Derry: Bloody Sunday

Kein schönes Thema, aber leider eines, das untrennbar mit Derry und mit der Bogside verbunden ist: Der sogenannte Blutsonntag, der 30. Januar 1972. Besungen wurde dieser schwarze Tag der irischen Geschichte unter anderem von U2, John Lennon (mit sehr explizitem Text) und der Band Cruachan.

Damals wurden bei einer nicht genehmigten, aber ursprünglich friedlichen Demonstration für Bürgerrechte 13 Menschen von Soldaten der britischen Armee erschossen. Anschließend sprach eine Kommission der britischen Regierung den Getöteten die Schuld zu, weil sie angeblich die Armee-Einheiten angegriffen hätten. Klassische Täter-Opfer-Umkehr. Erst ein 1998 von Tony Blair in Auftrag gegebener und erst 2010 veröffentlichter Report bewies, daß all das nicht stimmte: Alle 13 Getöteten waren unbewaffnet, und es waren die Fallschirmjäger-Truppen, die das Feuer eröffnet hatten. Die Stellen, an der die tödlichen Schüsse fielen, sind genau dokumentiert.

Das Gebiet sieht heute anders aus, weil die beiden hohen Wohnblöcke, die Rossville Flats, in den 80er Jahren abgerissen wurden. Dies ist, in das obere Bild übertragen, der Blick von dem rot markierten Gebäude (heute das Museum) nach rechts über den dreieckigen Platz hinweg:

Links im Bild, wo heute zweigeschossige Backsteinhäuser sind, standen die Rossville Flats. Die Straße im Vordergrund ist die Rossville Street. Sie führt nach rechts direkt auf die Free Derry Corner zu. Die kleine Sackgasse in der Bildmitte ist der Joseph Place, der damals entlang der Rossville Flats verlief.

Die Geschichte dieses Tages, seine Vorgeschichte und seine Auswirkungen werden im Museum of Free Derry nacherzählt.

Das Museum ist durchaus harter Stoff. Zu sehen sind unter anderem Filmaufnahmen dieses Tages, darunter auch welche von William McKinney, der an diesem Tag mit seiner Schmalfilmkamera filmte. Er starb kurz nach den letzten Filmaufnahmen durch einen Schuß in den Rücken. Die Kamera ist im Museum ausgestellt, ebenso Kleidungsstücke, die andere Opfer an diesem Tag trugen, wie hier die Jacke von Michael McDaid.

Erst 2010, nach der Veröffentlichung des Saville Reports, bat Premierminister David Cameron um Verzeihung und bezeichnete die Geschehnisse als “unjustified and unjustifiable” – als ungerechtfertigt und unvertretbar. Damit war endlich offiziell, was man in der Bogside schon seit 1972 gewußt hatte: Unschuldig.

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