ostseite wurde teilweise rekonstruiert.

Ebenfalls freigelegt wurden die für eine römische Stadt ja unvermeidlichen Bäder:

Hic videmus Lepus Peregrinus in thermae: (ob das wohl stimmt? ? Mein großes Latinum habe ich ja schließlich als Gratis-Zugabe für den Griechisch-LK erhalten…)

Auf dem Gelände ist ein Aussichtsturm errichtet worden, dessen oberste Plattformen für mich schon wieder eine gewisse Herausforderung darstellen. 

Fundstücke aus Aguntum und Informationen zur römischen Alltagskultur bietet das auf dem Gelände befindliche Museum mit einer schön gemachten Ausstellung.

Lienz

Fürs Protokoll: In Lienz war ich schon am Freitag. Es paßt aber inhaltlich besser zum heutigen Montag. Daher das etwas abweichende Wetter im Vergleich zu den anderen Postings von heute. ?

Lienz hatte ich zwar als einigermaßen hübsch in Erinnerung, aber bei weitem nicht als so schön wie ich es dieses Mal fand.

Mit knapp 12.000 Einwohnern ist Lienz die größte Stadt Osttirols und als Kreisstadt so etwas wie die Hauptstadt des vom restlichen Tirol getrennten Landes. Seit der Abtretung Südtirols an Italien führen alle Verbindungen entweder durch Südtirol oder durchs Land Salzburg. Ein Anschluß an Kärnten war zwar auch hin und wieder mal im Gespräch. In der Nazizeit wurde er für einige Jahre auch vollzogen (Osttirol wurde dem Gau Kärnten zugeschlagen), 1947 aber wieder rückgängig gemacht. Geographisch wäre es zwar sinnvoll, weil die Wege nach Kärnten kürzer sind als nach Tirol, aber in Osttirol wollte man immer Tiroler bleiben. 

Lienz hat eine kleine Altstadt mit vielen bunt, meist in Pastelltönen, gestrichenen Häusern. Auch am Hauptplatz:

Hier am Hauptplatz steht auch die Liebburg, das aus dem 17. Jahrhundert stammende Schloß der Grafen Wolkenstein-Rodenegg (heute Rathaus):

In den Straßen ist Markt, und man kann sich prima mit regionalen Fleisch-, Wurst-, Käsespezalitäten, Fisch, Honig, Brot und vielem mehr eindecken.

Am Stadtzentrum vorbei fließt die Isel, die von den Felber Tauern her kommt und in Lienz in die Drau mündet.

Pustertal

Und noch ein Tal. ?

Das Pustertal verbindet Lienz in Osttirol mit Bruneck in Südtirol; die nach dem Ersten Weltkrieg im Zuge der Abtretung Südirols an Italien gebildete österreichisch-italienische Grenze verläuft also mitten durch das Tal.

Auf italienischer Seite liegt Toblach, wo Gustav Mahler drei Sommer verbrachte und unter anderem seine 9. Sinfonie und Das Lied von der Erde komponierte. Hier wohnte er zu dieser Zeit:

Sein Denkmal steht im Ortszentrum.

Toblach liegt am Fuß der Drei Zinnen, die vermutlich in diese Richtung zu finden wären. 

Da ich am 18. Reisetag erstmals den Regenschirm auspacken muß, will ich mich aber mal nicht übers Wetter beschweren. Aber der Schirm ist jetzt jedenfalls nötig.

Es bleibt dann aber eigentlich bei einem Schauer. Schon im nur 5km entfernten Innichen (San Candido) ist es jedenfalls wieder trocken. Trüb und bedrohlich dunkel zwar, aber trocken.

Hier, im Grenzort nahe der Drauquelle, steht die Stiftskirche eines 769 durch den  bayerischen Herzog Tassilo gegründeten Klosters. An der Kirche wurde fast 200 Jahre lang gebaut: Von 1143 bis 1326.

In Heinfels, wieder auf österreichischer Seite, steht noch die alte Bunbrugge (Bannbrücke), eine gedeckte Holzbrücke von 1781 über den Villgraterbach.

Diese Rarität ist dem Dumont-Reiseführer Tirol keine Erwähnung wert, ebensowenig wie Schloß Heinfels hoch über dem Tal. Ich frage mich, warum ich das Buch denn überhaupt mitschleppe.

Ebenfalls in Heinfels produziert Loacker Eiswaffeln und Schokolade und betreibt auch eine kleine Ausstellung und einen Fabrikverkauf.

Natürlich gehe ich da nicht mit leeren Händen raus. ?

Weiter talabwärts bessert sich das Wetter zunehmend. Parallel zur Bundesstraße unten im Tal kann man auch die Pustertal-Höhenstraße fahren und kommt dann unter anderem durch Anras (mit Kirche und Schloß)…

…Unterried…

…und Sankt Justina, für dessen Pfarrkirche das Verb “thronen” perfekt paßt.