Derry

Nach so viel wunderschöner Landschaft wird es jetzt aber mal Zeit für eine wunderschöne Stadt: Der Reisehase präsentiert Derry (irisch: Doire, was “Eichenhain” bedeutet).

Bekannt ist Derry vor allem als eines der Städte, in denen der Bürgerkrieg in Nordirland besonders stark tobte, und um das Thema kommt man hier natürlich auch heute nicht herum. Aber die Stadt hat auch ein äußerst sehenswertes Zentrum. Es ist komplett von einer breiten Stadtmauer umgeben: Die Derry Walls sind vollständig erhalten, wurden nie zerstört, man kann sie auf voller Länge begehen und hat von überall eine gute Sicht auf die Vorstädte und ins Umland. Vor allem von den verschiedenen Bastionen:

Direkt hinter der Mauer steht auch die St. Columb’s Cathedral der (anglikanischen) Church of Ireland.

Und das ist der Teil der Mauer im Bereich der Artillery Street. Die Mauer ist stellenweise bis zu neun Meter breit.

Nach Osten läuft die Mauer auf einen Bereich mit modernen Gebäuden zu, darunter das Millennium Forum (ein Theater), die St. Columb’s Hall und die Zentralbibliothek. Es gibt auch schon einen ersten Vorgeschmack auf die Murals, die großen Wandbilder, für die Derry auch bekannt ist. Hier erinnert man an eine vor ein paar Jahren produzierte Fernsehserie: “Derry Girls” spielt zur Zeit der “Troubles”. Auf die Murals komme ich aber im Folgebeitrag noch ausführlicher zurück.

Weiter geht’s zur Ostseite der Derry Walls. Zwischen Shipquay Gate und Magazine Gate…

…hat man einen schönen Blick auf den Rathausplatz mit der Guildhall.

Wenn man von der Stadtmauer hinabsteigt, kann man sich ins Stadtleben stürzen. Die Straßen sind belebt, man kann draußen sitzen und hat eine große Auswahl an Pubs und Cafés. Gefällt mir wirklich richtig gut.

Durchs Stadtgebiet und an der Altstadt vorbei fließt der River Foyle, der bei Strabane und Lifford aus dem Zusammenfluß von Finn und Mourne entsteht und kurz hinter Derry eine große Meeresbucht bildet, den Lough Foyle zwischen der Halbinsel Inishowen (Donegal) und dem County Derry. Über den Fluß wurde 2011 die Peace Bridge eröffnet, eine Fußgängerbrücke, die die katholischen und protestantischen Viertel der Stadt auch symbolisch verbinden soll. Denn auf der Ostseite des Foyle liegt die “Waterside”, wo überwiegend Protestanten wohnen. Die Katholiken, die gut drei Viertel der etwa 85.000 Einwohner Derrys ausmachen, leben überwiegend westlich des Flusses, in der “Bogside”. Dem Stadtteil werden wir gleich noch näher begegnen.

Ein Wandgemälde ist der bekanntesten Band aus Derry gewidmet: Die Undertones hatten einige größere Hits in den englischen Charts, zum Beispiel das punkige “Teenage kicks” (1978) und das etwas poppigere “Wednesday Week” (1980) . Bekannt ist der Leadsänger der Band: Feargal Sharkey war etwas später auch in Deutschland erfolgreich. “A good heart” muß man kennen, wenn man in den 80ern groß geworden ist. Wobei ich die Nachfolge-Single “You little thief” eigentlich immer etwas besser fand, aber die war nicht ganz so ein Chart-Erfolg.

So schön also ist Derry. Aber die Geschichte der Stadt kennt leider auch sehr, sehr dunkle Kapitel. Und die kann ich nun mal nicht auslassen. Also auf in die Bogside.

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